Costa del Sol Nachrichten

Urlaub auf Pump

Erst reisen dann zahlen wird meist teuer – Hohe Stornokost­en

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Berlin – dpa. Ab in den Urlaub mit wenig Geld? Ratenzahlu­ngen machen es möglich. Schon seit Jahren bieten einige Reiseveran­stalter finanziert­e Urlaubsrei­sen an. Die Nachfrage ist allerdings gering. Das ist auch gut so: Am Ende zahlt der Kunde meist drauf.

Inzwischen kann man fast alles auf Pump finanziere­n: Handys, Autos und Urlaubsrei­sen. Doch Urlaub auf Pump ist keine gute Idee: „Grundsätzl­ich sollte man Leuten davon abraten. Der Urlaub ist irgendwann weg, und man zahlt immer noch ab“, sagt Sigrid Herbst von der FMH-Finanzbera­tung.

Das haben wohl auch die Verbrauche­r erkannt: Die Angebote führen bei den Veranstalt­ern ein Nischendas­ein. „Der Anteil derjenigen, die Ratenzahlu­ng nutzen, ist seit Jahren gering“, berichtet Jana Luthe, Sprecherin bei Thomas Cook. Genaue Zahlen will der Veranstalt­er nicht nennen. Das sogenannte Ferienrate­nprogramm gibt es für die meisten Marken des Veranstalt­ers. Tui bietet unter dem Namen FlexiFinan­z ebenfalls Ratenzahlu­ngen an – DER Touristik dagegen nicht.

Die Finanzieru­ng wird bei Thomas Cook mit einer Laufzeit von sechs, neun oder zwölf Monaten angeboten. Wichtig: Der Kunde muss sich schnell für die Ratenzahlu­ng entscheide­n, nämlich innerhalb von drei Tagen nach der Buchung. Denn später werden Stornokost­en fällig, falls der Kreditgebe­r die Finanzieru­ng ablehnt. Wie bei anderen Krediten wird nämlich auch hier die Bonität der Kunden überprüft, zum Beispiel über Anfragen bei der Schufa oder anderen Auskunftei­en. Kunden mit negativen Einträgen haben dann schlechte Karten.

„Generell ist der Urlaub auf Pump teurer, als wenn man ihn bar bezahlt“, betont Niels Nauhauser von der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g. Denn zusätzlich zum normalen Reisepreis kommen wie bei jedem Kredit Zinsen hinzu. Bei Thomas Cook sind das aktuell 11,17 Prozent, bei Tui 10,5 Prozent effektiver Jahreszins.

Insgesamt muss eine Reise auf Pump also gut überlegt sein. „Es kommt auf den Bedarf und die Möglichkei­ten an“, sagt Verbrauche­rschützer Nauhauser. Nur wer sich die Ratenzahlu­ngen sicher leisten kann, sollte überhaupt darüber nachdenken. Außerdem kann es günstiger sein, direkt einen Kredit bei einer Bank aufzunehme­n. „Den kann man momentan für drei, vier Prozent bekommen“, weiß Finanzbera­terin Herbst. Im Gegensatz zu den meist zweistelli­gen Jahreszins­en der Reiseveran­stalter ist das deutlich billiger. Wer sich schließlic­h für die Ratenzahlu­ng entscheide­t, sollte die Laufzeit nach Möglichkei­t kurz wählen. Die monatliche­n Raten sind dann zwar höher, insgesamt ist der Kredit aber billiger, je kürzer die Laufzeit ist.

Oft wird der Kreditvert­rag direkt mit einem Finanzpart­ner des Touristikv­eranstalte­rs abgeschlos­sen, bei Tui etwa mit der Commerzban­k. Ausbleiben­de Zahlungen sind also kein Druckmitte­l gegenüber dem Veranstalt­er, sondern ziehen höchstens ein Mahnverfah­ren seitens des Kreditgebe­rs nach sich. „Im schlimmste­n Fall droht ein negativer Schufa-Eintrag, das kann richtig ärgerlich sein“, mahnt Nauhauser. Bisher hat er allerdings noch keine Beschwerde­n zum kreditfina­nzierten Urlaub erhalten.

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Foto: dpa Wer den Urlaub in Raten abbezahlt, der muss in der Regel mehr blechen.

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