Von der Pergola zum Politikum
Ex-Verteidigungsministerin Carme Chacón streitet sich mit ihren Nachbarn in Terreros über eine Laube
Pulpí – sg. In der luxuriösen Wohnsiedlung Mar de Pulpí in San Juan de los Terreros ist ein Streit ausgebrochen. Im Mittelpunkt stehen eine Pergola aus Holz sowie Spaniens frühere Verteidigungsministerin Carme Chacón. Die meisten Hausbesitzer in der Urbanisation direkt am Meer sind der Meinung, dass die Sozialistin ihre Gartenlaube wieder abbauen muss, weil die Installation gegen die Statuten der Eigentümerversammlung verstößt. Chacón spricht dagegen von einer Diskriminierung ihrer Familie aus ideologischen Gründen. Inzwischen sind beide Parteien vor Gericht gezogen.
Streit bricht in 2011 aus
Die Fehde zwischen der Politikerin und ihren Nachbarn begann bereits im Jahr 2011, wie die Zeitung „El Mundo“berichtet. Damals kauften Carme Chacón, deren Vater und Schwester ein rund 300.000 Euro teures und 90 Quadratmeter großes Reihenhaus in dem neuen Urlaubsresort bei San Juan de los Terreros. Chacón soll die Ferien seit ihrer Kindheit in der Provinz Almería verbringen, da ihr Vater Baltasar Chacón ursprünglich aus der Ortschaft Olula del Río stammt.
Kurz nach dem Einzug in das neue Haus ließen die Chacóns eine schattenspendende Pergola aus Holz in ihrem Garten bauen und sorgten damit für Unmut bei den Nachbarn. Laut „El Mundo“wurde beim Kauf festgelegt, dass Veränderungen an der Außenfassade, die die Ästhetik des Gebäudes beeinträchtigten, nur mit der Genehmigung der Eigentümerversammlung durchgeführt werden dürfen. Doch die Chacóns hatten weder die anderen Hausbesitzer gefragt, noch eine Lizenz beim Bauamt von Pulpí beantragt.
Die Familie wurde daher schriftlich aufgefordert, die Laube wieder abzubauen, doch diese blieb mit dem Argument stehen, dass sie niemanden belästige. 2014 zogen die Eigentümer vor Gericht, vertreten durch einen Anwalt aus Lorca, nachdem zuvor fünf Rechtsvertreter aus Murcia den Fall abgelehnt hatten. Die Maßnahme zeigte Wirkung. Die Pergola wurde abgebaut, die Nachbarn zogen die Anzeige zurück.
Laube erneut aufgestellt
Doch im vergangenen und diesen Sommer stellten die Chacóns die inzwischen weiß wie die Außenwände gestrichene Laube während ihres Aufenthalts wieder auf, um sie vor der Abreise wieder verschwinden zu lassen. Die Eigentü- mer reagierten verärgert und drohen mit einer neuen Klage, über die bei der nächsten Versammlung im September abgestimmt wird. Inzwischen hat Carme Chacón beim Gericht in Huércal-Overa Klage eingereicht wegen politischer Verfolgung und Diskriminierung. Der Anwalt teilte mit, dass das Vorgehen einiger Eigentümer sehr wahrscheinlich nichts mit der Ästhetik der Fassade zu tun habe, sondern mit der politischen Zugehörigkeit von Carme Chacón.
Laut „El Mundo“unterstützt die Mehrheit der Eigentümer eine Klage gegen die sozialistin. Sie warfen Chacón Arroganz und Verbohrtheit vor, sich nicht an die Regeln der Gemeinschaft zu halten und ihre Pflanzenhecken nicht vorschriftsmäßig zu kürzen.
Die Ex-Ministerin hat aber auch Unterstützer in ihrer Nachbarschaft, die nichts gegen die Pergola einzuwenden haben und den Gegnern vorwerfen, aus politischen Gründen zu handeln, weil sie Anhänger der konservativen Volkspartei PP seien.