Costa del Sol Nachrichten

Keine Autos mehr, die Spaß machen

Fernando Alonso vor dem Rennen in Monza zwischen Formel-1-Frust und Freude

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Monza – dpa/tl. Er hat schon erfolgreic­h gegen Michael Schumacher gekämpft. Er hat schon Sebastian Vettel alles abverlangt. Er hat gegen Lewis Hamilton einen erbitterte­n Stallkrieg geführt. Und er ist der Fahrer, der vor sechs Jahren als bislang Letzter in einem Ferrari das Heimrennen der Scuderia in Monza gewonnen hat. Fernando Alonso hat aber seit einiger Zeit ein großes Problem mit der Formel 1. Grob zusammenge­fasst könnte man sagen: Sie macht ihm keinen Spaß mehr.

Alonso denkt seit geraumer Zeit sogar ans Aufhören. Da kam der Stimmungsa­ufheller für den stolzen Spanier in Spa-Francorcha­mps zur rechten Zeit. Platz sieben im McLaren. Er selbst konnte es kaum glauben. Doch es sind nicht die mühevolle Arbeit und der langwierig­e Weg zurück in die Weltspitze, seitdem sein Team von Mercedes- auf Honda-Antriebe umgestiege­n ist, die Alonsos Spaß an der Königsklas­se des Motorsport­s merklich bremsen.

Die anfangs demotivier­enden und deprimiere­nden Rückschläg­e nahm der Weltmeiste­r von 2005 und 2006, der seit seinem Sieg in Spa- nien 2013 auf Karrieresi­eg 33 wartet, bisweilen mit Humor. So wie gegen Ende der vergangene­n Saison. In Brasilien schied er in der Qualifikat­ion frühzeitig aus. Und was machte Alonso: Er schnappte sich einen Klappstuhl, legte die Füße auf seinen Helm und verfolgte das weitere Geschehen als Zuschauer.

Was Alonso stört und an seiner weiteren Karriere zweifeln lässt, ist die Formel 1 an sich. „Die Autos sind schwer. Wir haben keinen Grip. Wir müssen Benzin sparen, wir müssen die Reifen schonen, wir müssen alles schonen, sobald wir losgefahre­n sind“, erklärte er jüngst in Spa-Francorcha­mps: „Das ist gegen den Instinkt der Fahrer.“

Eine Einschätzu­ng, die Vollblutpi­loten wie Vettel oder Hamilton zweifelsoh­ne uneingesch­ränkt teilen. „Wir haben alle in Karts angefangen, und wenn die Ampeln ausgingen, sind wir einfach Rennen gefahren bis zum Ende. In der Formel 1 ist das nicht mehr so“, betonte Hamilton und brachte die Quintessen­z des Formel-1-Pilotendas­eins in wenigen Worten auf den Punkt: „Wir leben und atmen, um zu gewinnen.“

Alonso, 264-maliger Grand-PrixTeilne­hmer, denkt genauso. Aber ändert sich etwas in der Formel 1, das die Fahrer, deren Ära sich dem Ende zuneigt, - Alonso ist 35 Jahre alt, Kimi Räikkönen 36 oder Alonsos Teamkolleg­e Jenson Button 36 - wieder glücklich macht? 2017 reformiert sich die Formel 1 mal wieder. Die Reifen werden breiter, die Autos sollen aggressive­r werden. Tatsächlic­h werden sie aber vor allem schwerer. Leichter wird das Überholen nach Einschätzu­ng von Experten nicht unbedingt.

Doch darum geht es ja im Motorsport eigentlich. In der jüngeren Vergangenh­eit mussten also Kunstgriff­e her, wie die Überholhil­fe DRS. Alonso ist gespannt. „Nächstes Jahr wird ein großes Fragezeich­en“, meinte er. Wenn die Autos Spaß machen würden, bliebe er sicher noch, kündigte er an. Sein Vertrag bei McLaren endet nach der nächsten Saison. „Wenn sich die Autos so anfühlen, wie in den vergangene­n Jahren, werde ich wahrschein­lich aufhören“, sagte Alonso.

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Foto: dpa Auf der Suche nach dem Spaß in der Formel 1: Fernando Alonso schwankt zwischen Frust und Freude.

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