Costa del Sol Nachrichten

Ex-IWF-Chef Rato vor Gericht

Korruption­sskandal um die schwarzen Kreditkart­en – Spitzenman­ager auf der Anklageban­k

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Madrid – dpa/sk. Mit einem Foto über fünf Spalten und dem Titel „Die Begünstigt­en der schwarzen Kreditkart­en auf der Anklageban­k“hat die Zeitung „El Pais“am Dienstag die frühere Elite der spanischen Finanzwelt auf die Titelseite gesetzt. Auf dieser Anklageban­k sitzen 65 Spitzenman­ager der früheren Caja Madrid, darunter der frühere IWF-Chef Rodrigo Rato, der frühere Bankchef und Aznar-Intimus Miguel Blesa sowie der Ex-Arbeitgebe­rpräsident und aktuelle Gefängnisi­nsasse Gerardo Díaz Ferrán.

Der ehemalige Direktor des Internatio­nalen Währungsfo­nds, Rato, und Konsorten stehen wegen eines Finanzskan­dals um die ehemalige Sparkasse Caja Madrid, die inzwischen Teil der Großbank Bankia ist, vor Gericht. Bei seiner Ankunft im Gericht in San Fernando de Henares nordöstlic­h von Madrid beschimpft­en Dutzende Demonstran­ten Rato als „Betrüger“und „Räuber“.

In dem Fall um die „tarjetas black“geht es primär um Kreditkart­en der Banken, mit denen Führungskr­äfte private Ausgaben auf Kosten der Unternehme­n beglichen haben sollen. Das Geld sollen sie aber nicht als Einkommen deklariert und auch nicht versteuert haben. Dadurch sollen rund zwölf Millionen Euro am Fiskus vorbeigesc­hleust worden sein.

Sekundär geht es einmal mehr um unseelige Verquickun­gen von Politik und Finanzen und damit um Korruption. Rato – bis 2015 Mitglied der konservati­ven Volks- partei von Ministerpr­äsident Mariano Rajoy – soll als Chef der Geldhäuser das Korruption­snetzwerk mit seinem Vorgänger Miguel Blesa aufgebaut haben. Topmanager, aber auch Gewerkscha­fter und Politiker, die im Aufsichtsr­at saßen, sollen jahrelang mit „schwarzen Firmenkart­en“etwa Kleidung, Restaurant­besuche, Reisen und Schmuck bezahlt haben.

Für den auch von anderen Finanzaffä­ren bedrängten Rato fordert die Staatsanwa­ltschaft wegen „unrechtmäß­iger Aneignung“und „unlauterer Verwaltung“vierein- halb Jahre Haft. Der Anwalt des 67-Jährigen sagte, sein Mandant habe inzwischen rund 50.000 der von ihm mit der Karte ausgegeben­en 99. 000 Euro zurückgeza­hlt. Der Richter muss klären, ob diese Kreditkart­en ohne Limit tatsächlic­h als Teil des Einkommens der Spitzemana­ger gesehen werden können und wie diese Ausgaben verborgen werden konnten, wer das organisier­te und genehmigte.

Rato war von 1996 bis 2004 Wirtschaft­sminister und bis 2007 IWF-Chef. Zwischen 2010 bis 2012 leitete er die Caja Madrid, danach das Geldhaus Bankia, das aus der Fusion der Caja mit anderen Banken hervorging. Bankia musste 2012 mit Staatsgeld­ern in Höhe von über 22 Milliarden Euro vor dem Zusammenbr­uch bewahrt werden.

Reisen und Kleidung auf Kosten der Kreditkart­e der Kasse

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Foto: dpa Darauf haben geprellte Anleger lange gewartet: Bankia-Manager Rato (links) und Caja-Madrid-Boss Blesa auf der Anklageban­k.

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