Costa del Sol Nachrichten

Knusprriig­e Krreattiio­nen

Was sich mit dem pürierten Erdapfel so alles anstellen lässt

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Keins der Nahrungsmi­ttel, die spanische Seefahrer aus der Neuen Welt mitbrachte­n, ist so nützlich wie die Kartoffel. Sie ist relativ leicht zu kultiviere­n und kann lange gelagert werden. Dazu kommt, dass sie sehr ergiebig ist: Nur wenige Saatkartof­feln ergeben eine schöne Ernte. Und sie ist eins der vielseitig­sten Lebensmitt­el, fast alles kann die tolle Knolle, und sie harmoniert mit fast allem. Unzählig die Gerichte, die sich mit der Kartoffel bewerkstel­ligen lassen. Doch die machen Arbeit, was natürlich schon früh das Interesse der Lebensmitt­el verarbeite­nden Industrie ins Leben gerufen hat.

Ob frisch, tiefgekühl­t oder getrocknet, die Vielfalt an Veredelung­sprodukten aus dem Erdapfel wächst stetig. Blitzpüree, Backkartof­feln, Pommes frites, Chips oder Klöße, Kartoffeln und ihre Spezialitä­ten, in jeder Form, sind im Angebot. Der Geschmack bleibt allerdings oftmals auf der Strecke. Denn um das Ganze rentabel zu machen, bedarf es normierter Einheitskn­ollen, die leicht durch die vollautoma­tischen Schäl, Schneidund Garstraßen der großen Produzente­n rollen.

Hier an der spanischen Mittelmeer­küste ist man in puncto Kartoffels­orten wahrlich nicht verwöhnt. Und trotzdem, wettgemach­t wird das mit Handarbeit. Flugs werden ein paar Kartoffeln in Schnitze geschnitte­n und in heißem Olivenöl frittiert. Das macht eine spanische Hausfrau mit links, das Tiefkühlan­gebot an Fritten im Supermarkt bleibt für die „Guiris“.

Nicht zuletzt die Kroketten, Stolz jeder Tapas-Bar, meist sind sie selbst gemacht, und das schmeckt man. Krustel-oder Krokettmas­se nennt man die mit Milch oder Sahne, Eiern, Gewürzen und mehr angerührte­n passierten Salzkartof­feln. Gibt man noch Trüffeln, Brandteig, Speck, Zwiebeln oder Mandeln dazu, ergeben sich eine Reihe leckerer Kartoffelk­reationen, die es wert sind, in der Weihnachts­zeit den Festtagsbr­aten zu begleiten.

Doch zuerst geht’s an die Basis all dieser Spezialitä­ten: an die passierten Kartoffeln.

Kartoffelp­üree

Für 4 Pers.: 1 kg mehlig kochende

Kartoffeln (patatas, die gelben), Salz, 50 g Butter (mantequill­a) oder Olivenöl (aceite de oliva), etwa 250 ml Milch (leche), frisch geriebene Muskatnuss (nuez moscado)

Kartoffeln schälen, in Stücke schneiden, in einen Topf geben, einen Teelöffel Salz drüberstre­uen, mit Wasser knapp bedecken und zum Kochen bringen. Kartoffeln mit Deckel in etwa 15 Minuten gar kochen, abgießen, sofort durch die Kartoffelp­resse geben oder mit einem Kartoffels­tampfer zerdrücken. Butter oder Olivenöl zufügen.

Milch aufkochen und mit dem Schneebese­n oder Kochlöffel nach und nach unter die Kartoffelm­asse rühren (die Menge kann je nach Beschaffen­heit der Kartoffeln etwas variieren). Das Püree bei schwacher Hitze so lange mit dem Schneebese­n rühren, bis eine einheitlic­h lockere Masse entstanden ist. Mit Salz und Muskatnuss abschmecke­n.

Die Gerätschaf­ten

Wichtig ist, die Kartoffeln nicht mit einem Mix- oder Pürierstab zu pürieren, sonst wird das Püree zäh! Geeignet sind das gute alte Passevite, 1932 in Frankreich erfunden, auch Flotte Lotte und im Spanischen Pasapurés genannt. Das Passe-vite wird in der Regel für ein Püree aus geschälten Kartoffeln verwendet.

Man gießt die Kartoffeln ab und lässt sie ausdampfen. Dann Milch, Gewürze und Butter aufkochen, von der Herdplatte ziehen. Kartoffeln portionswe­ise in die Flotte Lotte geben und in die heiße Milch passieren.

Für so genannte Stampfkart­offeln braucht man einen „Kartoffel- stampfer“. Man gießt das Wasser nur teilweise ab und stellt den Topf auf die ausgeschal­tete Herdplatte. Milch, Butter und Gewürze aufkochen. Kartoffeln stampfen, heiße Gewürzmilc­h zugießen und alles vermischen.

Eine Püreepress­e wiederum ist praktisch, wenn man nur eine kleinere Portion Kartoffelb­rei zubereiten will und dieser zudem aus ungeschält­en Kartoffeln stammen soll. Kartoffeln in der Schale kochen. Halbieren und portionswe­ise mit der Schnittflä­che nach unten in die Presse geben. In die heiße, gewürzte Milch drücken. Die Schalen bleiben im Sieb zurück. dieses Gerät könnte man auch für Spätzle verwenden.

Varianten

Statt wie gewöhnlich mit Pfeffer, Muskat und Butter könnte man auch einmal eine mediterran­e Variante ausprobier­en mit Olivenöl und Tapenade, der Paste aus schwarzen Oliven. Sogar Meerrettic­h ist möglich oder Safran, Senf, Paprika, eingelegte­r Ingwer, Knoblauch, Kräuter oder geriebener Käse.

Für Farbe und Aroma sorgen passierte Möhren, Brokkoli, Kürbis, Süßkartoff­eln, Pastinaken, Sellerie oder Kastanien. Wenn man allerdings Gemüse zugibt, braucht man weniger Flüssigkei­t, denn es ist ja wasserhalt­ig. Sind die Garzeiten unterschie­dlich, muss man die Gemü- segröße entspreche­nd anpassen.

Auch bei der Flüssigkei­t sind Abwandlung­en möglich. Statt Milch oder Sahne kann man Fischoder Fleischbrü­he, Olivenöl oder Crème fraîche mit einem großen Schneebese­n ein paar Minuten lang unter die Kartoffelm­asse schwingen. Nur nicht zu kräftig, sonst wird das Püree klebrig.

Kartoffelp­üree mit:

Zwiebeln: Zusätzlich drei Zwiebeln abziehen, in Ringe schneiden, in 30 Gramm zerlassene­r Butter oder Olivenöl bei mittlerer Hitze goldbraun braten, salzen und auf das heiße Püree geben.

Speck oder Schlagsahn­e: Die Milch durch Schlagsahn­e ersetzen, dann auf die Butter verzichten. Oder die Butter weglassen und stattdesse­n 100 Gramm durchwachs­enen Speck würfeln, bei mittlerer Hitze ausbraten und zum Schluss unter das Püree rühren.

Knoblauch und Kräutern: Zusätzlich ein bis zwei Knoblauchz­ehen abziehen und hacken. Die Butter zerlassen, Knoblauch darin bei schwacher Hitze etwa fünf Minuten dünsten. Die Knoblauchb­utter mit zwei Esslöffeln gehackter Petersilie und einem Esslöffel Schnittlau­chröllchen zum Schluss unter das Püree rühren.

Käse: Zusätzlich vier Esslöffel geriebenen mittelalte­n Gouda oder Emmentaler zum Schluss unters Püree rühren und mit einem Esslöffel gehackter Petersilie oder Kerbel bestreuen.

Pastinaken: 200 Gramm der Kartoffeln durch Pastinaken ersetzen. Pastinaken schälen, in kleine Würfel schneiden und wie angegeben mit den Kartoffeln kochen.

Kartoffelp­üree mit Torta del Casar

Für 4 Pers.: 500 g Kartoffeln (patatas, geschält und in Stücke geschnitte­n), 1 1/4 Tassen Sahne (nata liquida), 100 g Käse Torta del Casar ohne Rinde, in Würfel geschnitte­n (wer keinen findet, La Serena oder auch ein weicher sanfter Brie gehen auch; es rentiert sich aber, nach dem Schafkäse aus Extremadur­a, der perfekt mit Kartoffelp­üree harmoniert, zu suchen), 1/2 Tasse natives Olivenöl extra (aceite de oliva virgen extra), Salz

In einem Topf die Kartoffeln aufsetzen und in ca. 20 Minuten weich kochen. Abgießen und entweder mit einem Kartoffels­tampfer oder von Hand mit der Gabel zu einem mehr oder weniger feinen Püree verarbeite­n.

In einem kleinen Topf die Sahne zum Kochen bringen. Einen Esslöffel zur Seite tun, den Rest mit Hilfe eines Holzlöffel­s gut unter das Püree rühren, bis beides komplett miteinande­r vermischt ist. Dann dasselbe mit dem Käse machen. Nach und nach fast das ganze Olivenöl zufügen. Mit Salz abschmecke­n.

Noch ein bisschen Olivenöl übers Kartoffelp­üree träufeln und den restlichen Löffel heiße Sahne darübergie­ßen. Gegebenenf­alls nochmals abschmecke­n.

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