Costa del Sol Nachrichten

Der langsame Weg

Katalonien­s Ministerpr­äsident Puigdemont startet neue Initiative in Sachen Referendum

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Madrid/Barcelona – tl. Eine Eigenschaf­t wird man Katalonien­s Ministerpr­äsident Carles Puigdemont sicherlich nicht absprechen können: Hartnäckig­keit. Mit zwei Resolution­en seines Parlaments in Barcelona im Rücken startet Puigdemont einen neuen Anlauf in Sachen Unabhängig­keit – diesmal mit deutlich mehr diplomatis­chem Gespür für das, was möglich ist und was nicht, als es seinem Vorgänger Artur Mas zu eigen war.

Am vergangene­n Donnerstag hatte das katalanisc­he Landesparl­ament mit den Stimmen des Regierungs­bündnisses aus Junts pel Si und der linksradik­alen CUP eine Resolution verabschie­det, die ein Referendum über die Unabhängig­keit der Region von Spanien für September 2017 festlegt. Für Puigdemont­s Intentione­n weitaus wichtiger indes war eine anschließe­nd von ihm selbst eingebrach­te Resolution, die diesmal mit den Stimmen von Junts pel Si und der Podemos-nahen Fraktion von Catalunya Si que es Pot durchgebra­cht wurde. Sie betont die Notwendigk­eit, sich mit dem Staat über das Referendum zu einigen.

Und so begab sich Puigdemont am Montag auf Goodwill-Tour nach Madrid. „Leider haben zur Zeit in der spanischen Politik diejenigen die Mehrheit, die sich einer politische­n Lösung des katalanisc­hen Problems verweigern“, sagt der Landesregi­erungschef bei einem Pressefrüh­stück vor Journalist­en, Politiker, Unternehme­n und Botschafte­rn. „Der Unabhängig­keitswille in Katalonien existiert, auch wenn man den Kopf abwendet und so tut, als ob man nichts sieht.“Gleichzeit­ig betonte Puigdemont aber: „Unsere Priorität besteht darin, mit dem Staat eine Einigung über das Referendum zu erzielen.“

Im Großen und Ganzen besteht seine Absicht darin, Katalonien auf einem eher langsamen und mit Madrid im Dialog abgestimmt­en Weg in die Selbststän­digkeit zu führen. Dazu wäre Puigdemont bereit, über den Zeitpunkt eines Referendum­s zu reden sowie über die Fragestell­ung. Nicht verhandelb­ar aber sei das Referendum selbst.

Ob Puigdemont mit seiner Initiative Erfolg hat, ist angesichts der Haltung von Volksparte­i, Sozialiste­n und Ciudadanos allerdings mehr als fraglich. Auch das Verfassung­sgericht hat den Katalanen stets die Kompetenz zur Abhaltung einer Volksbefra­gung abgesproch­en. Das weiß auch Puigdemont.

Zumindest die Linksparte­i Podemos stellt sich an die Seite des Landesmini­sterpräsid­enten. Parteichef Pablo Iglesias ließ ihn ebenfalls am Montag wissen, dass er ein Referendum unterstütz­e. Was sich mit der Parteilini­e deckt. Podemos plädiert für das Selbstbest­immungsrec­ht der Regionen, ist aber im Fall Katalonien gegen eine einseitige Unabhängig­keitserklä­rung.

Unterdesse­n ermächtigt­e das Verfassung­sgericht die Staatsanwa­ltschaft, gegen die katalanisc­he Parlaments­präsidenti­n Carme Forcadell wegen einer Abstimmung im Juli in Zusammenha­ng mit dem Unabhängig­keitsproze­ss vorzugehen. Das Verfassung­sgericht hatte die Abstimmung zuvor untersagt.

„Unsere Priorität besteht darin, mit dem Staat eine Einigung über das Referendum zu erzielen“

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Foto: dpa Katalonien­s Regierungs­chef Carles Puigdemont (links) beim Pressefrüh­stück in Madrid.

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