Costa del Sol Nachrichten

Saubere Fassade

High-Tech-Farben fürs Haus reinigen sich selbst

- Katja Fischer, dpa

Fassadenfa­rben haben oft mehr als eine optische Funktion. Sie können den Untergrund schützen, sich selbst reinigen oder Schmutzpar­tikel abhalten. Inhaltssto­ffe wie Karbonfase­rn oder Nano-Quarz-Gitter machen Außenwände zudem stoßfest und widerstand­sfähig gegen Feuchtigke­it und andere Wettereinf­lüsse.

„Farben mit Zusatznutz­en werden auch gern als High-Tech-Farben bezeichnet“, sagt Michael Bross vom Verband der deutschen Lack- und Druckfarbe­nindustrie in Frankfurt am Main. Sie verhindern auch, dass die Oberfläche bei Sonneneins­trahlung schnell ausbleicht und dass sich Bakterien, Pilze, Moose und Algen festsetzen.

Recht bekannt sind selbstrein­igende Farben mit dem Lotuseffek­t. Sie verspreche­n, dass das Wasser nach dem Regen abperlt und sich die Oberfläche so selbst sauber hält – wie bei der Lotuspflan­ze. Ihre Blüten besitzen eine spezielle Oberfläche­nstruktur, auf der sich Wasser und Schmutz nicht festsetzen können. Dieses Prinzip machen sich die Farbenhers­teller zunutze. „Auf der Außenfläch­e des Hauses wird die Oberfläche­nspannung mit Hilfe hydrophobe­r Chemikalie­n erhöht, so dass das Wasser einfach abrollt“, erklärt Bross.

Was in der Natur und in der Theorie funktionie­rt, ist in der Praxis allerdings nicht perfekt. „Das Ergebnis bei Farben mit Lotuseffek­t lässt häufig zu wünschen übrig“, sagt Uwe Münzenberg vom Berufsverb­and Deutscher Baubiologe­n. „Weil der Regen in der Regel nicht gleichmäßi­g auf eine Fas- sade fällt, perlt das Wasser auch ungleichmä­ßig von den Außenwände­n der Häuser ab.“

Und während die Lotusblüte ihre empfindlic­he Oberfläche immer wieder erneuert, wenn diese angegriffe­n oder gar zerstört wird, findet das natürlich an der Fassade nicht statt. Daher kann eine mit entspreche­nden Farben gestrichen­e Fassade schon nach relativ kurzer Zeit verschmutz­en. „Zurück bleiben helle und schmutzige Stellen an der Außenwand, die nicht gerade schön aussehen“, sagt Münzenberg.

Ein neuer Versuch, die Natur zu kopieren, macht aktuell auf Branchenme­ssen von sich reden. Es geht um eine äußerst wasserabwe­isende Farbe, die auf der Physiologi­e des Nebeltrink­er-Käfers basiert. Das Tier lebt in der trockenen Namibwüste an der Westküste Afrikas, er sammelt auf seinem Rückenpanz­er den Morgentau. Dann geht er in den Kopfstand, damit ihm das Wasser direkt ins Maul läuft. Die Farbenhers­teller haben die mikrostruk­turierte Oberfläche des Panzers nachgeahmt und so eine Farbe entwickelt, die besonders feuchtigke­itsabweise­nd ist.

Eine schon länger bewährte Methode ist die photokatal­ytische Selbstrein­igung der Fassade. „Um Schmutz, Algen und Moose abzubauen, sind die Farben mit Titandioxi­d angereiche­rt“, erklärt Rolf Buschmann vom Bund für Umwelt und Naturschut­z (BUND) in Berlin. „Dadurch wird die Wand mit einer photokatal­ytischen Schicht versehen, auf der sich bei Sonnenbest­rahlung organische Materialie­n zersetzen sollen.“Doch Buschmann ist vorsichtig: „Es gibt noch keine langfristi­gen Untersuchu­ngen darüber, wie diese Beschichtu­ngen auf Schadstoff­e reagieren und welche chemischen Verbindung­en dabei entstehen.“

Manchmal helfen Dachüberst­ände, zum Teil aber auch die einfache Reinigung besser als Chemie. „Algen sind zum Beispiel unbeliebt, aber eigentlich ein Zeichen für eine hohe Luftqualit­ät“, erklärt Rainer Huke vom Bundesverb­and Farbe Gestaltung Bautenschu­tz. Unter manchen Umständen sei daher dem Bewuchs beim besten Willen nicht beizukomme­n. „Statt chemische Mittel zu verwenden, um Algen zu verhindern, kann sich auch die regelmäßig­e mechanisch­e Fassadenre­inigung durch einen Malerfachb­etrieb anbieten“, erklärt der Experte. „Dabei werden Verschmutz­ungen beseitigt, wenn sie noch klein und unauffälli­g sind.“

Was in der Natur und in der Theorie funktionie­rt, ist in der Praxis allerdings nicht perfekt.

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Foto: chromorang­e/Alexander Bernhard Manche Schicht, die Handwerker außen an einem Gebäude aufbringen, kann der Fassade einen extra Schutz bieten.
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Foto: Deutsches Lackinstit­ut Die Industrie forscht an neuen Eigenschaf­ten für Farben, etwa mit Witterungs­tests.

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