Costa del Sol Nachrichten

„Das Bild darf nicht mehr reisen“

Gespräch mit Jorge García, Chef der Restaurati­onsabteilu­ng des Reina-Sofía-Museums

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Madrid – dpa. Heute ist das Antikriegs­bild im Museo Reina Sofía in Madrid zu bewundern, wo ihm ein eigener Raum gewidmet ist. Dies sei auch die Endstation – die Zeit des Reisens sei für das Meisterwer­k vorbei, sagt Jorge García, der Chef der Restaurati­onsabteilu­ng, im Interview der Deutschen Presse-Agentur. García ist seit 2013 Chef der Restaurati­onsabteilu­ng im Reina Sofía, von 1992 bis 2003 war er im Museum Restaurato­r für zeitgenöss­ische Kunst. Wie ist der derzeitige Zustand von „Guernica“? Ist das Bild stark beschädigt? Der Zustand ist im Moment stabil, aber das Bild ist viel gereist. Zwischen 1937 und 1992 ist „Guernica“45 Mal umgezogen und war in mehr als 30 Städten in Europa und Amerika zu sehen. Die Leinwand wurde also etwa 90 Mal aufgerollt. All die langen Reisen, die das Gemälde seit seiner Erschaffun­g bis zu seiner Ankunft in Madrid unternomme­n hat, haben Schäden angerichte­t, die versorgt, studiert und ständig überwacht werden müssen. Die größte Gefahr ist, es nochmal zu bewegen. 1957 wurde auf der Rückseite eine Wachsschic­ht aufgetrage­n, die das Bild zwar stabilisie­rte, aber auch anfälliger für Schäden machte, gerade bei Vibratione­n. Bleibt „Guernica“jetzt im Museum Reina Sofía, oder könnte das Bild irgendwann noch einmal ausgeliehe­n werden? In den 1990er Jahren haben die größten Restaurati­onsexperte­n der Welt in Madrid eine Studie zum Zustand des Werkes durchgefüh­rt. Das Ergebnis war einstimmig: Das Bild darf nicht mehr reisen, weil es dann irreparabl­e Schäden davontrage­n könnte. Außerdem ist „Guernica“ein wesentlich­er Bestandtei­l der Sammlung des Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía. Was bedeutet es für die Spanier, dass das Gemälde sich in ihrem Land befindet? Das war der ausdrückli­che Wunsch Pablo Picassos. Er hatte immer betont, dass das Bild nach Spanien kommen sollte, wenn es dort eine Demokratie gäbe. Auch für die Bürger ist es ein Privileg, in ihrem Land ein Kunstwerk zu beherberge­n, das als Symbol schlechthi­n für den Kampf gegen die Barbarei und kriegerisc­he Konflikte gilt. Wie viele Besucher kommen pro Jahr? Im Jahr 2015 haben 3,2 Millionen Menschen das Museo Reina Sofía besucht. Das sind mehr Besucher als je zuvor. Und fast alle haben das Werk Pablo Picassos bewundert. „Guernica“ist ein obligatori­scher Stopp des Rundgangs.

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Foto: CSN-Archiv Jorge García.

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