Costa del Sol Nachrichten

Haushalt als Nagelprobe

Wie will PP-Minderheit­sregierung das Defizit verringern? – Drei Parteien für Steuererhö­hungen

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Madrid – tl. Der Haushalt 2017, den die designiert­e neue PP-Minderheit­sregierung baldmöglic­hst verabschie­den muss, wird denn auch gleich zur Nagelprobe für die politische Stabilität. Schließlic­h geht es um die entscheide­nde Frage, wo rund 5,5 Milliarden Euro im kommenden Jahr herkommen sollen, um die Brüsseler Defizitvor­gabe zu erfüllen.

Auf 3,1 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) muss Spanien das Haushaltsd­efizit 2017 senken. Um das zu erreichen, sind 15 Milliarden Euro nötig. Entweder mit Einsparung­en oder mit Mehreinnah­men. Dank des Wirtschaft­swachstums kann davon ausgegange­n werden, dass 2017 etwa 9,5 Milliarden Euro zusätzlich in die Staatskass­e fließen. Bleiben 5,5 Milliarden.

Bis auf die Volksparte­i (PP) haben sich die anderen großen Parteien inzwischen dazu geäußert. Der einhellige Trend: Steuererhö­hungen anstelle von weiteren Kürzungen. „Mit der Verschärfu­ng der Ungleichhe­it in den vergangene­n Jahren sind wir gegen jegliche weitere Kürzung am Sozialstaa­t“, sagt der haushaltsp­olitische Sprecher der PSOE-Fraktion im Parlament, Pedro Saura, gegenüber der Zeitung „El País“. Saura plädiert für eine umfassende Steuerrefo­rm sowie für eine Erhöhung der Körperscha­ftssteuer und der Vermögenss­teuer.

Podemos-Wirtschaft­sexperte Nacho Álvarez spricht sich für eine Änderung des Stabilität­sgesetzes aus: „Das Wichtigste besteht nicht darin, das Defizit zu senken, sondern die Arbeitslos­igkeit“, meint der Ökonomiepr­ofessor. Spanien könne sich keine Kürzungen mehr erlauben. Vielmehr müssten die öffentlich­en Ausgaben gesteigert werden. Finanziere­n lasse sich dies mit einer Steuerrefo­rm, „die die Einnahmen um drei oder vier Prozentpun­ktet des BIP erhöht“.

Ciudadanos-Abgeordnet­er Fracisco de la Torre schlägt vier Lösungen vor: Kampf gegen Steuer- betrug, Abschaffun­g von Steuerverg­ünstigunge­n, Reduzierun­g der Ausgaben für die Provinzver­waltungen (Diputacion­es) sowie Beschleuni­gung des Wirtschaft­swachstums mithilfe einer Vereinfach­ung der Arbeitsver­träge und der Förderung von Innovation.

Grundsätzl­ich kommen alle drei Parteien auf einen wesentlich­en Punkt zurück: Die jährlichen Steuereinn­ahmen in Spanien betragen 37,8 Prozent des BIP und liegen damit um sechs Prozentpun­kte unter dem EU-Schnitt. Die Differenz entspricht einer Größenordn­ung von 60 Milliarden Euro. Gleichwohl geht die bislang geschäftsf­ührende PP-Regierung noch immer davon aus, den Steuerdruc­k 2017 senken zu können.

Die jährlichen Steuereinn­ahmen in Spanien liegen deutlich unter EU-Schnitt

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Foto: dpa Wird bald verkünden müssen, woher das Geld kommt, um das Defizit zu erfüllen: Regierungs­sprecherin Soraya Sáenz de Santamaría.

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