Costa del Sol Nachrichten

Schimmelsc­hutz für wenig Geld

Luftfeucht­igkeit mit Hygrometer prüfen und gut überwachen

- Simone Andrea Mayer, dpa

Schimmel ist eklig – und doch laden wir den Pilz quasi ein, sich im Winter bei uns zu Hause breit zu machen. Denn mit zu hoher Luftfeucht­igkeit im Zimmer, wenn wir falsch lüften, bieten wir den schwarzen Geflechten perfekte Wachstumsb­edingungen. Dabei ist die Kontrolle der Luftfeucht­igkeit so einfach: Hygrometer sind kleine Geräte, die die Werte im Haus messen und überwachen.

Der Bundesverb­and Schimmelpi­lzsanierun­g (BSS) in Düsseldorf hat einige Geräte ein Jahr lang getestet – die Ergebnisse liegen nun vor und sind zum Teil eine Überraschu­ng: Zu den Testsieger­n gehören Geräte für unter zehn Euro. „Und selbst das schlechtes­te digitale Hygrometer aus dem Test ist für den Hausbereic­h immer noch gut genug“, erklärt BSS-Vorsitzend­er und Test-Initiator Wolfgang Lorenz.

Zunächst unterzog der Verband acht digitale und fünf analoge Hygrometer in Baumarktqu­alität einem Praxistest. Außerdem war ein analoges Profigerät für den Laboreinsa­tz dabei. Diese Geräte kosten zwischen etwa sechs und 125 Euro. Die Messwerte kontrollie­rten die Prüfer mit einem Profimodel­l, das in einem Prüfinstit­ut kalibriert und ständig mit einem weiteren Gerät verglichen wurde. Nach der ersten Testreihe wurden von den besten und schlechtes­ten Geräten zwei weitere gekauft – um sicherzust­ellen, dass die ersten Ergebnisse kein Zufall waren.

Digitale Modelle am besten

Am besten schnitten die digitalen Modelle ab: Der Testsieger hatte lediglich eine Abweichung von maximal 0,4 Prozent bei der relativen Feuchte, das schlechtes­te Gerät von 4,4 Prozent. „Hier sind die Abweichung­en so gering, dass sie irrelevant ist“, erklärt Lorenz. Bei den analogen Geräten war das eine Profigerät im Test mit 2,9 Prozent Abweichung das Beste. Die schlechtes­ten Modelle zeigten Unterschie­de von bis zu 17 Prozent – „was ein Problem ist“, betont der Sachverstä­ndige.

Denn: Die Luftfeucht­igkeit im Haus sollte nach üblicher Expertenan­sicht zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Lorenz, der in Gebäuden Schimmelbe­fall untersucht, sagt sogar: „Ich empfehle immer, im Winter bei geringen Außentempe­raturen weniger als 50 Prozent Luftfeucht­e einzuhalte­n – 40 Prozent sind besser“.

Abweichend­e Werte auf einem Hygrometer von zehn bis 17 Prozent machen also einen deutlichen Unterschie­d. Zumal die von draußen durchs Lüften ins Haus geholte frische Luft bei Außentempe­raturen von unter zehn Grad noch etwa 30 bis 35 Prozent Luftfeucht­igkeit habe. Ein Hygrometer mit 17 Prozent Abweichung nach oben wäre hier also fast immer im kritischen Bereich – zu unrecht.

Das Schimmelpr­oblem ist nicht nur ein Winterthem­a. Die Pilzsporen befinden sich immer und überall in der Luft. Aber um gut wachsen zu können, brauchen sie Feuchtigke­it – jedoch nicht unbedingt kondensier­tes Wasser in Tropfenfor­m, erklärt Udo Schumacher-Ritz vom Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau (VQC) in Göttingen. Dem Schimmel reicht dauerhaft eine hohe Luftfeucht­igkeit von über 80 Prozent, was sich bei geschlosse­nen Fenster im Winter leicht an den Wänden eines Raumes aufstaut.

Man darf sich hier nicht von den vielen Zahlen verwirren lassen: Die Luftfeucht­igkeit ist nicht an jeder Stelle in einem Zimmer gleich hoch. „Wenn in der Raummitte 24 Grad und eine relative Luftfeucht­e von 60 Prozent herrschen, dann sind das an den kalten Außenwände­n des Zimmers 20 Grad und eine höhere Luftfeucht­e“, erklärt der Bausachver­ständige Schumacher­Ritz. Er rät dazu, Hygrometer in der Raummitte aufzustell­en. „Hier hat man die beste Relevanz.“

Schuld an den Unterschie­den ist die Bewegung der Luft, wenn es im Freien kälter ist als im Gebäudeinn­eren – dafür braucht es nicht mal Minusgrade. Es reicht schon eine Differenz zwischen Innen- und Außentempe­ratur von zehn Grad. Strömt dann die aufge- heizte Luft im Zimmer wie durch ein Sieb durch die Außenwand oder gar durch ein Wärmeleck ins Freie, setzt sie aufgrund des Temperatur­gefälles ihre Feuchtigke­it in Wandnähe ab. Denn in der Kälte kann sie weniger Feuchtigke­it mit sich tragen. Wie stark die warme Luft durch die Wand entweichen kann, hängt vom Baustoff ab. Eine hohe Wärmeleitf­ähigkeit haben laut Schumacher-Ritz etwa Vollziegel, Beton oder Stahl.

Wird diese aufgestaut­e Luftfeucht­igkeit an der Wand dann über längere Zeit nicht gut weggelüfte­t, kann Schimmel wachsen. Im Winter sehe man das vor allem gut an den oberen Zimmerecke­n, wo sich die Luft trotz Lüftens grundsätzl­ich eher staut, erklärt Schumacher-Ritz.

Panik muss man aber wegen leicht überschrit­tener Hygrometer­Werte nicht gleich haben: „Die Fachwelt geht davon aus, dass Schimmel zum Wachsen 80 Prozent Luftfeucht­igkeit über sechs Tage bei täglich sechs Stunden braucht.“Wer jedoch dauerhaft zu wenig lüftet, riskiert den Schimmelbe­fall.

Lorenz betont daher, dass Hygrometer grundsätzl­ich bei der Einschätzu­ng helfen, wann das Lüften zwischendu­rch sinnvoll ist. „Man braucht das Gerät auch oft nicht für immer, sondern man entwickelt nach und nach ein Gefühl dafür, wann man lüften muss“, betont Lorenz. Und man selbst tue sich damit auch etwas Gutes, sagt Schumacher-Ritz: „Bei einer relativen Luftfeucht­e zwischen 45 und 60 Prozent fühlen wir Menschen uns wohler.“

Panik muss man wegen leicht überschrit­tener Hygrometer-Werte nicht gleich haben

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Fotos: Andrea Warnecke Zwischen 40 und 60 Prozent Luftfeucht­igkeit sind gute Werte. Manche Experten raten aber, stets auch unter 50 Prozent zu bleiben.
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Ein Winterprob­lem: Oft zeigen sich schwarze Schimmelfl­echten. Schuld kann eine zu hohe Luftfeucht­igkeit sein.

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