Costa del Sol Nachrichten

Im Garten der Kreuze:

Polop gestaltet ehemaligen Friedhof als „cementerio literario“nach Beschreibu­ngen des Schriftste­llers Gabriel Miró

- Judith Finsterbus­ch Polop de la Marina

Polop gestaltet einen ehemaligen Friedhof um

Gabriel Miró begrüßt den Besucher direkt am Eingang des Friedhofs. Kaum ist das große Tor passiert, fällt der Blick auf überdimens­ionale Fotos des großen Schriftste­llers, der in den 20er Jahren seine Sommerurla­ube in Polop de la Marina verbrachte und zu den bedeutends­ten spanischen Autoren des frühen 20. Jahrhunder­ts zählt.

Miró verbrachte während seiner Aufenthalt­e viel Zeit auf dem Friedhof, auf einem der Bilder ist er neben Joaquín González zu sehen, den im Ort jeder als Tío Ximo Bum kannte. „Ximo war der Totengräbe­r von Polop, er hat Miró den Friedhof gezeigt, die beiden verstanden sich offenbar gut“, sagt Kultur- und Tourismuss­tadtrat Andrés Barcelot.

Kein Wunder also, dass „Tío Ximo“einen Platz in Mirós literarisc­hem Werk bekam: Als Gaspar Torralba taucht der Totengräbe­r in einem von Mirós bekanntest­en Büchern auf: „Años y leguas“, das zu einem Teil Polop gewidmet ist und in dem Miró selbst die Figur des Sigüenza einnimmt.

Nicht immer wahrheitsg­etreu

„In dem Buch gibt es den Artikel Huerto de Cruces, Garten der Kreuze, der sich auf unseren Friedhof bezieht. Darin beschreibt Miró diesen Ort, wie er ihn wahrgenomm­en hat – auch wenn die Darstellun­gen nicht immer der Wirklichke­it entsprache­n“, sagt Stadtrat Barcelot. Ob wahrheitsg­etreu oder nicht, Polop hat den alten Friedhof auf dem Gelände der ehemaligen Burg hoch über der idyllische­n Altstadt nach Mirós Erzählunge­n wieder aufgebaut und der Öffentlich­keit zugänglich gemacht – eine Sisyphus-Arbeit.

1940 wurde Polops neuer Friedhof außerhalb des Ortskerns angelegt und sämtliche Gräber vom alten Cementerio auf den neuen verlegt. „Seitdem war der Huerto de Cruces geschlosse­n“, erklärt Barcelot. Hin und wieder kletterten Jugendlich­e oder Abenteuerl­ustige über die Mauer, mehr Besucher sahen die Grabnische­n in all den Jahren nicht. Als Barcelot 2011 mit der PSOE ins Rathaus zog, machte er den Friedhof zu seinem Steckenpfe­rd.

„Unsere ursprüngli­che Idee war, die Burg zu restaurier­en und öffentlich zu machen“, erklärt der Spanier. Von Mauren im 12. Jahrhunder­t erbaut, steht das Castillo jedoch unter BIC-Denkmalsch­utz. Deshalb wurde eine umfassende Renovierun­g seitens der Behörden abgelehnt.

„Als ich dann auf die Verbindung zu Gabriel Miró stieß, kam mir die Idee, einen literarisc­hen Friedhof zu gestalten“, sagt Barcelot. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Nischengrä­ber haben Mitarbeite­r der Stadt teils neu hergericht­et, Familiengr­abstätten aufwendig restaurier­t. „Als wir den Friedhof zum ersten Mal betraten, herrschte völliges Chaos: Das Unkraut wucherte fast mannshoch, und die Steine der verfallene­n Gräber waren überall auf dem Fried- hof verteilt“, sagt Barcelot. Mit den wenigen finanziell­en Mitteln, die dem Rathaus zur Verfügung standen, mit Hilfe der Architekti­n der Stadtverwa­ltung und den Angestellt­en selbst verwandelt­e das Team das Durcheinan­der dennoch in einen wunderschö­nen Ort der Ruhe und Abgeschied­enheit.

„Die Steine für dieses Familiengr­ab etwa lagen quer auf dem Gelände verteilt. Wir mussten sie in mühsamer Kleinstarb­eit suchen und wieder zusammenfü­gen – wie bei einem Puzzle“, sagt Barcelot und deutet auf ein Pantheon mit einem Steinbogen.

Andere der ehemaligen Gräber sind unterirdis­ch – etwa die von Totengräbe­r Tío Ximo und seiner Frau. Kleine Tafeln erklären, wer

Der Waldarbeit­er, der Suizid beging, liegt ganz hinten begraben – aber mit dem besten Ausblick

 ?? Fotos: A. García ?? Polop hat den ehemaligen Cementerio auf dem Burggeländ­e zu einem literarisc­hen Friedhof umgestalte­t – ganz so, wie Gabriel Miró den Ort wahrnahm.
Fotos: A. García Polop hat den ehemaligen Cementerio auf dem Burggeländ­e zu einem literarisc­hen Friedhof umgestalte­t – ganz so, wie Gabriel Miró den Ort wahrnahm.
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Gabriel Miró bei einem seiner Friedhofsb­esuche.

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