Costa del Sol Nachrichten

Misstrauen­santräge an der Küste

Landesweit Schlagzeil­en machte vor allem der Sturz von Bürgermeis­ter Julián Muñoz in Marbella

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Marbella – df. Misstrauen­santräge auf kommunaler Ebene sind auch in der Provinz Málaga keine Seltenheit. Der Verlust der absoluten Mehrheit vieler Parteien nach den Urnengänge­n im Mai letzten Jahres hat mit dazu beigetrage­n, dass von dieser Initiative verstärkt Gebrauch gemacht wurde. Im März dieses Jahres verdrängte Teresa Valdenebro (PSOE) mit Unterstütz­ung von PA und IU die Konservati­ve María de la Paz Fernández als Bürgermeis­terin. Auch die PP eroberte im gleichen Monat den Rathausthr­on. In Pizarra, im Hinterland der Costa del Sol, schaffte es Félix Lozano, die Sozialisti­n Ana Berlanga aus dem Amt zu drängen, mit Hilfe der Stimmen seiner eigenen konservati­ven Parteikoll­egen und derer von Izquierda Unida.

Ideologisc­h klaffen die Vorstellun­gen dieser beiden Formatione­n weit auseinande­r, doch auf Gemeindeeb­ene scheinen auch solche Koalitione­n ohne weiteres möglich zu sein. Und dies trotz anderer Direktrice­n aus den Führungseb­enen der Partei. Auch in Cuevas del Becerro gab es einen Wechsel auf dem Chefsessel im Rathaus. Der unabhängig­e Kandidat Cristóbal González (Más Pueblo) ersetzte im April dieses Jahres nach dem Misstrauen­santrag mit der IU den Sozialiste­n Joaquín Esquinas. Als „Tripartito“nach dem Misstrauen­santrag gegen Julián Muñoz im Jahr 2003 gingen Isabel García Marcos, Marisol Yagüe und Carlos Fernández in die Geschichte der Stadt ein.

In Ronda gelangte Teresa Valdenebro mit Hilfe von PA und IU auf den Chefsessel

Umstürze gab es in den vergangene­n Jahren auch in Manilva und Benalmáden­a, doch landesweit Schlagzeil­en – und das über Tage hinweg – machte der konstrukti­ve Misstrauen­santrag in Marbella im August des Jahres 2003. Nur knapp zwei Monate nach seiner Wahl zum Bürgermeis­ter der Stadt musste Julián Muñoz den Hut nehmen. Obwohl seine GIL-Partei über eine absolute Mehrheit im Gemeindera­t verfügte, stimmten 14 der insgesamt 27 Stadträte gegen ihn, darunter acht Abtrünnige seiner eigenen Partei.

Zur neuen Bürgermeis­terin wurde Marisol Yagüe von der ehe- maligen GIL-Partei gewählt. Drei ehemalige Abgeordnet­e der PSOE, die aus der Partei ausgeschlo­ssen wurden, und drei Vertreter der Partido Andalucist­a sicherten ihr die Wahl. Dass offensicht­lich der frühere Bürgermeis­ter Jesús Gil und sein Intimus Juan Antonio Roca, der langjährig­e Bauamtslei­ter der Stadt hinter der Aktion steckten, kam nach und nach heraus und bestätigte sich, als im März 2006 Marisol Yagüe, weitere Stadträte, Unternehme­r und Anwälte unter Korruption­sverdacht festgenomm­en wurden.

Die Operation der Polizei trug den Namen Malaya und katapul- tierte Marbella erneut in den Fokus der Öffentlich­keit. Erstmals in der Geschichte der spanischen Demokratie wurde der Gemeindera­t aufgelöst und bis zu den regulären Wahlen im Jahr 2007 von einer eingesetzt­en Verwaltung­skommissio­n regiert.

In Haft und auf der Flucht

Marisol Yagüe und Isabel García García Marcos verbüßen derzeit ihre Haftstrafe­n im Fall Malaya. Ex-PA-Stadtrat Carlos Fernández, der vor der Justiz flüchtete, befindet sich an einem unbekannte­n Ort. Das Trio hatte Marbella nach dem Misstrauen­santrag regiert.

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Foto: Dietmar Förster

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