Costa del Sol Nachrichten

Spanien trauert um Leonard Cohen

Der Poet und Musiker verdankte seine Berufung der Lyrik Federico García Lorcas

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Madrid – ck. „Diskret, wie es seine Art war“, hat sich Leonard Cohen am 7. November verabschie­det, schrieb „El País“am Samstag, als die Nachricht die Print-Ausgaben der spanischen Zeitungen füllte. Die Familie hatte die Nachricht erst nach der Beisetzung bekanntgeg­eben. „ABC“widmete Cohen die Titelseite, „La Vanguardia“und „El Mundo“verabschie­deten den singenden Dichter aus Montreal sogar in Leitartike­ln. Denn Cohen war Spanien sehr eng verbunden.

Leonard Cohen wurde 2011 mit dem Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Geisteswis­senschafte­n ausgezeich­net. In seiner Rede in Oviedo vor dem Königspaar offenbarte er, dass alles, was man an seiner Arbeit schätze, aus Spanien käme und „daher Spanien gehöre“. Damals hat er den Einfluss Spaniens auf seine Kunst offenbart: In Montreal lernte er von einem Spanier, der sich kurz darauf das Leben nahm, die sechs Akkorde des Flamenco, seine erste Gitarre hatte er sich in Madrid gekauft. Als er die Gedichte Federico García Lorcas las, beeinfluss­te ihn das für den Rest seines Lebens. Seine Tochter nannte er später Lorca, als Hommage an den Dichter.

Viele Spanier hätten Leonard Cohen wegen dieser Nähe zu García Lorca kennengele­rnt, viele Nordamerik­aner hätten umgekehrt den spanischen Dichter gelesen, weil sie durch Cohen auf ihn aufmerksam wurden, erinnerte die Tertulia in Radio Nacional. Er habe es nie gewagt, García Lorca zu kopieren, aber dessen Dichtung habe ihn geformt und ihm geholfen, seine innere Stimme und Berufung zu finden, sagte Cohen.

Seine Konzerte in Spanien waren immer bis zum letzten Platz gefüllt. Die Leute liebten den eleganten Herrn mit Anzug und Hut, mit Manieren und der speziellen Stimme, der trotz seines melancholi­schen Wesens ein Lächeln auf den Lippen trug. Der Madrider Verlag Visor hat seit den 60er Jahren seine Gedichtbän­de teils auch zweisprach­ig veröffentl­icht.

Nobel war seine Reaktionen kürzlich auf die Vergabe des Literaturn­obelpreise­s an Bob Dylan: „Für mich ist das in etwa so, als würde man ein Schild vor dem Mount Everest errichten, auf dem ‚höchster Berg der Welt‘ steht.“„La Vanguardia“schrieb in ihrem Leitartike­l, sie hätte sich auch ge- freut, wenn Cohen den Nobelpreis erhalten hätte. Verdient hätte er ihn genauso. Beide Künstler erreichen Millionen Menschen verschiede­nster Sprachen und Kulturen, weil es ihnen gelingt, mit eigener Stimme universell­e Gefühle auszudrück­en.

Cohens Leitmotiv waren die Liebe und der Mystizismu­s. Auch wenn seine Texte sozialkrit­isch und politisch waren, blieb er seiner lakonische­n Art treu: „Obwohl ich sicher bin, dass sich nichts ändern wird, ist es für mich wichtig, so zu tun, als ob ich das nicht wüsste.“

García Lorcas Dichtung habe ihn geformt und ihm geholfen, seine innere Stimme zu finden

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Foto: dpa Leonard Cohen am 19. Oktober 2011 bei der Preisverle­ihung in Oviedo.

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