Das Ziel nicht erreicht
Santander-Chefin Ana Botín kritisiert Geldpolitik der EZB
Madrid – tl. Ungewöhnlich hart ist die Präsidentin der Banco Santander, Ana Botín, mit der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ins Gericht gegangen. Bei der 9. Internationalen Bank-Konferenz am vergangenen Donnerstag in Madrid äußerte Botín vor hohen Vertretern von EZB und anderen Zentralbanken, diese Geld- politik mit ihren Niedrigstzinsen habe das Ziel, die Kreditvergabe zu fördern, nicht erreicht. Niedrige Zinsen würden nur dann helfen, die Wirtschaft wiederzubeleben, wenn das Kreditvolumen steigt.
Neu ist die Debatte nicht. Die Frage, was niedrige Zinsen nutzen, wenn nicht gleichzeitig mehr Kredite vergeben werden, wird immer wieder gestellt. Fakt jedenfalls ist, dass das Kreditvolumen seit 2008 wegen der hohen Verschuldung von Familien, Unternehmen und Staaten abnimmt. In Spanien ist das Kreditvolumen seit 2010 laut Zeitung „El País“um 30 Prozent geschrumpft.
Die Chefin der größten spanischen Bank war mit ihrer EZB-Kritik aber noch nicht am Ende. Botín appellierte an die Frankfurter Institution, ihre Forderung an den Finanzsektor nach ständig mehr Eigenkapital zu unterlassen. „Die europäischen Banken haben seit der Krise ihre Kapitaldecke um 600 Milliarden Euro erweitert. Aber damit die Übertragung der Geldpolitik funktioniert, müssen wir mit der Debatte über das Kapital aufhören.“