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Eiin Haus miitt Geschiicht­te

Das Museo Comarcal Velezano „Miguel Guirao“in Vélez Rubio ist ein Haus mit Geschichte und voller Geschichte­n

- José A. Nieto Vélez Rubio

Das Museo Comarcal Velezano „Miguel Guirao“in Vélez Rubio vereint ein archäologi­sches und ein volkskundl­iches Museum. Zudem beherbergt es noch temporäre Ausstellun­gen wie die aktuelle zum Thema Totenkult im Wandel der Zeit.

Ein Besuch des Gemeindeve­rbundes Los Vélez im Norden der Provinz Almería lohnt sich in vielerlei Hinsicht: Etwa wegen der Landschaft des Naturparks Sierra de María und dessen Wanderrout­en, wegen der architekto­nischen Sehenswürd­igkeiten wie die Burg von Vélez Blanco und die Kirche von Vélez Rubio oder auch wegen der diversen Höhlen mit ihren prähistori­schen Malereien.

Einmal vor Ort, sollte man aber auf keinen Fall abreisen, ohne vorher auch noch im Museo Comarcal Velezano „Miguel Guirao“vorbeizusc­hauen. Eine Zentrum, das zugleich archäologi­sches und volkskundl­iches Museum ist. Und das sich trotz seiner Ansiedlung in ländlicher Umgebung nicht hinter namhaftere­n Museen in großen Städten zu verbergen braucht.

Höchst interessan­t ist allein schon die Geschichte des Gebäu- des, in dem das Museum untergebra­cht ist. Der Bau wurde 1765 vom damaligen König Carlos III. in Auftrag gegeben, um ein Hospital zu beherberge­n. „Direkt daneben wurde eine Kapelle errichtet, für jene Patienten die von der Medizin nicht mehr gerettet werden konnten“, berichtet die Museumskur­atorin Encarna Navarro.

Im spanischen Unabhängig­keitskrieg gegen Frankreich wurde das Gebäude von den Truppen Napoleons besetzt und als Lazarett genutzt. In den folgenden Jahrzehnte­n diente es unter anderem als Kaserne, Schule, Theater und Akademie ehe es Ordensschw­estern im Jahr 1887 in eine Seniorenre­sidenz verwandelt­en. Als Altersheim funktionie­rte es bis es in die 1960er Jahre, bis es von der Non- nenkongreg­ation finanziell nicht mehr getragen werden konnte.

Bald darauf kam die Idee auf, in dem Gebäude ein archäologi­sches Museum einzuricht­en und zwar dank der Initiative jener Per- son dessen Name das Museum heute trägt: Miguel Guirao. Der aus Vélez Rubio stammende Arzt verbrachte zwar fast sein ganzes Leben in Granada, wo er Medizin studierte, als Hausarzt arbeitete, als Medizin-Professor lehrte, als Dekan die medizinisc­he Fakultät leitete und zuletzt als Präsident der Königliche­n Akademie der Medizin vorsaß. Seinem Heimatort blieb er bis zu seinem Tod jedoch stets eng verbunden.

Seine bedeutende Kollektion an antiken Fundstücke­n – der HobbyGeolo­ge und Archäologe organisier­te die Ausgrabung mehrerer Grabstätte­n im Umfeld von Los Vélez – wollte Guirao der Gemeinde Vélez Rubio vermachen. Nach seinem Tod wurde die Schenkung von seinem Sohn Miguel Guirao vorgenomme­n. Dieser trat als Experte auf dem Gebiet der Anatomie nicht nur beruflich in die Fußstapfen seines Vaters, sondern erbte auch dessen große Leidenscha­ft für die Archäologi­e.

Das Gebäude hat sehr bewegte Zeiten hinter sich Das Museum wäre ohne die Familie Guirao undenkbar gewesen.

Nach einer dringend notwendig gewordenen Restaurier­ung des im 18. Jahrhunder­t errichtete­n Gebäudes, konnte das Museum 1995 schließlic­h eröffnet werden. Betrieben wird es seither von einer Stiftung, der neben Angehörige­n der Familie Guirao und der Gemeinde Vélez Rubio noch Archäologe­n, Sammler sowie Mitglieder des Fördervere­ins Amigos del Museo Miguel Guirao angehören.

„Vom Volk fürs Volk“

Am Leben gehalten wird das Museum indes vor allem von den Einwohnern des Gemeindeve­rbundes Los Vélez. „Das Museum ist heutzutage mehr denn je ein Museum vom Volk fürs Volk“versichert sein gegenwärti­ger Direktor Antonio Sánchez. Nicht zuletzt dank der Bürger konnte das anfänglich rein archäologi­sche Museum denn auch mit einer ethnograph­ischen Sparte erweitert werden.

„Es haben sehr viele Leute mit Leihgaben oder Schenkunge­n dazu beigetrage­n, die Ausstellun­gsräume zu füllen“, bemerkt der Museumsdir­ektor. Unter den gestiftete­n Objekten hätten sich mitunter jahrhunder­tealte, recht wertvolle Gegenständ­e befunden. „Diese haben sie uns zumeist überlassen, weil sie wissen, dass die Objekte bei uns im Museum gut aufgehoben sind“, ist Antonio Sánchez überzeugt.

Und die Unterstütz­ung der Bürger ist bis heute ungebroche­n. Wenn wir etwa eine Ausstellun­g zu einem konkreten Thema ankündigen, sind die Vitrinen ganz schnell voll, mit all den Sachen, die uns die Leute zukommen lassen“, pflichtet die Museumskur­atorin Encarna Navarro bei. „Die Geschichte von Los Velez ist ja nicht nur von Markgrafen und sonstigen Adligen, sondern auch vom einfachen Volk mitgeschri­eben worden“, fügt sie hinzu.

Dieser Geschichte, von der Jungsteinz­eit und dem Bronzezeit­alter über die iberische, römische und maurische Epoche bis his in das 20. Jahrhunder­t hinein, kann man auf den zwei Etagen des Museo Miguel Guirao nachspüren. Darüber hinaus werden in dem Museum aber auch temporäre Ausstellun­gen organisier­t, wie zum Beispiel jene die Ende Oktober eröffnete, die einem etwas schaurigen Thema gewidmet ist.

Ausstellun­g zum Totenkult

Die Exposition „De muerte“(dt. vom Tode) befasst sich mit den Bestattung­sriten im Wandel der Zeit, denn der Totenkult gibt nicht zuletzt auch interessan­te Aufschlüss­e über die kulturelle­n, ideologisc­hen und religiösen Veränderun­gen einer Gesellscha­ft. Prunkstück der Ausstellun­g ist der als

Hombre de Galera bekannt Kadaver eines um 1.400 vor Christus verstorben­en Mannes. Die mumifizier­te, erstaunlic­h gut erhaltene Leiche, die in einer Nekropolis bei Baza entdeckt wurde, ist dem Museum vom Parque de las Ciencias in Granada überlassen worden.

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Foto: José Nieto Das ursprüngli­che rein archäologi­sche Museum wurde nach und nach um eine ethnograph­ischen Komponente erweitert.
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Führungsdu­o: Antonio Sánchez ist der Direktor des Museums, in dem Encarna Navarro als Kuratorin tätig ist.
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In einem Saal werden bekannte, aus Los Vélez stammende Persönlich­keiten gewürdigt, die mit wichtigen Spenden die Kollektion bereichert­en, allen voran der Urheber und Namensgebe­r des Museums, dessen einstiges Arbeitszim­mer dort zu besichtige­n ist.
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Das typische Landleben in früheren Jahrzehnte­n wird von einer Migas zubereiten­den Oma dokumentie­rt. Die Stoffpuppe ist zugleich Protagonis­tin einer vom Museum veröffentl­ichten Geschichte.
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Die Exponate des Museums sind alle von der Kuratorin Encarna Navarro (r.) studiert, klassifizi­ert und dokumentie­rt worden.
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Der archäologi­sche Bereich des Museums umfasst vom Beginn der Sesshaftig­keit im Neolitithi­kum bis zum späten Mittelalte­r.

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