Im Tal der alten Mühlen
Durch den Barranc dels Molins bei Ibi – Lohnenswerter Besuch der Spielzeugstadt nach kurzer Wanderung
In der Provinz Alicante, Comarca Alcoiá und am Rande des Naturparks Font Roja findet man die 23.000 Einwohner zählende Stadt Ibi. Weit über die Grenzen hinaus bekannt ist sie für ihr einzigartiges Spielzeugmuseum, auch sagt man, sie wäre die Wiege der Speiseeisherstellung. Ob man damit auf die sechs Schneegruben anspielt, die man in den angrenzenden Hängen der Sierra de Font Roja findet, bleibt ein Rätsel. Ein Rätsel bleibt auch die Entstehung eines MehlSpektakels, das jedes Jahr am 28. Dezember in Ibi stattfindet.
Tatsache aber ist, dass die Kleinstadt von einer wundervollen Landschaft umgeben ist, die jeder Naturliebhaber gesehen haben sollte. Besonders eindrucksvoll ist es, den idyllischen Barranco dels Molins zu durchwandern, der mit seinen urigen Mehlmühlen die Vergangenheit wieder lebendig werden lässt. Die vorgeschlagene Wanderung gewährt gleichzeitig einen Einblick in den einzigartigen Naturpark Font Roja, wobei durch die Kürze der Route auch noch Zeit für einen ausgiebigen IbiBummel bleibt.
Relikte der Vergangenheit
Vom Parkplatz im Barranc dels Molins folgen wir dem gelb-weiß markierten Wanderweg, der uns gleich zur ersten Mehlmühle Molí del Nou führt. Früher arbeiteten hier acht Mühlen, heutzutage sind leider nur noch drei davon als historische Überbleibsel vorhanden. Erfüllen sie auch schon lange keine spezielle Aufgabe mehr, so ist es doch schön, sie als Relikte der Vergangenheit bewundern zu kön-
nen. Der Wasserreichtum in diesem Barranco hat dazu geführt, dass eine einzigartige Naturlandschaft von größtem ökologischem Wert entstanden ist. Man ist sogleich fasziniert von dem herrlichen Grün, wo Oleander und Heckenrosen bunte Farbtupfer setzen und Pappeln und Ulmen sich im Winde wiegen.
Der Pfad führt nun vorbei an den senkrechten Kletterfelsen Almarra und zur zweiten Mühle Tía Roseta. Es wäre ein wenig vermessen, hier angesichts der großartigen Kulisse immer die totale Bergeinsamkeit zu erwarten. Zumindest an den Wochenenden tummeln sich viele Kletterer hier und ihre lauten Zurufe vermischen sich mit dem vielfältigen Vogelgezwitscher zu einer ganz eigenen und seltenen Geräuschkulisse.
Wenn Sie an eine kleine Brücke kommen, können Sie sowohl den rechten als auch den linken Pfad wählen, beide führen zum skurrilen „Elefantenfelsen“und zur dritten Mühle Molí de la Penya. An dieser Mühle hat der Zahn der Zeit mächtig genagt und leider nur noch die Außenmauern stehen gelassen. Aber auch diese sind fotogen und geben ein anderes, aber dennoch interessantes Fotomotiv ab. Weiter wandernd bewundert man die aus dem Felsen gegrabene Wasserrinne und erreicht ein kleines Haus, unter welchem sich lautstark die Quelle Font de Santa María verbirgt.
Leicht ansteigend führt der Weg weiter, wobei der hübsch angelegte Picknickplatz Racó de l’Almarra zu einer kleinen Verschnaufpause einladen könnte. Die gelb-weiß markierte Route trifft bald auf einen Forstweg, wo man die Schönheiten des Barrancos hinter sich lässt und bald auf eine Kreuzung mit Wanderschildern trifft. Hier biegt man nach links ab, steigt sanft bergauf und schlendert durch duftenden Pinienwald.
Genau nach drei Kilometern und einer Stunde Gehzeit verzweigt sich der Waldweg. Unsere Route führt nun nach rechts und gleich darauf ein zweites Mal nach rechts. Nun steigen Sie auf einem von duftenden Kräutern gesäumten Pfad gemächlich auf. Wilde Tauben fliegen erschreckt auf und wenn Sie frühmorgens unterwegs sind, können Sie mit etwas Glück vielleicht noch dem Ruf des Kuckucks auf Ihrer einsamen Waldwanderung lauschen.
Sie befinden sich hier in der 1987 zum Naturpark erklärten Sierra de Font Roja, die weit über die Grenzen hinaus bekannt ist für ihren einzigartigen Misch- und Laubwald. Ein Wildhüter erzählte mir auch, dass sich seit einigen Jahren die seltenen Berg- und Ginsterkatzen sowie ein Geierpärchen hier niedergelassen haben. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Naturpark mit seinen endemischen Pflanzen und seltenen Tieren durch den immer stärker werdenden Tourismus nicht allzu sehr beeinträchtigt wird.
Idyllische Ruine
Nach 15 Minuten Aufstiegs trifft man auf einen breiten Forstweg, dem man nach rechts folgt. Nach links weiter wandernd kämen Sie sowohl zum Santuario Font Roja als auch zum Gipfel des Menejador, was allerdings eine längere Wanderung bedeuten würde (siehe Route 23 im Buch „Rundwanderungen Costa Blanca und südliche Costa Azahar“vom CBN-Verlag).
Unsere Route führt also nach rechts zum ruinösen Bauernhaus „Mas de Foiaderetes“in 1.100 Metern Höhe, das sich recht idyllisch auf einer grünen Hochfläche ausbreitet. An dieser markanten Foiaderetes-Kreuzung verzweigen sich etliche Wanderwege. Sie überqueren den Hauptweg und folgen dem Pfad, der vorbei am Bauernhaus geradlinig in Richtung Ibi führt. Der Pfad windet sich nun fast eben und idyllisch durch Pinienwald und am Rande eines Barrancos entlang.
Achten Sie etwas später beim Absteigen trotz der wunderbaren Fernsicht auf die vielen kleinen Steinchen, die den Weg manchmal etwas rutschig werden lassen. Zwei große Steinmännchen weisen im letzten Abschnitt die Richtung zum Abstieg auf einen felsigen Berghang, wo Ihre Aufmerksamkeit gefragt ist. Wenn Sie sich jedoch genau an die Markierungen halten, ist das Jonglieren über die großen Felsplatten kein Problem und für Sie vielleicht sogar ein kleines bergsteigerisches Vergnügen.
Wenn Sie dann in der Talsohle angekommen sind, biegen Sie nach rechts und an der nächsten Verzweigung nach links. Folgen Sie bis zum Ende der vorbildlich markierten Route und beachten Sie, dass durchgekreuzte Balken immer „falscher Weg“bedeuten. So kommen Sie zur Hauptstraße, wo Sie 500 Meter nach rechts gehend Ihren Ausgangspunkt im Barranc dels Molins erreichen.
Wer früh morgens kommt, kann vielleicht dem Ruf des Kuckucks lauschen