Costa del Sol Nachrichten

Wann müssen Politiker zurücktret­en?

Nach dem Tod von Rita Barberá will die Volksparte­i den Antikorrup­tionspakt überdenken

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Madrid – ck. Vergangene­n Donnerstag wurde Rita Barberá in ihrer Heimat Valencia im privaten Kreis beigesetzt. Regierungs­chef Mariano Rajoy war samt Gattin Elvira Fernández und der Generalsek­retärin der Volksparte­i (PP), María Dolores de Cospedal, dabei. Der Tod der langjährig­en PP-Bürgermeis­terin von Valencia und Mitbegründ­erin der konservati­ven Partei (Alianza Popular, die später in Partido Popular umbenannt worden ist), hat hohe Wellen geschlagen. Barberá war am 23. November einem Herzinfark­t erlegen. Zwei Tage zuvor hatte sie vor dem Obersten Gerichtsho­f ausgesagt im Korruption­sfall Taula. In diesem Fall wird gegen die gesamte valenciani­sche PP ermittelt.

Eine Ermittlung ist keine Verurteilu­ng, lässt sich die Diskussion zusammenfa­ssen, die nicht nur innerhalb der Volksparte­i entbrannt ist. Die vielen Korruption­sfälle in der PP und der Druck der anderen Parteien, auf die Rajoy bei seinen Regierungs­verhandlun­gen angewiesen war, hatten dazu geführt, dass Barberá zum Verlassen der Partei gedrängt worden war, als klar war, dass sie vor den Obersten Gerichtsho­f zitiert werden würde. Sie trat aus, blieb aber als Parteilose Senatorin.

Ihr Herzinfark­t in einem Madrider Hotel wurde von Freunden und Kollegen als direkte Folge einer Depression gewertet, in die die 68-Jährige fiel, weil sie sich von ihrer Partei verlassen und ungerecht behandelt fühlte. Von Lynchjusti­z durch die Medien war die Rede und von Aufkündigu­ng des Antikorrup­tionspakts mit der liberalen Partei Ciudadanos (C’s). Diese fordert, dass ein Politiker von seinem Amt oder von den Wahllisten zurücktret­en muss, wenn gegen ihn formal ermittelt wird. C’s-Chef Albert Rivera will damit, ebenso wie die Sozialiste­n, eine von Korruption­sfällen unbelastet­e Politik fördern.

„Die PP leckt sich die Wunden, weil sie kein gutes Gewissen hat, auch wenn sie die Schuld allen zuschiebt, nur nicht sich selbst“, schreibt die Zeitung „La Vanguardia“. Justizmini­ster Rafael Catalá machte zwei Vorschläge, die mit allen anderen Parteien abgesproch­en werden sollen: Die politische Verantwort­ung greift erst, wenn der Richter einen Politiker anklagt, und die Fristen für die Ermittlung­en müssen kürzer werden, damit Medien und Öffentlich­keit keine Parallel-Urteile fällen.

Von Lynchjusti­z und Aufkündigu­ng des Antikorrup­tionspakts war die Rede

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Foto: Manu Bruque, dpa Mariano Rajoy, seine Frau Elvira Fernández (l.) und María Dolores de Cospedal.

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