Schieflage in der PISA-Studie?
Pisa-Studie 2015: In Andalusien hat sich nur das Leseverständnis 15-jähriger Schüler verbessert
Sevilla – lk. Schwarz auf Weiß haben es die Zahlen der Pisa-Studie (Pisa 2015) am Mittwoch vergangener Woche vor Augen geführt: 15-jährige andalusische Schüler schneiden im Fach Mathematik und den naturwissenschaftlichen Fächern schlecht ab. Allein das Leseverständnis hat sich 2015 im Vergleich zu 2012 verbessert und ist von 488 auf 496 Punkte angestiegen.
Aus der Pisa-Studie geht auch hervor, dass es extreme Unterschiede zwischen den Schülern in Nord- und Südspanien gibt und es in den nördlichen Regionen auch weitaus mehr Personen mit Universitätsabschluss gibt. Die Herausgeber der Studie, die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hat dies darauf zurückgeführt, dass die andalusischen Schulen, in denen die Schüler und Schülerinnen befragt wurden, über ein niedriges soziökonomisches Niveau verfügen. Die andalusische Bildungsministerin Adelaida de la Calle (PSOE) hat gegenüber der spanischen Tageszeitung Málaga Hoy kritisiert, dass es in Andalusien 2.000 Schulen mit 90.000 Schülern im Alter von 15 Jahren gibt. In der Pisa-Studie seien allerdings nur 1.813 Schüler und Schülerinnen von 54 Schulen befragt worden. De la Calle bezeichnete es als sehr „merkwürdig“, dass alle in der Bildungsstudie auftauchenden Schulen ein „niedriges sozioökonomisches Niveau“aufweisen. Sie erinnerte daran, dass Andalusien noch zur Zeit der Transition eine sehr hohe Analphabetenrate aufge- wiesen habe. Laut De La Calle muss dies ebenfalls berücksichtigt werden.
In einem Interview mit dem Radiosender Cadena Ser sagte De La Calle: „Für mich wäre es schwer nachzuvollziehen, wenn meine Kinder, die nun einmal mit Büchern aufgewachsen sind, nicht studiert hätten. Wenn man nun von Kindern, die in ihrem Leben nie ein Buch in der Hand gehalten haben, verlangt, mit meinen Kindern gleichzuziehen, wird es problematisch.“Fundamental für die Bildung sei, so De la Calle, in welchem Umfeld die Kinder aufwachsen, denn die Bildung hinge nicht allein von den Lehrern ab. Diese strengten sich ihrer Meinung nach schon genug an.
Bei den oppositionellen Konservativen kamen die Aussagen der Bildungsministerin nicht gut an. PP-Parlamentssprecherin Carmen Crespo warf De la Calle vor, der Transition die Schuld zu geben. In ironischem Unterton fragte sie, warum De la Calle denn nicht gleich die Katholischen Könige zur Verantwortung zöge. Crespo zufolge zeigen die Ergebnisse der Pisa-Studie eindeutig, dass die Bil- dungspolitik der Sozialisten zu einem Fiasko geführt habe. Darin zeige sich eindeutig, dass sich die von der andalusischen Ministerpräsidentin Susana Díaz (PSOE) aufgebauten Luftschlösser mit Illusionen von einem Sozialstaat in Luft aufgelöst hätten.
Scharfe Kritik übte auch die Podemos-Sprecherin Libertad Benítez. Die Ergebnisse der Pisa-Studie zeigten, so Benítez, dass bei der Bildungspolitik der andalusischen Landesregierung einiges im Argen läge. Sie betonte, dass die andalusischen Schüler genauso intelligent wie ihre katalanischen Altersgenossen seien und andalusische Lehrer sich ebenso anstrengeten wie ihre galicischen Kollegen.
„Andalusische Schüler sind genauso intelligent wie ihre katalanischen Altersgenossen“