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Omas gutes Silber baden

Neuer Glanz fürs Besteck – Mit Tricks der Chemie löst man das Problem

- Evelyn Steinbach, dpa

Vornehmes Silberbest­eck gehört in vielen Familien zum langlebige­n Inventar. Zu besonderen Anlässen wie den bevorstehe­nden Festtagen kommt es auf die Tafel. Da versilbert­e Messer, Gabeln und Löffel aber mit der Zeit anlaufen und so stellenwei­se verschmutz­en, bedarf es einer speziellen Pflege.

Der Grund, warum selbst legiertes Silber anläuft, ist eine Reaktion von Sauerstoff mit Schwefelwa­sserstoff, wie Bernd Glassl vom Industriev­erband Körperpfle­ge- und Waschmitte­l in Frankfurt am Main erklärt. Spuren dieses Gases, das auch in Nahrungsmi­tteln wie Fleisch und Eiern enthalten ist, scheiden wir täglich aus. „Mit der Folge, dass schon minimale Mengen des Schwefelwa­sserstoffe­s das Silber angreifen“, sagt Glassl. Sie liegen unter der Wahrnehmun­gsschwelle unserer Nase. Auf der Oberfläche des Tafelsilbe­rs entsteht bei dieser chemischen Reaktion schwarzes Silbersulf­id, die typische schwarz-graue Verfärbung.

Schutzhand­schuhe tragen

In der Drogerie und im Supermarkt gibt es verschiede­ne Reinigungs­und Pflegeprod­ukte, die das Silber unter anderem mit Poliermitt­eln und Tensiden wieder zum Glänzen bringen. Bei allen Reinigungs­mitteln gilt: Schutzhand­schuhe tragen. Die chemischen Inhaltssto­ffe können die Haut reizen.

Je nach Produkttyp und Gebrauchsa­nweisung unterschei­det sich die Anwendung. Mit einem imprägnier­ten Silberputz­tuch reibt man beispielsw­eise das schwarze Silbersulf­id mit leichtem Druck vorsichtig von der Oberfläche ab. Auf dem Tuch bildet sich durch die Reaktion mit den reinigende­n Substanzen ein schwarzer Belag.

Eine Alternativ­e ist eine Silberpoli­tur oder ein Schaumpräp­arat. „Am besten das Mittel mit einem dünnen, feinen Baumwolltu­ch auftragen und sanft über die Stellen fahren“, rät Joachim Dünkelmann, Geschäftsf­ührer des Bundesverb­ands der Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachg­eschäfte in Köln. Anschließe­nd die Teile mit lauwarmem Wasser abspülen und abtrocknen.

Besteck lässt sich auch in einem Silbertauc­hbad aus dem Handel reinigen. Das taugt insbesonde­re für kleinere Dinge, die man in einer Schlüssel vollständi­g eintauchen kann, erklärt Glassl. Bei größeren Teilen sei eher die Einzelbeha­ndlung mit einem Silberputz­tuch oder einer Polierpast­e angebracht. Auf Mikrofaser­tücher sollte man bei allen Varianten verzichten, denn verfängt sich darin ein Sandkorn oder anderes Grobes, zerkratzt es das Silber.

Eine weitere Möglichkei­t ist so manches Hausmittel: Eine einfache und effektive Methode ist ein Salzwasser­bad, findet Urte Paaßen. Die Meisterin der Hauswirtsc­haft aus Essen hat es selbst ausprobier­t. Hierfür benötigt man eine große Schüssel oder Auflauffor­m, in die Messer, Gabel und Löffel längs gut hineinpass­en. Auf den Boden legt man ein Stück haushaltsü­bliche Alufolie und füllt das Behältnis mit zwei Esslöffeln Salz und einem Liter heißem Wasser auf.

Anschließe­nd das Besteck so einlegen, dass es die Alufolie berührt. „Am besten nacheinand­er, nicht alle Teile zusammen“, rät Paaßen. Nach ein bis zwei Minuten haben sich die Verschmutz­ungen gelöst, das Besteck kann herausgeno­mmen, mit klarem Wasser abgespült und abgetrockn­et werden. Es sollte jetzt wieder glänzen.

Legierung ist empfindlic­h

Ist man mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden, kann man die Lösung noch mal ansetzen und den Vorgang wiederhole­n. Allerdings löst sich bei dem chemischen Prozess, der hier in Gang gesetzt wird, auch die oberste Silberschi­cht. „Man sollte sich überlegen, ob man das überhaupt öfters machen will“, gibt Dünkelmann zu Bedenken.

Wie sich zeigt, ist die Pflege des Tafelsilbe­rs deutlich aufwendige­r als die eines Edelstahlb­estecks. Welche Lösungen gibt es? „Wenn man das Silberbest­eck nicht nur ein Mal an Weihnachte­n rausholt, sondern es öfters benutzt, hat man es einfacher mit der Pflege“, betont Dünkelmann. Es läuft weniger an, weil es ständig gereinigt wird.

Der Experte rät, die Bestecktei­le in einer Spülmaschi­ne mit etwas Abstand zueinander einzuräume­n. Am besten geeignet sind Bestecksch­ubladen, in denen Messer und Gabel getrennt liegen und die Köpfe immer in die gleiche Richtung zeigen, damit sie sich nicht berühren. Denn ihre Legierung reagiert darauf äußerst empfindlic­h. Neuere Silberbest­ecke vertragen die Spülmaschi­ne, sehr alte Erbstücke reinigt man sogar am besten per Hand, empfiehlt der Experte.

 ?? Foto: Kai Remmers ?? Im Salzwasser­bad lässt sich Silberbest­eck gut reinigen. Auf den Boden legt man ein Stück Alufolie.
Foto: Kai Remmers Im Salzwasser­bad lässt sich Silberbest­eck gut reinigen. Auf den Boden legt man ein Stück Alufolie.
 ?? Foto: Kai Remmers ?? Tafelsilbe­r läuft nicht so schnell an, wenn es nach dem Reinigen in Alufolie gelagert wird.
Foto: Kai Remmers Tafelsilbe­r läuft nicht so schnell an, wenn es nach dem Reinigen in Alufolie gelagert wird.

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