Natur im Sinn
Umweltexperte aus El Ejido nutzt vielfältige Vehikel zur Umwelterziehung
Als Vorsitzender der Vereinigung „El arbol de las piruletas“aus El Ejido engagiert sich Moisés Palmero seit zwölf Jahren bereits in der Umwelterziehung. Im Auftrag der Natur ist der studierte Umweltwissenschaftler in sämtlichen Schutzgebieten der Provinz Almería unterwegs. Seine Kenntnisse über die Ökosysteme ihrer Küsten und Gebirgsregionen sowie seine Hinweise auf die Bedrohung derselben gibt er Kindern, Studenten und Erwachsenen weiter. Was ihn von anderen Umweltexperten indes unterschiedet, ist die Kreativität bei der Vermittlung seiner Botschaften, wofür er sich als Buchautor, Filmemacher und Geschichtenerzähler ins Zeug legt.
„El arbol de las piruletas“(dt.: der Baum mit den Lollis) ist nicht nur eine phantasievolle Kindergeschichte mit tierischen Waldbewohnern und Märchenwesen wie einem Kobold, die mit vereinten Kräften Brandstiftern das Handwerk legen. Es ist vor allem eine Story mit wichtigen Botschaften für ihre jungen Leser, etwa dass wilde Tiere in die Wildnis gehören und dass man die Natur nach einem Ausflug stets so zurück lassen sollte, wie man sie vorfand.
Die von Moisés Palmero einfallsreich geschriebene und von Cristina Valero wundervoll illustrierte Geschichte beinhaltet obendrein noch den Plan eines Wanderweges in der Sierra Nevada, an dem sich die Handlung der Story abspielt. Womit die Kinder nicht zuletzt animiert werden sollen, die Gebirgslandschaft auf einem Familientripp kennenzulernen. Seit der Veröffentlichung des Buches im vergangenen April ist der Autor immer wieder in Büchereien und Bibliotheken, auf Buchmessen oder im Rahmen von Märchenstunden bei sonstigen kulturellen Veranstaltungen in Aktion gewesen, um den Kleinen seine Story zu erzählen. Mit einer lebhaften, die Zuhörer einbeziehenden Vermittlung und von ihm gleich mit erdachten Liedern und Choreographien versteht es Moisés Palmero stets, sein Publikum mitzureißen.
Die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Zuhörer nutzt er im Anschluss dann noch, um den Kindern etwa den Nutzen verschiedener Kräuter und Heilpflanzen beizubringen oder ihnen auch zu zeigen, wie man auf natürliche Weise ätherische Öle aus ihnen destilliert. „Mit Kindern arbeite ich bevorzugt zusammen, da sie ein besonders dankbares Publikum sind“, gesteht Palmero. „Außerdem ist es einfacher, ihr Bewusstsein für die Umwelt zu wecken, da sie in dieser Hinsicht nur erzogen und nicht umerzogen werden müssen.“
Moisés Palmero beschränkt sich indes nicht darauf, Märchen zu schreiben und die Geschichten zu erzählen. Außer als Autor ist er in erster Linie nämlich als Vorsitzender einer Vereinigung tätig, die sich der Umwelterziehung widmet. Die Vereinigung, die der studierte Umweltwissenschaftler aus El Ejido im Jahr 2004 zusammen mit einigen Freunden aus seiner Zeit an der Universität Almerías gründete, nannte er damals auch schon „El arbol de las piruletas“.
Der Umweltwissenschaftler aus Überzeugung gehörte zu den ersten Absolventen in Almería, denn als er das Studienfach belegte, war dieses an der Hochschule gerade erst neu eingeführt worden. Schon in seinen Uni-Jahren engagierte er sich in einer studentischen Umweltvereinigung und nach dem
Der Autor widmet sich mit Leib und Seele der Umwelterziehung
Abschluss war im glasklar, dass er in der Folge weiter in diesem Bereich arbeiten würde.
„Die Umwelterziehung ist ein weites Feld, das viele Möglichkeiten eröffnet“, versichert Palmero. „Der Schwerpunkt unserer Aktivitäten ist natürlich der Umweltschutz im engeren Sinne.“Da der Mensch aber ein Teil dieser Umwelt ist, würden zwangsläufig auch Aspekte der Kulturgeschichte in seine Tätigkeit einfließen.
An der Küste wie im Gebirge
In ihrer Erziehungsarbeit konzentriert sich „El arbol de las piruletas“vor allem auf das Schutzgebiet Punta Entinas Sabinar. „Da es in El Ejido quasi direkt vor unserer Haustür liegt“, meint Palmero. Den Landstrich zwischen den Urbanisationen Almerimar und Playa Serena bezeichnet er als „ungeliebtes“Naturschutzgebiet, denn die angrenzenden Gemeinden El Ejido und Roquetas würden es gerne verbauen und die Eigentümer der Grundstücke, die sich zu achtzig Prozent in privater Hand befinden, würden am liebsten Gewächshausplantagen darauf errichten.
Die Aktivitäten beschränken sich aber längst nicht mehr nur auf Punta Entinas Sabinar, sondern erstrecken sich inzwischen auf alle Naturschutzgebiete Almerías, sowohl jene an der Küste wie das Cabo de Gata als auch jene in den Gebirgsketten wie die Sierra Nevada oder die Sierra de María. Die Nachfrage nach ihren didaktischen Angeboten hat sich mit wachsender Bekanntheit der Vereinigung mittlerweile ebenfalls auf die gesamte Provinz ausgeweitet.
Das Dutzend voll gemacht
In den zwölf Jahren ihrer bisherigen Existenz hat die Vereinigung bereits in etlichen Umweltprojekten mitwgewirkt. Oder selbst angestoßen, wie zum Beispiel die Aufklärungskampagne über den akut vom Aussterben bedrohten Spanienkärpfling, ein Süßwasserfisch, der entlang der spanischen Mittelmeerküste zuhause ist.
Mit Vorträgen sowie einer Ausstellung, die in allen umliegenden Gemeinden des Rio Adra zu sehen war, zeigte die Vereinigung die Bedeutung des Kärpflings für das Ökosystem des Flusses auf. Sein Lebensraum wurde nämlich durch eine geplante Grundreinigung des mit Müll überschütteten und mit Schilf zugewachsenen Flussbettes gefährdet, die mit ihren schweren Maschinen alles platt gemacht hätte.
Ein weiteres wichtiges Projekt, das von der Vereinigung jahrelang mitgetragen wurde, waren die von den andalusischen Umwelt- und Jugendbehörden früher organisierten Sommer-Camps, deren Teilnehmer als Volontäre Umweltarbeiten ausführten. „Mit Aufkommen der Krise sind die vor allem von Studenten wahrgenommenen Freiwilligen-Camps aber leider nicht mehr durchgeführt worden“, bedauert Moisés Palmero.
Mit Studenten arbeitet er aktuell aber nach wie vor zusammen, und zwar beim „Eco-Campus“, einem Projekt, das sich über alle andalusischen Hochschulen erstreckt und an Almerías Universität seit zwei Jahren von „El arbol de las piruletas“koordiniert wird. Das zweigleisige Programm beinhaltet sowohl einen theoretischen als auch einen praktischen Teil.
„Zunächst werden auf dem Campus Vorträge zu Umweltthemen gehalten, die von einer Messe mit Informationsständen begleitet werden“, kommentiert Palmero. „Im zweiten Teil werden dann in den verschiedenen Schutzgebieten der Provinz Umweltaktivitäten wie Aufforstungen, die Ausweisung von Wanderwegen oder Säuberungen von Rastplätzen realisiert.“
Ausflüge mit Schulklassen
Das Tagesgeschäft ist für ihn aber in erster Linie die Arbeit mit dem Nachwuchs, da seine Dienste in erster Linie von Schulen für Klassenausflüge in die Natur in Anspruch genommen werden. Wobei er die jüngeren Jahrgangsstufen bevorzuge, denn die Jugend sei ein schwieriges Alter und Teenager seien nur ganz schwer für Umweltthemen zu begeistern.
„Sehr gerne arbeite ich aber auch mit Senioren zusammen, weil dabei zumeist ein interessanter Austausch stattfindet“, bemerkt Palmero. „Ältere Menschen haben aufgrund ihrer Erfahrung oft interessante Geschichten von früher zu berichten, als sich der Lebens- und Arbeitsalltag noch im Einklang mit der Natur abspielte“, ergänzt er.
Literatur als Instrument
Was „El arbol de las piruletas“indes von anderen im Bereich der Umwelterziehung tätigen Vereinigungen unterscheidet, sind die zur Vermittlung ihrer Botschaften eingesetzten Instrumente. Moisés Palmero ist nämlich nicht bloß als fachkundiger Guide in den Schutz- gebieten unterwegs, sondern macht diese den Naturfreunden auch mit kreativen Mitteln schmackhaft.
Die eingangs erwähnte Kindergeschichte war nämlich nicht sein erstes Buch. Zuvor hatte er bereits die Kurzgeschichtensammlung „Secretos en el sendero“(dt.: Geheimnisse auf dem Wanderweg) publiziert, die sich an erwachsene Leser richtet. Das Buch beinhaltet neun phantastische, zuweilen gruselige Stories, die zum Teil frei erfunden sind, zum Teil auf tatsächlichen Ereignissen basieren oder auch vor Ort kursierende Legenden zur Grundlage haben.
Jede Erzählung spielt sich auf einem anderen Wanderweg der Sierra Nevada ab, zu deren Erwanderung er die Leser ermuntern will. Nebenbei vermittelt er ihnen seine Kenntnisse über Flora und Fauna der Gebirgslandschaft. „Ich denke, dass sich derartige Informationen mit einer interessanten Geschichte besser im Gedächtnis verankern als mit einem trockenen Vortrag“, meint der Autor der Stories.
Kurzfilme mit Botschaft
Außer auf literarische Mittel greift Moisés Palmero zur Umwelterziehung aber auch auf filmische Mittel zurück. Sein erster Beitrag in dem Genre war der Kurzfilm „El hombre y la flor“(dt.: der Mann und die Blume) über einen Mann, der in Punta Entinas Sabinar eine wunderschöne Blume mitnimmt, die in der Folge nirgends mehr gedeihen will, bis er sie an seinen Ursprungsort zurück pflanzt.
Ein zweiter Kurzfilm ist bereits in Planung, der die Müllproblematik thematisieren und diese mit einer sozialen Komponente in Bezug setzen wird. Die Handlung wirft eine Parallele auf zwischen einer Plastikflasche aus dem Supermarkt und drei Frauen, die aus verschiedenen Gründen keinen Job mehr finden und sich von der heutigen Wegwerfgesellschaft wie Abfall behandelt fühlen.
Fabelwesen in Schutzgebieten
An Büchern soll es auch nicht bei den zwei bisherigen bleiben. Nach dem Vorbild der Kindergeschichte „El arbol de las piruletas“will sich Moisés Palmero zu jedem Schutzgebiet der Provinz Almería eine Story ausdenken, die ihre jeweiligen Umweltprobleme aufgreift. „In jedem Naturschutzgebiet werde ich ein anderes Fabelwesen ansiedeln“, verspricht er. Das nächste Buch, schickt er voraus, wird von einer Meerjungfrau handeln, die am Cabo de Gata lebt.
Die Umweltvereinigung koordiniert das Projekt „Eco-Campus“an der Uni Kurzgeschichten sollen Leser zum Wandern in die Sierra Nevada locken