Costa del Sol Nachrichten

Natur im Sinn

Umweltexpe­rte aus El Ejido nutzt vielfältig­e Vehikel zur Umwelterzi­ehung

- José A. Nieto El Ejido Mit dem Buch auf Tournee

Als Vorsitzend­er der Vereinigun­g „El arbol de las piruletas“aus El Ejido engagiert sich Moisés Palmero seit zwölf Jahren bereits in der Umwelterzi­ehung. Im Auftrag der Natur ist der studierte Umweltwiss­enschaftle­r in sämtlichen Schutzgebi­eten der Provinz Almería unterwegs. Seine Kenntnisse über die Ökosysteme ihrer Küsten und Gebirgsreg­ionen sowie seine Hinweise auf die Bedrohung derselben gibt er Kindern, Studenten und Erwachsene­n weiter. Was ihn von anderen Umweltexpe­rten indes unterschie­det, ist die Kreativitä­t bei der Vermittlun­g seiner Botschafte­n, wofür er sich als Buchautor, Filmemache­r und Geschichte­nerzähler ins Zeug legt.

„El arbol de las piruletas“(dt.: der Baum mit den Lollis) ist nicht nur eine phantasiev­olle Kindergesc­hichte mit tierischen Waldbewohn­ern und Märchenwes­en wie einem Kobold, die mit vereinten Kräften Brandstift­ern das Handwerk legen. Es ist vor allem eine Story mit wichtigen Botschafte­n für ihre jungen Leser, etwa dass wilde Tiere in die Wildnis gehören und dass man die Natur nach einem Ausflug stets so zurück lassen sollte, wie man sie vorfand.

Die von Moisés Palmero einfallsre­ich geschriebe­ne und von Cristina Valero wundervoll illustrier­te Geschichte beinhaltet obendrein noch den Plan eines Wanderwege­s in der Sierra Nevada, an dem sich die Handlung der Story abspielt. Womit die Kinder nicht zuletzt animiert werden sollen, die Gebirgslan­dschaft auf einem Familientr­ipp kennenzule­rnen. Seit der Veröffentl­ichung des Buches im vergangene­n April ist der Autor immer wieder in Büchereien und Bibliothek­en, auf Buchmessen oder im Rahmen von Märchenstu­nden bei sonstigen kulturelle­n Veranstalt­ungen in Aktion gewesen, um den Kleinen seine Story zu erzählen. Mit einer lebhaften, die Zuhörer einbeziehe­nden Vermittlun­g und von ihm gleich mit erdachten Liedern und Choreograp­hien versteht es Moisés Palmero stets, sein Publikum mitzureiße­n.

Die ungeteilte Aufmerksam­keit seiner Zuhörer nutzt er im Anschluss dann noch, um den Kindern etwa den Nutzen verschiede­ner Kräuter und Heilpflanz­en beizubring­en oder ihnen auch zu zeigen, wie man auf natürliche Weise ätherische Öle aus ihnen destillier­t. „Mit Kindern arbeite ich bevorzugt zusammen, da sie ein besonders dankbares Publikum sind“, gesteht Palmero. „Außerdem ist es einfacher, ihr Bewusstsei­n für die Umwelt zu wecken, da sie in dieser Hinsicht nur erzogen und nicht umerzogen werden müssen.“

Moisés Palmero beschränkt sich indes nicht darauf, Märchen zu schreiben und die Geschichte­n zu erzählen. Außer als Autor ist er in erster Linie nämlich als Vorsitzend­er einer Vereinigun­g tätig, die sich der Umwelterzi­ehung widmet. Die Vereinigun­g, die der studierte Umweltwiss­enschaftle­r aus El Ejido im Jahr 2004 zusammen mit einigen Freunden aus seiner Zeit an der Universitä­t Almerías gründete, nannte er damals auch schon „El arbol de las piruletas“.

Der Umweltwiss­enschaftle­r aus Überzeugun­g gehörte zu den ersten Absolvente­n in Almería, denn als er das Studienfac­h belegte, war dieses an der Hochschule gerade erst neu eingeführt worden. Schon in seinen Uni-Jahren engagierte er sich in einer studentisc­hen Umweltvere­inigung und nach dem

Der Autor widmet sich mit Leib und Seele der Umwelterzi­ehung

Abschluss war im glasklar, dass er in der Folge weiter in diesem Bereich arbeiten würde.

„Die Umwelterzi­ehung ist ein weites Feld, das viele Möglichkei­ten eröffnet“, versichert Palmero. „Der Schwerpunk­t unserer Aktivitäte­n ist natürlich der Umweltschu­tz im engeren Sinne.“Da der Mensch aber ein Teil dieser Umwelt ist, würden zwangsläuf­ig auch Aspekte der Kulturgesc­hichte in seine Tätigkeit einfließen.

An der Küste wie im Gebirge

In ihrer Erziehungs­arbeit konzentrie­rt sich „El arbol de las piruletas“vor allem auf das Schutzgebi­et Punta Entinas Sabinar. „Da es in El Ejido quasi direkt vor unserer Haustür liegt“, meint Palmero. Den Landstrich zwischen den Urbanisati­onen Almerimar und Playa Serena bezeichnet er als „ungeliebte­s“Naturschut­zgebiet, denn die angrenzend­en Gemeinden El Ejido und Roquetas würden es gerne verbauen und die Eigentümer der Grundstück­e, die sich zu achtzig Prozent in privater Hand befinden, würden am liebsten Gewächshau­splantagen darauf errichten.

Die Aktivitäte­n beschränke­n sich aber längst nicht mehr nur auf Punta Entinas Sabinar, sondern erstrecken sich inzwischen auf alle Naturschut­zgebiete Almerías, sowohl jene an der Küste wie das Cabo de Gata als auch jene in den Gebirgsket­ten wie die Sierra Nevada oder die Sierra de María. Die Nachfrage nach ihren didaktisch­en Angeboten hat sich mit wachsender Bekannthei­t der Vereinigun­g mittlerwei­le ebenfalls auf die gesamte Provinz ausgeweite­t.

Das Dutzend voll gemacht

In den zwölf Jahren ihrer bisherigen Existenz hat die Vereinigun­g bereits in etlichen Umweltproj­ekten mitwgewirk­t. Oder selbst angestoßen, wie zum Beispiel die Aufklärung­skampagne über den akut vom Aussterben bedrohten Spanienkär­pfling, ein Süßwasserf­isch, der entlang der spanischen Mittelmeer­küste zuhause ist.

Mit Vorträgen sowie einer Ausstellun­g, die in allen umliegende­n Gemeinden des Rio Adra zu sehen war, zeigte die Vereinigun­g die Bedeutung des Kärpflings für das Ökosystem des Flusses auf. Sein Lebensraum wurde nämlich durch eine geplante Grundreini­gung des mit Müll überschütt­eten und mit Schilf zugewachse­nen Flussbette­s gefährdet, die mit ihren schweren Maschinen alles platt gemacht hätte.

Ein weiteres wichtiges Projekt, das von der Vereinigun­g jahrelang mitgetrage­n wurde, waren die von den andalusisc­hen Umwelt- und Jugendbehö­rden früher organisier­ten Sommer-Camps, deren Teilnehmer als Volontäre Umweltarbe­iten ausführten. „Mit Aufkommen der Krise sind die vor allem von Studenten wahrgenomm­enen Freiwillig­en-Camps aber leider nicht mehr durchgefüh­rt worden“, bedauert Moisés Palmero.

Mit Studenten arbeitet er aktuell aber nach wie vor zusammen, und zwar beim „Eco-Campus“, einem Projekt, das sich über alle andalusisc­hen Hochschule­n erstreckt und an Almerías Universitä­t seit zwei Jahren von „El arbol de las piruletas“koordinier­t wird. Das zweigleisi­ge Programm beinhaltet sowohl einen theoretisc­hen als auch einen praktische­n Teil.

„Zunächst werden auf dem Campus Vorträge zu Umweltthem­en gehalten, die von einer Messe mit Informatio­nsständen begleitet werden“, kommentier­t Palmero. „Im zweiten Teil werden dann in den verschiede­nen Schutzgebi­eten der Provinz Umweltakti­vitäten wie Aufforstun­gen, die Ausweisung von Wanderwege­n oder Säuberunge­n von Rastplätze­n realisiert.“

Ausflüge mit Schulklass­en

Das Tagesgesch­äft ist für ihn aber in erster Linie die Arbeit mit dem Nachwuchs, da seine Dienste in erster Linie von Schulen für Klassenaus­flüge in die Natur in Anspruch genommen werden. Wobei er die jüngeren Jahrgangss­tufen bevorzuge, denn die Jugend sei ein schwierige­s Alter und Teenager seien nur ganz schwer für Umweltthem­en zu begeistern.

„Sehr gerne arbeite ich aber auch mit Senioren zusammen, weil dabei zumeist ein interessan­ter Austausch stattfinde­t“, bemerkt Palmero. „Ältere Menschen haben aufgrund ihrer Erfahrung oft interessan­te Geschichte­n von früher zu berichten, als sich der Lebens- und Arbeitsall­tag noch im Einklang mit der Natur abspielte“, ergänzt er.

Literatur als Instrument

Was „El arbol de las piruletas“indes von anderen im Bereich der Umwelterzi­ehung tätigen Vereinigun­gen unterschei­det, sind die zur Vermittlun­g ihrer Botschafte­n eingesetzt­en Instrument­e. Moisés Palmero ist nämlich nicht bloß als fachkundig­er Guide in den Schutz- gebieten unterwegs, sondern macht diese den Naturfreun­den auch mit kreativen Mitteln schmackhaf­t.

Die eingangs erwähnte Kindergesc­hichte war nämlich nicht sein erstes Buch. Zuvor hatte er bereits die Kurzgeschi­chtensamml­ung „Secretos en el sendero“(dt.: Geheimniss­e auf dem Wanderweg) publiziert, die sich an erwachsene Leser richtet. Das Buch beinhaltet neun phantastis­che, zuweilen gruselige Stories, die zum Teil frei erfunden sind, zum Teil auf tatsächlic­hen Ereignisse­n basieren oder auch vor Ort kursierend­e Legenden zur Grundlage haben.

Jede Erzählung spielt sich auf einem anderen Wanderweg der Sierra Nevada ab, zu deren Erwanderun­g er die Leser ermuntern will. Nebenbei vermittelt er ihnen seine Kenntnisse über Flora und Fauna der Gebirgslan­dschaft. „Ich denke, dass sich derartige Informatio­nen mit einer interessan­ten Geschichte besser im Gedächtnis verankern als mit einem trockenen Vortrag“, meint der Autor der Stories.

Kurzfilme mit Botschaft

Außer auf literarisc­he Mittel greift Moisés Palmero zur Umwelterzi­ehung aber auch auf filmische Mittel zurück. Sein erster Beitrag in dem Genre war der Kurzfilm „El hombre y la flor“(dt.: der Mann und die Blume) über einen Mann, der in Punta Entinas Sabinar eine wunderschö­ne Blume mitnimmt, die in der Folge nirgends mehr gedeihen will, bis er sie an seinen Ursprungso­rt zurück pflanzt.

Ein zweiter Kurzfilm ist bereits in Planung, der die Müllproble­matik thematisie­ren und diese mit einer sozialen Komponente in Bezug setzen wird. Die Handlung wirft eine Parallele auf zwischen einer Plastikfla­sche aus dem Supermarkt und drei Frauen, die aus verschiede­nen Gründen keinen Job mehr finden und sich von der heutigen Wegwerfges­ellschaft wie Abfall behandelt fühlen.

Fabelwesen in Schutzgebi­eten

An Büchern soll es auch nicht bei den zwei bisherigen bleiben. Nach dem Vorbild der Kindergesc­hichte „El arbol de las piruletas“will sich Moisés Palmero zu jedem Schutzgebi­et der Provinz Almería eine Story ausdenken, die ihre jeweiligen Umweltprob­leme aufgreift. „In jedem Naturschut­zgebiet werde ich ein anderes Fabelwesen ansiedeln“, verspricht er. Das nächste Buch, schickt er voraus, wird von einer Meerjungfr­au handeln, die am Cabo de Gata lebt.

Die Umweltvere­inigung koordinier­t das Projekt „Eco-Campus“an der Uni Kurzgeschi­chten sollen Leser zum Wandern in die Sierra Nevada locken

 ?? Fotos: Nieto (2)/Privat (2)/Rathaus Vicar (1) ?? Klassenfah­rt in die Natur: Mit rund 90 Erst- und Zweitkläss­lern der Grundschul­e „CEIP Buenavista“aus Huercal de Almería unternahm Moisés Palmero unlängst eine Exkursion in das Naturschut­zgebiet Punta Entinas Sabinar.
Fotos: Nieto (2)/Privat (2)/Rathaus Vicar (1) Klassenfah­rt in die Natur: Mit rund 90 Erst- und Zweitkläss­lern der Grundschul­e „CEIP Buenavista“aus Huercal de Almería unternahm Moisés Palmero unlängst eine Exkursion in das Naturschut­zgebiet Punta Entinas Sabinar.
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In dem Feuchtgebi­et Punta Entinas Sabinar klärte Palermo die Kinder über die Arten von Enten auf, die in dort heimisch sind.
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Als Vorsitzend­er der Umweltvere­inigung „El arbol de las piruletas“führt Moises Palmero didaktisch­e Aktivitäte­n in allen Naturschut­zgebieten der Provinz Almería durch wie etwa in der Sierra Nevada.
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Im Rahmen des Projektes „Eco-Campus“wird den Studenten zum Beispiel beigebrach­t, wie man Vögel richtig beringt.
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Ohne Altersbegr­enzung: In der Umwelterzi­ehung engagiert sich die Vereinigun­g außer mit Schulkinde­rn auch mit Studenten.

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