Mafia-Boss der Camorra im Netz
Nationalpolizei fasst zusammen mit der italienischen Polizei rechte Hand des obersten Camorra-Chefs
Alhaurín de la Torre – dpa/lk. Die Nationalpolizei hat am vergangenen Samstagvormittag in Zusammenarbeit mit der italienischen Polizei in einem Chalet in Alhaurín de la Torre einen der mutmaßlichen Köpfe der neapolitanischen Mafia Camorra festgenommen. Für ihn galt ein internationaler Haftbefehl.
Es handelt sich um einen Justizflüchtling, der als „rechte Hand des obersten Chefs der Camorra“im internationalen Kokain- und Haschischhandel agierte. Von Spanien aus koordinierte er die Verteilung des Rauschgifts an untergeordnete Drogenbanden. Im Zuge derselben Operation seien in Neapel 17 Mitglieder des Mafia-Clans Amato-Pagani verhaftet worden. Dieser beherrscht den Drogenhandel in der Region. Bei Hausdurchsuchungen in Neapel sei Vermögen im Wert von 20 Millionen Euro beschlagnahmt worden.
Kriminelle Familienclans
Bei der Operation arbeiteten Agenten der Spezialeinheit Greco, weitere der zentralen Brigade der Gerichtspolizei zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, solche der Sondereinheit GOES der westlichen Costa del Sol mit der neaopolitanischen Polizeieinheit Squadra Mobile de la Policía Di Stato de Nápoles zusammen.
Als Camorra, auch bekannt unter dem Namen Bella Società Riformata, Società dell’Umirtà, Onorata Società oder Il Sistema, werden organisierte kriminelle Clans in Neapel und der Region Kampanien bezeichnet. Die Camorra zählt zu den ältesten und größten kriminellen Organisationen in Italien und besteht seit dem 16. Jahrhundert. Im Unterschied zur sizilianischen Cosa Nostra und der kalabrischen ‚Ndrangheta, die üblicherweise in ländlichen Regionen operiert, agiert die Camorra in erster Linie von Neapel und dem Einzugsbereich der Stadt aus.
Die Camorra setzt sich aus autonomen Clans zusammen und ist deshalb nicht wie die Cosa Nostra vertikal, sondern horizontal organisiert. Die Camorra bildet in der Region ein Auffangbecken für arbeitslose Jugendliche. Eine Statis- tik über die Zahl der Beschäftigten gibt es zwar nicht, aber trotzdem bietet sie erwerbslosen jungen Italienern einen Job und auch die Schattenwirtschaft ist eine essenzielle wirtschaftliche Kraft in Neapel und Umgebung.
Der Schriftsteller und CamorraExperte Roberto Saviano sieht die Unternehmen an der Costa del Sol mittlerweile weitgehend unter der Kontrolle der Camorristi. Neben dem Rauschgifthandel (Kokain) werde vor allem Geldwäsche über das Baugewerbe betrieben. Inzwischen nennen die Camorristi die Costa del Sol bereits „costa nostra“(dt.: unsere Küste).
In den Augen Savianos ist die Ignoranz spanischer Politiker gegenüber der Camorra damit zu erklären, dass eine stillschweigende Übereinkunft herrscht. Diese besteht laut dem Mafia-Kenner darin, dass die Kriminellen aus Neapel ihre Geschäfte machen dürfen, solange sie keine militärischen Aktionen heraufbeschwören.
Inzwischen nennen die Camorristi die Costa del Sol bereits „costa nostra“