Ducken, laufen und kicken
Allmählich erobert der Ballsport Rugby die Costa del Sol: Ein Blick auf das Spielfeld des Marbella Rugby Club
Wer je in einem walisischen Pub gesessen hat, wird schnell merken, dass Gespräche über Fußball keinen Waliser hinterm Ofen hervorlocken. Denn beliebter als der weltweit am meisten verbreitete Ballsport ist dort seit Jahrzehnten die eher rare Sportart Rugby.
Und wer sich ein wenig auskennt, dem werden die Waliser mit leuchtenden Augen erzählen, dass zum Beispiel der Rugby World Cup alle vier Jahre stattfindet, und 1999 die Finalspiele in Cardiff ausgetragen wurden, dies jedoch leider ohne das eigene Team. Wales konnte diesen wichtigsten internationalen Wettkampf nämlich noch nie gewinnen. Nur einmal, da sind sie Dritter geworden, die Jungs! 1987, ganz knapp gegen die Australier, 22¨:21.
Auch in Südengland, Australien und Neuseeland ist Rugby eine Art Religion. So auch für den Spanier Nacho Molina, der mit ähnlich leuchtenden Augen wie die Waliser in der Urbanisation Bahía de Marbella über den Marbella Rugby Club berichtet. „1989 Jahren warb der Notar Roberto Osborne für Rugby-Spieler in Madrid“, sagt der Manager des Marbella Rugby Club.
Und tatsächlich schaffte es Osborne, genügend Personen zu rekrutieren. Zunächst spielten die spanischen Rugby-Spieler auf dem Polofeld in Sotogrande (Cádiz). Félix Cuesta schaute sich 1992 an den Schulen in der Umgebung von Marbella um und konnte weitere Personen für den Ballsport der etwas härteren Gangart begeistern. Molina hat mit sechs Jahren angefangen, Rugby zu spielen. Als er 18 war, ging er nach Nordspanien zum Rugby Team VRAC Que- sos de Entrepinares in Valladolid. Dort spielte er acht Jahre lang in dem Club, der zu einem der besten Spaniens zählt. Das professionelle Training mit viermal pro Woche im Fitnessstudio und dreimal pro Woche Training auf dem RugbyPitch hat sich in seinem Körper verewigt. Der durchtrainierte, knapp zwei Meter Schrank, in dessen Gegenwart, sich eine 1,70 Meter große Frau wie eine Liliputanerin vorkommt, spielt heute mit der Rückennumer acht. Diese ist einer der wichtigsten Positionen, da sie das Bindeglied zwischen den Stürmern und den Läufern darstellt. Molina deutet auf die Dutzenden von silbern-, gold- und kupferfarbenen Pokale, die auf Regalen an der Wand aufgereiht sind.
„Wir spielen inzwischen in der zweiten Liga und in der ersten División de Honor“, sagt Molina voller Stolz. Sein Ziel: Bis 2018 möchte er den Club spanienweit unter die ersten vier und bis spätestens 2021 auf den ersten Platz bringen. Nachwuchsförderung wird im Marbella Rugby Club groß geschrieben. Zurzeit werden rund 340 Kinder aller Altersklassen trainiert. Die jüngsten sind vier un der älteste Spieler ist 68 Jahre alt. „In der Lexinta Marbella Rugby School bieten wir Kindern eine Aktivität außerhalb der Schule an“, erklärt Molina.
Wenige Tage nach dem Gespräch mit Molina veröffentlichte eine spanische Lokalzeitung einen Artikel, in dem davon die Rede ist, dass die Finanzbehörde der Provinzverwaltung die Konten des Marbella Rugby Club beschlagnahmt hat. Zwischen 2012 und 2015 waren keinerlei Grundsteuern an die Stadt Marbella gezahlt worden. Noch zur Regierungszeit von Bürgermeister Jesús Gil y Gil