Neue Zähne für Eduardo
Zahnarztpraxis schenkt Málagas bekanntestem Straßensänger zwei herausnehmbare Prothesen
Kaum wiederzuerkennen ist Málgas bekanntester Straßensänger Eduardo Colorado Chamorro am Ende zweier Videos, die seit einigen Tagen im Internet auf „You Tube“zu sehen sind. Denn seit knapp drei Wochen, und somit noch rechtzeitig vor dem am 17. März beginnenden Kinofestival von Málaga, für das er zur Präsentation des neuen Dokumentarfilms über ihn ( die CSN berichtete) eingeladen ist, besitzt der 48-Jährige wieder ein vollständiges Gebiss. Genau genommen handelt es sich um zwei herausnehmbare Prothesen, die Eduardo ermöglichen sollen, wieder normal zu kauen, und die auch sein Erscheinungsbild erheblich verbessern.
Denn zuvor hatte der Sänger, wie es auch auf einem großen Wandgemälde in der Calle Lagunillas für die Nachwelt festgehalten ist, lediglich zwei Zähne im Oberkiefer. Der fast zahnlose Mund war neben der dicken Vene, die an seinem Hals hervortritt, wenn er sein Zwei-Lieder-Programm mit den Stücken „Cantinero de Cuba“und „Enomorado de tí“zum Besten gibt, schon zu seinem Markenzeichen geworden, doch ästhetisch war der Anblick beileibe nicht.
Die neuen Zahnprothesen hat Eduardo von der Zahnarztpraxis Bucodente im Stadtteil Ciudad Jardín bekommen, und zwar kosten- los, denn der zeitweise in Obdachlosenheimen, zeitweise in besetzen Häusern lebende Straßensänger hätte für den Zahnersatz ohnehin kein Geld gehabt. „Es ist wichtig, dass die lokalen Unternehmen ihren Mitbürgern helfen“, sagt der Praxisangestellte Fran Bueno auf dem ersten Video, das genauso wie zweite den Titel „La Sonrisa de ,El Vena‘“(dt.: Das Lächeln von „Die Vene“– einer der Spitznamen Eduardos – Anmerkung der Redaktion) trägt. „Eduardo ist sehr bekannt in Málaga“, fährt er fort, „und durch die neuen Prothesen haben wir ihm ein Stück Lebensqualität wiedergegeben.“ Im ersten Video, das ebenso wie das zweite von der Zahnarztpraxis gedreht wurde, erklärt Fran Bueno abwechselnd mit dem Praxischef Luis Arjona Sánchez den Prozess der Herstellung des Zahnersatzes für Eduardo. Im zweiten erzählt der Protagonist schließlich die Geschichte aus seiner Perspektive. Nahezu rührend ist dabei die Schluss-Szene, denn Eduardo lächelt mit seinem neuen Gebiss in die Kamera und sagt überglücklich: „Danke, lieber Doktor, ich werde bestimmt einmal etwas für dich singen.“
Die Euphorie scheint mittlerweile jedoch der Ernüchterung Platz gemacht zu haben. Als die CSN Eduardo eines Nachmittags auf der Plaza de la Merced antrifft, wo der Sänger so gut wie täglich die Gäste der Terrassenlokale mit seinen Kurz-Auftritten unterhält, macht er einen recht geknickten Eindruck. „Ich bin zwar sehr dankbar für die neuen Zähne, aber ich musste sie nach einigen Tagen wieder rausnehmen, weil ich damit nicht korrekt sprechen konnte“, sagt er.
„Wenn das so bleibt, weiß ich nicht einmal, ob ich auf das Kinofestival von Málaga gehen werde“, fügt er hinzu und meint damit, zur Vorstellung seines Dokumentarfilms. Für ein Foto setzt der Straßensänger seine Prothesen ein, doch gleich danach verschwindet das neue Gebiss mitsamt der dazugehörigen Dose auch schon wieder in seiner Hosentasche. Dann klagt er plötzlich darüber, dass sein Geldbeutel mit allen seinen Dokumenten gestohlen worden sei, schimpft auf sein letztes Obdachlosenasyl und gibt am Ende auch noch zu, dass er nach einigen Monaten Pause wieder mit dem Trinken angefangen hat. „Manchmal kommt alles über mich, und dann trinke ich auch wieder Bier und Wodka“, erzählt er. „Aber nie soviel, dass ich betrunken bin.“ Und die Zahnprothesen? Derzeit absolviert der Sänger seine Auftritte wie zuvor ohne Zähne. Auch das Essen geht ohne Gebiss, denn Eduardo hatte mehr als zehn Jahre Zeit, sich an das Kauen mit den Kieferknochen zu gewöhnen.
Trotzdem hofft der Straßensänger, dass er in absehbarer Zeit doch noch seine neuen Zahnprothesen
Eduardo trägt sein neues Gebiss in der Hosentasche