Costa del Sol Nachrichten

Ernennunge­n der Justiz kritisiert

Opposition ist gegen neuen Antikorrup­tionsstaat­sanwalt und Chef des Obersten Strafgeric­hts

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Madrid – ck. Dass ausgerechn­et der Staatsanwa­lt, der den Ministerpr­äsidenten der PP-regierten Region Murcia wegen Korruption anklagen will, von der Regierung abgelöst werden soll, sorgte für Unmut. Staatsanwa­lt Manuel López Bernal muss seinen Posten an José Luis Díaz Manzanera abgeben. Justizmini­ster Rafael Catalá beteuerte, die Regierung habe sich bei der Bekanntgab­e dieser und der weiteren Neubesetzu­ngen am 22. Februar streng an die Regeln gehalten, habe die Entscheidu­ngen des Rats der Staatsanwä­lte befolgt und sie habe sogar acht der elf Posten, die sie hätten auswechsel­n können, nicht angetastet.

Dennoch wurde die Unabhängig­keit der Justiz in Frage gestellt. Bernal selbst hatte Druck auf seine Ermittlung­en gegen Murcias Regierungs­chef Pedro Antonio Sánchez angezeigt. Der Oberstaats­anwalt der Balearen, Bartomeu Barceló, sagte klar, was viele denken: „Die Staatsanwä­lte sind nicht unabhängig“. Die Neutralitä­t der Justiz – die Mehrheit der Richter im Obersten Justizrat entspricht der Ideologie der jeweiligen Regierung, es gibt Vereinigun­gen konservati­ver und liberaler Richter und Staatsanwä­lte – ist ein Dauerthema der spanischen Demokratie. Die Auswechslu­ng von Bernal durch einen der konservati­ven Regierung nahestehen­den Staatsanwa­lt passt in dieses Bild.

Heftig kritisiert wurde auch die Auswechslu­ng des Antikorrup­tionsstaat­sanwalts durch einen in Korruption­sfällen unerfahren­en Mann – in Zeiten, in denen mehrere Verfahren gegen die Volksparte­i laufen. Manuel Moix wird den Fall in Murcia überwachen, wird die illegale Parteienfi­nanzierung der PP, den Gürtel-Skandal und im Fall Nóos erwägen. Seine berufliche­n Erfahrunge­n als Spezialist im Ver- waltungsre­cht beim Obersten Gerichtsho­f wiegen schwer, seine guten Beziehunge­n zur Volksparte­i und zum Justizmini­ster, wie die Zeitung „El Mundo“schreibt, ebenfalls.

Neben dem Antikorrup­tionsstaat­sanwalt ist eine weitere sehr sensible Neubesetzu­ng die des Chefs des Madrider Strafgeric­hts. Javier Zaragoza soll nach elf Jahren ausgewechs­elt werden. Sein Nachfolger ist sein Stellvertr­eter Jesús Alonso. Das schlechte Verhältnis beider war sprichwört­lich. Nun hat Alonso als Sprecher des konservati­ven Verbandes der Staatsanwä­lte (AF) sich mit sechs Stimmen der AF gegen Zaragoza durchgeset­zt. Er wird den Kampf gegen Terrorismu­s und Organisier­te Kriminalit­ät im zweitmächt­igsten Gericht Spaniens leiten. Darüber steht nur der Oberste Gerichtsho­f.

Die Sozialiste­n, Podemos, Ciudadanos und Compromís wollen, dass der Justizmini­ster diese Ent- scheidunge­n im Parlament begründet. PSOE und Podemos fordern außerdem, dass Innenminis­ter Juan Ignacio Zoido und Generalsta­atsanwalt José Manuel Maza zum angebliche­n Druck auf Bernal in Murcia Stellung nehmen und im Parlament die Fragen der Opposition beantworte­n.

Bartomeu Barceló: „Die Staatsanwä­lte sind nicht unabhängig“

Stimmen der Opposition

„Überaus kontrovers“findet Ricardo Sixto von Unidos Podemos die Ernennunge­n. PSOE-Parlaments­sprecher Antonio Hernando will Distanz zur Regierung markieren und den Rücktritt Catalás fordern. „Wir warten seine Erklärunge­n zu dieser massiven Säuberungs­aktion der Staatsanwa­ltschaft ab“, sagte er.

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Foto: EFE Justizmini­ster Rafael Catalá (l.) bei einer Ordensverl­eihung in Albacete.

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