Costa del Sol Nachrichten

Vier Jahre Haft für Rodrigo Rato

Strafgeric­ht verurteilt den Bankia-Chef wegen Unterschla­gung im Fall der „Schwarzen Kreditkart­en“

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Madrid – ck. „Viereinhal­b Jahre Haft für Rodrigo Rato wegen Unterschla­gung“, titelten die Tageszeitu­ngen am 24. Februar. Das Urteil im Fall um die „Tarjetas black“war mit Spannung erwartet worden.

Einst galt Rodrigo Rato als Anwärter auf das Amt des Regierungs­chefs. Zum Vize hatte es der Wirtschaft­sminister (1996-2004) unter PP-Chef José María Aznar schon gebracht. Anschließe­nd war er bis 2007 Chef des Internatio­nalen Währungsfo­nds und sah die schwere Finanz- und Wirtschaft­skrise nicht voraus. Zwischen 2010 und 2012 leitete er die Sparkasse Caja Madrid und das daraus her- vorgegange­ne Bankhaus Bankia. Dort kam es zum Skandal um die sogenannte­n „schwarzen Kreditkart­en“, die es der Führungssp­itze erlaubten, auf Kosten der Bank private Ausgaben zu tätigen und zwölf Millionen Euro am Finanzamt vorbeizusc­hleusen.

Bankia war aus der Fusion der Sparkasse mit anderen Banken hervorgega­ngen und musste 2012 mit Staatsgeld­ern in Höhe von über 20 Milliarden Euro vor dem Zusammenbr­uch bewahrt werden. Dass Bankia im Juli 2011 an die Börse ging und viele Kleinanleg­er hochversch­uldete, wird vom Madrider Strafgeric­ht untersucht. Offenbar hatte der Chef der Zentralban­k, Miguel Ángel Fernández Ordoñez seine Aufsichtsp­flicht vernachläs­sigt. Groß war das Vertrauen in Rodrigo Rato, das der Mann, wie das Gericht jetzt bewies, nicht verdiente.

Während die Bank krachte, lebten Rato, sein Vorgänger Miguel Blesa und 62 weitere hohe Posten und Mitglieder des Aufsichtsr­ats auf großem Fuß und genehmigte­n sich private Vergnügung­en wie Reisen, Kleidung und Schmuck auf Kosten der Bank. Miguel Blesa ist zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Rato und Blesa müssen außerdem die zwölf Millionen Euro zurückzahl­en.

Am Freitag, 3. März, erfahren die beiden Bankiers vor dem Strafgeric­ht, ob sie ihre Haft antreten müssen oder zur Bewährung auf freiem Fuß gesetzt werden, je nachdem, ob das Gericht Fluchtgefa­hr befürchtet. Das Urteil muss nun vom Obersten Gericht überprüft werden. Je nachdem, ob es sich den Richtern des Strafgeric­hts anschließt und die Beweise – darunter eine Excel-Liste – anerkennt oder nicht, könnten die beiden auch noch freigespro­chen werden.

Bankia kracht und Rato und sein Aufsichtsr­at leben auf großem Fuß

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Foto: dpa Rodrigo Rato und Miguel Blesa im September 2016 vor dem Madrider Strafgeric­ht.

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