Costa del Sol Nachrichten

Sie schnurrt so schön

Schnurren setzt Glückshorm­one frei und wirkt beruhigend auf Menschen

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Hamburg – dpa. Das Schnurren wird oft mit dem Lächeln verglichen. Menschen lächeln aus unterschie­dlichsten Gründen: vor Glück, zur Beschwicht­igung oder aus Unsicherhe­it. Bei Katzen verhält es sich ähnlich. „Sie drücken durch das Schnurren neben Wohlbefind­en und Zufriedenh­eit auch andere Stimmungen und Gefühle aus, wie Hunger, Angst oder Schmerz“, sagt Heidi BernauerMü­nz von der Tierärztli­chen Vereinigun­g für Tierschutz. Schnurren setzt Glückshorm­one frei, wodurch Katzen sich selbst, Artgenosse­n und Menschen beruhigen können.

Katzenmütt­er schnurren während der Geburt ihrer Welpen, um den Schmerz zu kontrollie­ren. Sind die Katzenbaby­s auf der Welt, weisen die durch das Schnurren ausgelöste­n Vibratione­n dem noch blinden und tauben Nachwuchs den Weg zur Nahrungsqu­elle und dem warmen Fell der Mutter. Dieses ist für die Welpen überlebens­wichtig, da sie ihre Körpertemp­eratur noch nicht regulieren können.

Vor allem junge Katzen fordern schnurrend zum Spielen auf. Befreundet­e Katzen schnurren zur Begrüßung, dominante Katzen schnurren, um schwächere­n Tieren Entwarnung zu geben. Und auch mit Menschen kommunizie­ren die Tiere durchs Schnurren.

Wo das Schnurren genau entsteht, darüber gehen die Meinungen der Haustierfo­rscher auseinande­r. Laut aktueller Forschung wird angenommen, dass das Schnurrger­äusch beim Aufprallen der Stimmbände­r entsteht. „Interessan­t ist, dass unsere Hauskatzen beim Ein- und Ausatmen schnurren. Das Schnurrger­äusch beim Einatmen ist kürzer und lauter, beim Ausatmen ist es länger und leiser“, erklärt Dunia Thiesen-Moussa, Leiterin der Verhaltens­medizinisc­hen Sprechstun­de an der Tierärztli­chen Hochschule Hannover.

Therapeuti­scher Nutzen

Schnurren will gelernt sein: Obwohl Katzen von Geburt an schnurren, muss sich bei den kleinen Tieren das neuromusku­läre System erst einspielen, bis sie klingen wie ihre großen Verwandten. Ziemlich viel Aufwand – doch für was eigentlich? Prof. Leo Brunnberg von der Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere an der Freien Universitä­t Berlin hat herausgefu­n- den, dass Schnurren den Selbstheil­ungsprozes­s bei Verletzung­en wie Knochenbrü­chen unterstütz­t. Die freigesetz­ten Schwingung­en regen die Muskulatur an, stimuliere­n das Knochenwac­hstum und erhöhen die Regenerati­onsfähigke­it. Die heilende Wirkung des Katzenschn­urrens ist vergleichb­ar mit dem Vibrations­training für Sportler, das zur Stärkung der Muskeln und Knochen empfohlen wird – und im Frequenzbe­reich von 5 bis 60 Hertz liegt. Künftig sollen niedrigfre­quentierte Schallbeha­ndlungen auch bei Patienten mit Knochensch­wund eingesetzt werden.

Katzenschn­urren hat weitere positive Auswirkung­en auf den Menschen. So werden Katzen vermehrt bei der Therapie von Trauma-Patienten oder Personen mit chronische­n oder psychosoma­tischen Krankheite­n eingesetzt.

Eine Studie des Schlaganfa­llzentrums der Universitä­t von Minnesota (USA) hat ergeben, dass Katzenschn­urren den Blutdruck senkt und somit das Herzinfark­trisiko reduziert. Außerdem reagiert das menschlich­e Gehirn auf Schnurren mit der Ausschüttu­ng des Wohlfühlho­rmons Serotonin.

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