Costa del Sol Nachrichten

Keinen Appetit

Mangelernä­hrung ist für ältere Menschen ein echtes Risiko

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Aachen – dpa. Es kann viele Gründe geben, warum ältere Menschen plötzlich nicht mehr richtig essen: Etwa wenn der Partner gestorben ist und sich das Kochen scheinbar nicht mehr lohnt. Oder der Zahnersatz sitzt nicht richtig und tut mit jedem Bissen weh. Manchem ist die tägliche Schleppere­i der Einkäufe in die dritte Etage zu mühsam, oder es schmeckt einfach nicht mehr. Wer aber im Alter nicht richtig isst, dem fehlen recht bald wichtige Nährstoffe. Das wirkt sich dann auf die Lebensqual­ität aus, wie Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik (VFED) sagt.

Das Treffen mit Freunden werde zu mühsam, die Kraft reiche nicht mal mehr, um das Marmeladen­glas zu öffnen. Es könne zu Entzündung­en im Mund oder zum Nachlassen der Sehkraft kommen. „So lange aber alles irgendwie funktionie­rt, wird der Ernährungs­zustand älterer Menschen gar nicht in Frage gestellt“, sagt Ernährungs­expertin Morlo.

„Ältere Menschen gehören schon zu den Risikogrup­pen für Mikronährs­toffmangel“, sagt Ernährungs­wissenscha­ftlerin Kristina Norman vom Berliner Unikliniku­m Charité. Beim Blick auf die Konzentrat­ion gewisser Nährstoffe, gebe es häufig einen Mangel: Oft bei der Folsäure oder bei den B-Vitaminen. Das Vitamin D ist demnach auch oft kritisch. Ältere Menschen gehen nicht mehr unbedingt mit nackter Haut an die Sonne und bilden somit weniger Vitamin D.

Problemati­sch können auch die Werte für Zink sein, das bei der Neubildung von Zellen wichtig ist.

Wer zu wenig oder das Falsche isst, geht nach Fachleuten dieses Mangel-Risiko ein. Bei der Gruppe der gesunden, selbststän­dig le- benden älteren Menschen wird der Anteil der Betroffene­n auf bis zu 15 Prozent geschätzt. Deutlich schlechter ist die Situation bei solchen, die ins Krankenhau­s kommen.

Jeder Zweite isst zu wenig

Da sei jeder Zweite mangelernä­hrt, sagt Norman: „Da sehen wir häufig, dass das vorne und hinten nicht reicht, was die älteren Menschen essen“, stellt die Wissenscha­ftlerin der Forschungs­gruppe Geriatrie der Charité Berlin fest. Für Kranke kann es aus ihrer Sicht noch schwierige­r sein, sich gesund und altersents­prechend zu ernähren, etwa weil sie vielleicht nicht mehr richtig schlucken können oder an Appetitlos­igkeit leiden.

Wer ist das denn, der ältere Mensch? Das machen Wissenscha­ftler längst nicht mehr am biologisch­en Alter von 65 fest. Bemessungs­grundlage ist die Fitness. „Viele altersphys­iologische Veränderun­gen merkt man schon ab dem 60. Lebensjahr. Aber ab dem 70. Lebensjahr ist das noch mal eingreifen­der“, sagt die Er- nährungswi­ssenschaft­lerin.

Bei der Mangelernä­hrung spielen auch körperlich­e Aspekte wie die Veränderun­g der Magen- und der Darmschlei­mhaut eine Rolle. Durch diese Veränderun­g können sich nach Erkenntnis­sen aus der Wissenscha­ft die Aufnahme der Substanzen und die Verstoffwe­chselung verschlech­tern.

Für Esther Schnur von der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung muss es im Alter unbedingt auf die Qualität der Nahrung ankommen.

Viele Nährstoffe

Hier ein Stückchen Kuchen, dort ein Plätzchen – das sei falsch: Der Mensch benötige im Alter zwar weniger Kalorien. „Man braucht aber noch fast genauso viele Vitamine und Mineralsto­ffe. Im Grunde muss man sein Essen sehr bewusst auswählen“, sagt Schnur. Man solle Lebensmitt­el mit wenig Kalorien und vielen Vitaminen und Mineralsto­ffen essen: Gemüse, Obst, Vollkornpr­odukte, fettarme Milch und Milchprodu­kte, Fisch und mageres Fleisch.

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Foto: dpa Wem es im Alter nicht mehr richtig schmeckt, dem fehlen womöglich wichtige Nährstoffe.

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