Demokratie statt Eskalation
Leserbrief zum „Streit mit Erdogan“
Mit den unsäglichen Entgleisungen und seinen verbalen Attacken hat Erdogan zumindest vorerst Donald Trump als weltpolitischen Bösewicht längst überholt und bereits verdrängt. Kein Tag ohne neue diskreditierende Beleidigungen aus Ankara mit Blick auf sein Allmachtreferendum im April, wofür offensichtlich der ganze Zinnober veranstaltet wird und Erdogan ein äußeres Feindbild benötigt.
Erdogan agiert dabei mit der List eines osmanischen Herrschers bereits als „Sultan vom Bosporus“und provoziert mit dem verbalen Schlagabtausch die Konfrontation, um sich selbst siegesbewusst als oberster Beschützer der Türkei und des gesamten Türkentums darzustellen. Statt sich weiterhin unsäglich provozieren zu lassen und die Eskalation durch Einreise- sowie Wahlkampfverbote zu befeuern, die Erdogan ohnehin nur weitere Wähler zutreiben, dürfte es besser sein, Erdogan ausschließlich mit demokratischen Mitteln zu bekämpfen und seinen Gefolgsleuten Meinungs- und Versammlungsfreiheit zu gewähren, gerade weil diese Rechte in der Türkei ausgehebelt sind, zunichte gemacht wurden und nicht mehr gelten.
Das zeigt dann auch die Überlegenheit unserer Demokratie, die auch politischen Gegnern Freiheit gewährt. Einem aggressiven Despoten wie Erdogan kann eigentlich kaum etwas Schlimmeres passieren, als gegen eine Gummiwand zu laufen. Dann zeigt sich schnell, dass seine gespielte Scheinstärke in Wahrheit Schwäche ist. Denn Erdogan fürchtet offenkundig nichts mehr, als das Referendum zu verlieren. Damit wären auch seine Machtgelüste und der Traum von der uneingeschränkten Alleinherrschaft als „Sultan vom Bosporus“jäh geplatzt.