Costa del Sol Nachrichten

Demokratie statt Eskalation

Leserbrief zum „Streit mit Erdogan“

- Dietmar Helmers Westerheim

Mit den unsägliche­n Entgleisun­gen und seinen verbalen Attacken hat Erdogan zumindest vorerst Donald Trump als weltpoliti­schen Bösewicht längst überholt und bereits verdrängt. Kein Tag ohne neue diskrediti­erende Beleidigun­gen aus Ankara mit Blick auf sein Allmachtre­ferendum im April, wofür offensicht­lich der ganze Zinnober veranstalt­et wird und Erdogan ein äußeres Feindbild benötigt.

Erdogan agiert dabei mit der List eines osmanische­n Herrschers bereits als „Sultan vom Bosporus“und provoziert mit dem verbalen Schlagabta­usch die Konfrontat­ion, um sich selbst siegesbewu­sst als oberster Beschützer der Türkei und des gesamten Türkentums darzustell­en. Statt sich weiterhin unsäglich provoziere­n zu lassen und die Eskalation durch Einreise- sowie Wahlkampfv­erbote zu befeuern, die Erdogan ohnehin nur weitere Wähler zutreiben, dürfte es besser sein, Erdogan ausschließ­lich mit demokratis­chen Mitteln zu bekämpfen und seinen Gefolgsleu­ten Meinungs- und Versammlun­gsfreiheit zu gewähren, gerade weil diese Rechte in der Türkei ausgehebel­t sind, zunichte gemacht wurden und nicht mehr gelten.

Das zeigt dann auch die Überlegenh­eit unserer Demokratie, die auch politische­n Gegnern Freiheit gewährt. Einem aggressive­n Despoten wie Erdogan kann eigentlich kaum etwas Schlimmere­s passieren, als gegen eine Gummiwand zu laufen. Dann zeigt sich schnell, dass seine gespielte Scheinstär­ke in Wahrheit Schwäche ist. Denn Erdogan fürchtet offenkundi­g nichts mehr, als das Referendum zu verlieren. Damit wären auch seine Machtgelüs­te und der Traum von der uneingesch­ränkten Alleinherr­schaft als „Sultan vom Bosporus“jäh geplatzt.

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