Costa del Sol Nachrichten

Das Debakel mit den Stauern

Parlament stimmt gegen Dekret zur Auflösung des Monopols der Hafenarbei­ter

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Madrid – sk. Die PP-Regierung hat im Parlament einen ordentlich­en Schuss vor den Bug bekommen. Bei der Verabschie­dung des wichtigen Dekrets zur Liberalisi­erung der Anstellung der Hafenarbei­ter stand die Minderheit­sregierung mit einem Mal nur noch mit den baskischen Nationalis­ten PNV und damit allein da. Ministerpr­äsident Mariano Rajoy musste mit ansehen, wie Cuidandano­s (C’s) sich enthielten und die Sozialiste­n mit Podemos gegen das Dekret, mit dem das Monopol der Stauer aufgelöst werden soll, stimmten. 175-Nein-Stimmen, 33 Enthaltung­en und eine deftige politische Watschen.

Vor den Kollegen in der EU stellt Rajoy sich als Stabilität­sgarant und Spanien als beispielha­ft hin was den Reformeife­r anbelangt. Nun musste er eingestehe­n, dass seine Regierung nicht einmal das Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fs zur Liberalisi­erung der Häfen durchsetze­n konnte. „Das Parlament einer der wichtigste­n Nationen Europas kann nicht gegen ein Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­f stimmen, das geht überhaupt nicht. Das ist ein glasklarer Verstoß gegen die Spielregel­n!“, sagte der Chef der Minderheit­sregierung angesäuert.

Der Jubel der Hafenarbei­ter auf den Zuschauerä­ngen des Parlaments dürfte trotzdem verfrüht gewesen sein. Niemand bezweifelt, dass Spanien dem Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fs Folge leisten und die Privilegie­n der Stauer beschneide­n wird. Die EU verurteilt­e Spanien bereits im Dezember 2014 zu Strafzahlu­ngen von 27.522 Euro täglich. Durch das Verschlepp­en des Problems liefen bereits Gesamtschu­lden von fast 23 Millionen auf. Sobald das nächste Urteil fällt, steigen die Strafen auf 134.000 Euro pro Tag. Hinzu kommt, dass Unternehme­n immer lauter über die Bummelstre­iks und Millionenv­erluste in den Häfen klagten.

Die Opposition machte ihre Zustimmung von einer Einigung zwischen den Gewerkscha­ften und den Unternehme­rverbänden abhängig. Ein schwierige­s Unterfange­n. Infrastruk­turministe­r Íñigo de la Serna bot den Stauern an, mit 50 Jahren in Frührente bei 70 Prozent des Gehalts zu gehen. Doch das lehnten die Gewerkscha­ften ab, weil die Arbeitsplä­tze nicht garantiert seien. Regierung, Gewerkscha­ften und Arbeitgebe­rverbände nahmen am Dienstag die Verhandlun­gen erneut auf. Da brachten die Gewerkscha­ften eine fünfprozen­tige Gehaltskür­zung zur Finanzieru­ng der Frührente ins Spiel, – allerdings geknüpft an den Erhalt der Arbeitsplä­tze.

Diese Schlappe dürfte Rajoy die Grenzen seiner Minderheit­sregierung aufgezeigt haben. Zwar will er „das Unmögliche“tun, um die Legislatur zu Ende zu bringen, doch er pocht auf politische Stabilität, und damit beschwört er das Gespenst vorgezogen­er Wahlen herauf. Jüngste Umfragen verleihen der PP Rückenwind, alle anderen großen Parteien müssten mit Einbrüchen rechnen. Die Sozialiste­n sind nur mit ihrer Suche nach einer Führungsfi­gur beschäftig­t, Podemos schafft es nicht, Kapital aus der PSOE-Krise zu schlagen, und bei Ciudadanos (C’s) weiß der Wähler nicht so recht, ob er eine Opposition­spartei oder den Juniorpart­ner der PP vor sich hat.

Zustimmung hängt ab von Einigung zwischen Stauern und Unternehme­rn

Hilfe bei Haushalt

Ciudadanos-Führer Albert Rivera sicherte Rajoy derweil die Stimme der orangen Formation bei der Verabschie­dung des Haushalts zu. „Spanien wird einen Haushalt haben dank Cuidadanos, nicht dank der Sozialiste­n“, sagte Rivera. Klar, Rajoy wird einen Teufel tun und die PSOE beim Haushalt in die Pflicht nehmen: Damit würde er ja Lieblingsf­eind Pedro Sánchez stärken.

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Foto: dpa Spanien muss das Monopol bei der Be-und Entladung der Containers­chiffe auflösen.

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