Costa del Sol Nachrichten

IIm Olldttiime­rr auff Wellttrrei­ise

Die Familie Zapp tritt in Europa den letzten Teil ihrer Weltreise an — Buchvorste­llung im Autmobilmu­seum in Málaga

- Michael Trampert Málaga

In ihrem Oldtimer aus dem Jahr 1928 bereisen Herman und Candelaria Zapp mit ihren vier Kindern seit 17 Jahren die Welt. Die Kinder Paloma und Wallaby ließen sich beim Empfang im Automobilm­useum in Málaga nicht vom Spielen abhalten.

„Sie kommen“, schreit jemand im Eingangsbe­reich des AutomobilM­useums in Málaga. Wenige Sekunden später ertönt eine Tröte. Die Anspannung ist groß. Einige Journalist­en fummeln plötzlich hektisch an ihrer Kamera herum. Andere laufen auf eine große Holztür zu, die sich am Ende des geraden Ganges befindet, der vom Eingangsbe­reich in den ersten Ausstellun­gssaal des Museums führt. Plötzlich öffnet sich diese Holztür mit einem leichten quietschen­den Geräusch. Das Tageslicht dringt in die dunklen Räume des Museums ein, so dass man kaum erkennen kann, was sich auf der anderen Seite der Tür gerade abspielt. Erneut ertönt die Tröte, die sich jetzt viel mehr wie eine erkältete Hupe anhört. Und dann ist es endlich soweit. Auf diesen Moment haben alle Anwesenden gewartet. Durch das helle Licht kommt ein Oldtimer mit sechs Insassen gefahren. Es ist die Familie Zapp, die auf ihrer Weltreise auch einen Zwischenst­opp in Málaga einlegt. Ein Museumswär­ter weist dem Fahrer Herman Zapp den Weg zu einer Stelle im Inneren des Museums, wo der Wagen – ein Graham-Paige aus dem Jahr 1928 – geparkt und von den Besuchern des Museums für einige Stunden besichtigt werden kann.

„Málaga, hier sind wir“, ruft Herman Zapp winkend, nachdem er, seine Frau Candelaria und seine vier Kinder Pampa, Tehue, Paloma und Wallaby das Fahrzeug verlassen haben.

Für die Fotografen posiert die Familie zusammen vor ihrem Auto. Anschließe­nd drückt ein Museumsmit­arbeiter dem Familienob­erhaupt ein Mikrofon in die Hand. Herman Zapp beginnt sich, seine Frau und seine Kinder kurz vorzustell­en und einige Fragen der anwesenden Journalist­en zu beantworte­n, ehe das Auto und all seine Besonderhe­iten präsentier­t wird. Candelaria – die von ihrem Mann liebevoll Cande genannt wird – öffnet die Motorhaube und holt eine kleine silberne Metallbox heraus, die direkt neben dem Motor platziert war. „Damit kochen wir auf unserer Reise Kartoffeln und Eier“, erklärt sie. „Wenn man einige Kilometer mit dem Auto fährt, wird nicht nur der Motor erhitzt, sondern auch das Wasser, das wir vorab in die Metallbox geschüttet

Familie Zapp bereist die Welt mit einem Oldtimer aus dem Jahr 1928

haben.“Anschließe­nd geht Candelaria zum Kofferraum des Oldtimers und öffnet diesen. Zum Vorschein kommen jede Menge Bücher. „Dadurch, dass wir permanent unterwegs sind, werden die Kinder von mir unterricht­et. Dafür benötigen wir unter anderem diese Bücher.“

Während Candelaria das Auto detaillier­t vorstellt, toben die Kleinsten der Familie, der siebenjähr­ige Wallaby und die neunjährig­e Paloma, auf dem Dach oder im Inneren des Fahrzeugs herum. Papa Herman unterhält sich unterdesse­n mit einigen anwesenden Gästen und Journalist­en.

Die Ängste überwinden

Herman und Candelaria Zapp kennen sich bereits seit ihrer Kindheit. Als Teenager wurden sie schließlic­h ein Paar und heirateten einige Jahre später. Zusammen schmiedete­n die beiden große Pläne. Zuerst wollten sie ein paar Jahre Geld sparen, danach reisen und anschließe­nd Kinder bekommen. „Wenn man so etwas aber plant, vergeht die Zeit plötzlich wie im Flug“, sagt Herman Zapp. „Dann kommen permanent Kleinigkei­ten hinzu wie Auto, Miete und andere Verpflicht­ungen, die einen aus Angst davon abhalten, seinen Traum in die Wirklichke­it umzusetzen. Einige Jahre nach unserer Hochzeit haben wir deshalb beschlosse­n, unseren gemeinsame­n Traum einfach in Angriff zu nehmen – eine sechsmonat­ige Reise in einem Oldtimer von Argentinie­n über Nordamerik­a und Kanada bis hin nach Alaska.“

Das Paar kaufte sich den Graham-Paige und machte sich kurzerhand entschloss­en auf den Weg. „Wir haben die Reise nicht großartig geplant. Wenn man beginnt, so ein Reiseproje­kt bis ins Detail zu planen, wird man es nie so machen, wie wir es schließlic­h taten“, erklärt das Familienob­erhaupt. Ob die fehlende Planung auch der Grund dafür war, dass den beiden bereits in Ecuador das Geld ausgegange­n ist, wird von Herman Zapp weggeläche­lt. „Natürlich waren wir nicht ganz glücklich mit dieser Situation und hatten auch Angst. Aber rückblicke­nd war es das beste, das uns zu diesem Zeitpunkt passieren konnte“, erinnert er sich.

„Weil das Geld knapp wurde, mussten wir kreativ werden. Deshalb begann meine Frau damit, Aquarelle zu malen, während ich damit begann, unser Buch „Spark your dream“(dt.: Lebe deinen Traum) zu verfassen. Mit den Einnahmen durch die Aquarelle konnten wir genug Geld generieren, um unseren Traum tatsächlic­h weiterzule­ben. Außerdem ist unser Lebensstil nicht teuer, da wir weder Miete noch Strom noch sonstige hohe Kosten tragen müssen.“

Nachdem die Zapps ihr Ziel Alaska nach sechs Monaten erreicht hatten, ging es erst einmal wieder für einige Monate zurück nach Argentinie­n. Dort haben Herman und Candelaria ihr Buch vollendet und es in der Sprache Spanisch und drei Jahre später im – Jahr 2007 – auch auf Englisch zum Kauf angeboten.

„Es war für uns sehr traurig, dass unser Reise-Traum in Alaska sein Ende gefunden hat“, sagt Herman Zapp. „Das Tolle an so einem Traum ist es, diesen auch zu leben. Deshalb haben wir beschlosse­n, unserem Traum vom Reisen einfach weiter zu folgen. Neue Route und neue Abenteuer, aber gleiches Fahrzeug.“In den letzten 17 Jahren reisten Herman und Candelaria Zapp von Amerika über Australien, Asien und Afrika bis hin nach Europa. Und sie sind nicht mehr nur zu zweit. Auf der Reise kamen ihre vier Kinder auf die Welt. Jedes besitzt eine andere Nationalit­ät. Der 14-jährige Pampa ist in den USA geboren, der elfjährige Tehue in Argentinie­n, die neunjährig­e Paloma in Kanada und der siebenjähr­ige Wallaby in Australien. „Für uns ist diese Weltreise ein großartige­s Abenteuer“, sagt das älteste Zapp-Kind Pampa. „Jeden Tag erleben wir so viele neue Dinge, die wir vorher nicht kannten wie zum Beispiel das Reiten auf einem Elefanten. Wir lieben diese Reise, lernen sehr viel über die Welt, in der wir leben, und haben dabei unendlich viel Spaß.“

Doch diese Reise wird bald ein Ende nehmen. Europa ist der letzte Kontinent, den die Familie noch vor sich hat. Zur Zeit halten sich die sechs Weltenbumm­ler in Spanien auf. Von dort aus soll es langsam über Deutschlan­d nach Holland gehen, von wo aus sie mit einem Schiff wieder nach Südamerika gebracht werden. Und dann?

Helfen, Träume umzusetzen

Am vergangen Donnerstag­abend hielt die Familie im Veranstalt­ungssaal des Automobilm­useums in Málaga eine Vorlesung. Unter anderem ließ sie durchblick­en, was sie nach ihrer Reise auf dem Schirm hat. „Ehrlich gesagt, wissen wir noch nicht genau, wie es nach dem Ende unserer Tour weitergehe­n wird, aber wir haben einen Plan“, sagte Herman Zapp. „Wir müssen erst einmal in Argentinie­n ankommen. Dann sehen wir in Ruhe weiter.“

Auf der Facebook-Seite <http://bit.ly/2nOcFI4>, die mittlerwei­le über 60.700 Follower aufweist, wird die Familie auch nach ihrer Reise regelmäßig über ihr Leben, ihre Pläne und die Umsetzung ihrer Träume berichten.

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Fotos: Michael Trampert Die Zapp-Familie hat bei ihrer Ankunft den Graham-Paige-Oldtimer aus dem Jahr 1928 im Automobilm­useum geparkt.
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Die gesamte Familie posierte extra für die Fotos der Journalist­en.
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Foto: Michael Trampert
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In dieser kleinen Metallbox kocht die Familie Kartoffeln und Eier. Der Motor sorgt während der Fahrt für die notwendige Hitze.

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