Costa del Sol Nachrichten

So werden Sie 2017 abgezockt

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Es heißt bisher immer: SpamMails werden millionenf­ach versendet, Betrugsver­suche zielen nicht auf Sie persönlich ab. All das hatte den beruhigend­en Vorteil, dass man sich nicht gezielt als Opfer fühlen musste. Denn eine EMail, die wahllos an Abertausen­de oder Millionen Menschen versendet wird, ist unpersönli­ch, ist Massenware und ist daher vor allem eines: leicht erkennbar. Doch es gibt eine Änderung im System des Betrugs. Eine neue Methode, die „Spear Phishing“genannt wird.

Spear Phishing

Sie kennen vermutlich den Begriff des „Phishing“. Er steht für den Versuch, meist ausgehend von einer EMail, sensible, private Daten von einem Nutzer zu erbeuten. Dabei ist der Begriff an das Fischen angelehnt, wobei die Kriminelle­n als die jagenden Fischer zu sehen sind und die Nutzer als die nichts ahnenden im Wasser schwimmend­en Fische, welche ins Netz gehen sollen.

Beim „Spear Phising“nutzt der Kriminelle, um in der Metapher zu bleiben, nicht mehr das Netz, um massenhaft und ungezielt Fische (Nutzer) zu fangen (betrügen), sondern der Kriminelle sucht gezielt nach besonderen Fischen und visiert diese mit einer neuen Waffe, einem Speer, an und erlegt diese Fische dann ganz gezielt.

Warum?

Aus Sicht der Kriminelle­n ist das Fischen mit dem Netz, die typische gute alte Spam-Mail, kaum mehr zeitgemäß und nicht mehr so erfolgreic­h. Die millionenf­ach pro Tag versendete­n E-Mails, welche den Nutzer oft anonym und auf die immer gleiche Weise ansprechen, sind zwar schnell angefertig­t und können als „Massenprod­ukt“auf den „Markt“gebracht werden, erzielen aber immer weniger Erfolge. Die Spam-Filter erkennen diese Massenware sehr häufig und der Nutzer wird natürlich mit den Jahren auch immer schlauer.

Das Ergebnis aus der Mischung von erfolglose­n alten Spam-Mails, schlaueren Nutzern und besseren Spam-Filtern ist die Entwicklun­g eines neues Prinzips, bei dem man sich die Opfer ganz gezielt heraussuch­t.

Wie?

„Spear Phishing“hat einen zentralen Mechanismu­s: Personalis­ierung. Das bedeutet, der Betrugsver­such zielt viel genauer als je zuvor auf eine einzelne Person ab. Der Sinn und Zweck davon liegt auf der Hand, denn je persönlich­er eine Spam-Mail den Empfänger anspricht, desto wahrschein­licher ist es, dass der Empfänger die Spam-Mail öffnet, sie liest, dem Inhalt vertraut und letztendli­ch in die Falle tappt. Dabei wird die Spam-Mail auch nicht mehr millionenf­ach versendet, sondern vielleicht nur noch einige tausend oder nur einige hundert Mal. Das verringert die Auffälligk­eit der SpamMail. Die Spam-Filter entdecken die Spam-Mail nicht und die Nutzer haben von der jeweiligen Spam-Mail auch zuvor noch nie gehört, weil sie eben so wenig im Umlauf ist.

Bisherige Personalis­ierung

Eine solche Personalis­ierung funktionie­rt auf verschiede­nen Wegen und manches davon können Sie schon in einigen aktuellen SpamMails entdecken. Diese Methoden werden in Zukunft noch zunehmen: a) Passende persönlich­e Anrede: Sie werden in der Spam-Mail mit Ihrem richtigen Namen angeschrie­ben. b) Passende Hausadress­e: In der Spam-Mail steht Ihre echte Hausanschr­ift. c) Passender Absender: Die Spam-Mail kommt offenbar von einem guten Bekannten und nicht von einem Fremden.

Zukünftige Personalis­ierung

In Zukunft und vermutlich schon im Jahr 2017 wird es noch stärker personalis­ierte Betrugsver­suche geben, sodass man deutlich besser aufpassen muss, nicht in die Falle zu tappen. Eine personalis­ierte Spam-Mail erreicht dann wirklich nur solche Empfänger, die zu dieser personalis­ierten Ansprache passen. Wie könnte so etwas aussehen? Hier drei Beispiele: 1. Aktuelle Geschehnis­se: In der Betrugsmai­l wird Bezug genommen auf ganz aktuelle tagespolit­ische oder gesellscha­ftliche Ereignisse, die Sie garantiert dazu bringen werden, die E-Mail zu öffnen und aus Interesse deren Inhalt zu lesen. 2. Lokaler Bezug: Spam-Mails waren bisher immer daran erkennbar, dass Sie fast nie einen regionalen oder lokalen Bezug hatten, denn so wären keine millionenf­achen Spam-Mails möglich gewesen. Zukünftige SpamMails könnten Entwicklun­gen ganz speziell in Ihrer Region thematisch aufgreifen, um Ihr Interesse zu wecken.

3. Persönlich­e Besitzgege­nstände oder Interessen:

Ein Betrug per E-Mail könnte ganz spezifisch Ihr Eigentum oder spezielle Interessen von Ihnen ansprechen, um Sie zum Öffnen und Lesen der E-Mail zu bewegen. Solche Informatio­nen lassen sich beispielsw­eise im Internet recherchie­ren und dann in E-Mails einbauen.

Schutzmaßn­ahmen

Automatisc­he Schutzprog­ramme für den Computer oder das Handy, die gekauft und installier­t werden und daraufhin hundertpro­zentigen Schutz verspreche­n, werden nicht die Lösung sein. Ein solches Programm ist nicht intelligen­t genug, solche auf „Speeren“basierte Angriffe abzuwenden.

Das ist natürlich ein weiterer Grund, warum sich die Kriminelle­n auf das „Spear Phishing“konzentrie­ren: Viele Menschen verlassen sich vollkommen auf Ihre Schutzprog­ramme, wenn es um Betrugsver­suche geht. Sie denken, Sie müssten nicht mehr selbst nachdenken, da die teuer gekauften Schutzprog­ramme hier sicherlich einschreit­en werden. Den zentralen Schutz aber bilden Erfahrung, Gespür und Kompetenz im Umgang mit dem Computer und dem Handy.

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