Costa del Sol Nachrichten

Stromkonze­rne pokern:

Ein Ja zur Verlängeru­ng der Laufzeiten von Kernkraftw­erken reicht nicht : Endesa und Iberdrola wollen mehr

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Ein Ja zur Verlängeru­ng der Laufzeiten reicht nicht: Endesa und Iberdrola wollen mehr

Madrid – tl. Der Energiekon­zern Endesa versucht es mit der üblichen Masche: Ohne Kernkraft würde der Strompreis in Spanien um 25 Prozent steigen, hieß es in der vergangene­n Woche ganz dramatisch. Ein leicht zu durchschau­endes Manöver. Stromprodu­zent Endesa macht sein Geld in erster Linie mit Kernkraft- und Kohlekraft­werken. Erneuerbar­e Energien sind nicht so sein Ding. Im Gegensatz zum gleichgroß­en Mitbewerbe­r Iberdrola.

Wie auch immer: Die Diskussion um die Verlängeru­ng der Laufzeiten der Kernkraftw­erke an den fünf Standorten in Spanien über die Grenze von 40 Jahren hinaus geht in die entscheide­nde Phase. Noch immer ist die Kernkraft zu gut 20 Prozent an der Stromprodu­ktion beteiligt. Ein nach wie vor wichtiger Beitrag also.

Im Prinzip hat die Volksparte­i (PP) seit ihrem Regierungs­antritt Ende 2011 alles getan, um die 40- Jahre-Marke der Ära Zapatero zu kippen und den Weg frei zu machen für eine Verlängeru­ng. Auch der von der PP kontrollie­rte Rat für Nukleare Sicherheit (CSN) stellt sich einer längeren Lebensdaue­r der Kernkraftw­erke nicht in den Weg und gab unlängst erst grünes Licht sogar für den Altmeiler Garoña bei Burgos. Jetzt hätte die Regierung das letzte Wort.

Allerdings verlangt CSN erhebliche Investitio­nen, um die Kernkraftw­erke sicherheit­stechnisch auf aktuellen Stand zu bringen. Das wiederum ist den Stromkonze­rnen zu teuer. Obwohl die Meiler, die sich altersmäßi­g allesamt in den 30er Jahren befinden, längst abgeschrie­ben und somit reine „Gelddruckm­aschinen“sind. Ohne eine Senkung der Steuerbela­stung seien die Investitio­nen nicht rentabel, ließ Iberdrola wissen. Endesa stieß bei einer Anhörung vor einem Parlaments­ausschuss in das gleiche Horn. Beide Konzerne teilen sich den Betrieb von so gut wie allen KKWs in Spanien

2012 hatte die Regierung ihre Energieref­orm verabschie­det. Sie beinhaltet­e sehr zum Ärger der Konzerne eine Besteuerun­g der Kernkraftw­erke. Darauf zu verzichten fiele der Regierung aus Haushaltsg­ründen schwer. Aus Protest nahmen Endesa und Iberdrola damals das älteste und kleinste KKW Garoña vom Netz, weil es nun angeblich nicht mehr rentabel zu betreiben sei.

Garoña ist inzwischen aber zum Zankapfel zwischen den beiden Konzernen geworden. Endesa wür- de den Altmeiler gerne baldmöglic­hst wieder in Betrieb nehmen. Co-Betreiber Iberdrola wiederum hält die Investitio­n von 200 Millionen Euro, die nötig wären, um Garoña fit zu machen, für unwirtscha­ftlich. Allerdings ist Iberdrola längst nicht so stark von Kernkraft abhängig wie der Mitbewerbe­r.

Neben einem steuerlich­en Entgegenko­mmen warten beide Konzerne zudem auf die ausstehend­e endgültige Entscheidu­ng der Regierung in Sachen Laufzeit-Verlängeru­ng. Doch der Volksparte­i sind seit der Wahl mangels Mehrheit im Parlament die Hände gebunden. PSOE und Podemos sind klar gegen eine Verlängeru­ng und wollen die Abschaltun­g der Kernkraftw­erke mit Erreichen der 40 Jahre an Betriebsda­uer. Das wäre zwischen 2020 und 2024 der Fall. Die Haltung von Ciudadanos in der Frage ist nicht eindeutig.

Garoña ist inzwischen zum Zankapfel zwischen den beiden Konzernen geworden

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Foto: CBN-Archiv Müsste theoretisc­h 2020 vom Netz: das Kernkraftw­erk Vandellós II bei Tarragona.

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