Feste und Forderungen zum 1. Mai
Gewerkschaften drohen mit Streiks, wenn sich die Arbeitsbedingungen nicht verbessern
Madrid – ck. Die Kundgebungen zum 1. Mai haben in vielen Städten die Leute auf die Straße gebracht. Aber anders als in Frankreich herrschte eher ein festliches Ambiente. Familien mit Kindern statt Klassenkampf oder Straßenschlachten. Angeführt wurden die Züge von Gewerkschaftmitgliedern, in Madrid standen die Generalsekretäre von CC.OO. und UGT, Ignacio Fernández Toxo und José María Álvarez, hinter dem Transparent mit der Aufforderung „No hay excusas“(Es gibt keine Ausflüchte).
Toxo wird am 1. Juli sein Amt abgeben, für ihn war es der letzte 1. Mai als Anführer der Demo. Gleichzeitig war die Madrider Großkundgebung ein Jubiläum: vor 40 Jahren wurden die Gewerkschaften wieder zugelassen. Die Kundgebungen zum Tag der Arbeit aber wurden untersagt. Die fanden zum ersten Mal am 1. Mai 1978 statt, der Zulauf war enorm.
Die eher bescheidenen Teilnehmerzahlen in diesem Jahr zeigen, wie sehr der Kampfgeist nachgelassen hat. Parallel zur Bedeutung der Gewerkschaften, die unter Mitgliederschwund leiden.
Die Stimmung war festlich und die Forderungen deutlich. Angesichts der wiederholten Beteuerungen von Regierungschef Mariano Rajoy, dass Spanien sich wirtschaftlich im Aufschwung befände, skandierten die Demonstranten: „Es gibt keine Ausflüchte; dauerhafte Arbeitsplätze, gerechte Löhne, würdige Renten, mehr sozialer Schutz.“Andernfalls stünde der Regierung ein Leidensweg bevor, mit Streiks und Demonstratio- nen. „Wir legen die Fabriken des Landes still“, drohte UGT-Chef Álvarez, wenn die Firmen wieder Gewinne einfahren wie vor der Krise, aber die Löhne nicht entsprechend angehoben werden.
47 Prozent derjenigen, die 2015 einen Job hatten, – acht Millionen Menschen – verdienten weniger als 1.000 Euro im Monat. Diese Zahlen stammen von der Beamtengewerkschaft des Finanzamts. Angesichts der Korruptionsfälle und der vielen Millionen öffentlicher Gelder, die in wenige Taschen flossen, sprach Álvarez von unerträglichen Zuständen.
„Wir legen die Fabriken still, wenn die Löhne nicht angehoben werden“