Costa del Sol Nachrichten

Vier Wochen in Angst

Deutscher Stalker kommt frei und kann offenbar nicht von seinen Obsessione­n lassen

-

Madrid – tl. Arndt Meyer hatte ein Bild im Kopf. Das Bild von der Frau seines Lebens. Diese Frau war Sara Casanovas, eine junge spanische TV-Schauspiel­erin. Ihretwegen reiste der Deutsche 2009 nach Spanien. Schrieb Liebesbrie­fe – ohne Antwort. Und suchte ihre Nähe. Wollte ihr ein Feuerzeug schenken mit beiden Namen drauf. Dann Rosen. Ohne Erfolg.

Schließlic­h schritt der Stalker zur Aktion: Am Abend des 9. Juni passte er die Schauspiel­erin an einem Theater in Madrid ab, als sie mit einer Gruppe von Kollegen das Haus verließ. Sie wies ihn zurück. Er holte eine Armbrust aus dem Armee-Rucksack und schoss. Verletzt wurde niemand. Seitdem sitzt Arndt Meyer.

Am 30. Mai hätte der heute 48-Jährige seine Haftstrafe verbüßt und käme frei. Der normale Lauf der Dinge könnte man sagen, wäre da nicht ein Vorfall, der die Beteiligte­n den Tag mit gemischten Gefühlen entgegense­hen lässt. Bei der Durchsuchu­ng seiner Zelle, weil man ein Handy bei Meyer vermutete, entdeckten die Beamten eine ganze Kollektion von Fotos an der Wand. Fotos von seinem Opfer – und von sieben weiteren jungen Frauen. Allesamt Schauspiel­erinnen. „Dieser Körper und diese Haut sind genau mein Typ“, stand auf dem Zettel unter einem Foto. „Die werde ich heiraten“unter einem anderen. Und so weiter.

Inzwischen stehen die betroffene­n Frauen, die ganz Spanien aus dem Fernsehen kennt, unter Opferschut­z. Der Rechtsanwa­lt von Casanovas verlangte, dass Meyer un- mittelbar nach Haftentlas­sung des Landes verweisen wird. Das Landgerich­t in Madrid, das den Deutschen seinerzeit zu acht Jahren Haft verurteilt­e, lehnte den Antrag ab. Nun will die Regierungs­vertretung ein weniger strenges Ausweisung­sverfahren in die Wege leiten. Das ließe Meyer 30 Tage Zeit, Spanien zu verlassen. 30 Tage in Angst für die Frauen.

Dass der Deutsche, dem eine schwere Persönlich­keitsstöru­ng attestiert wurde und der nach wie vor als „potentiell gefährlich“gilt, nicht von seinen Obsessione­n lassen kann, kam nur durch Zufall heraus. Casanovas berichtete der Polizei, dass sie wiederholt in frühen Morgenstun­den anonyme Anrufe erhalte. Zudem existierte ein FacebookPr­ofil mit 80 Fotos von der Schauspiel­erin – gefesselt, geknebelt und mit einem Messer im Kopf. Eine Verbindung zu dem Deutschen ließ sich indes nicht herstellen.

Die Vollzugsbe­amten vermuteten aber, dass Meyer ein Handy besitzen könnte, um Casanovas anzurufen. Bei der Durchsuchu­ng der Zelle stießen sie dann auf die Bilderwand. Woher Meyer die Fotos hatte, ist noch unklar. Er selbst gab an, sie von einem Mitglied einer religiösen Organisati­on bekommen zu haben. Der Mann habe ihm bei Besuchen Umschläge mit den Fotos gegeben.

An Sara Casanovas scheint der deutsche Stalker mittlerwei­le das Interesse wohl verloren zu haben. Unter einer Aufnahme von ihr in Meyers Zelle stand: „Ihre Gesichtszü­ge gefallen mir nicht für meine Kinder.“

„Dieser Körper und diese Haut sind genau mein Typ“

 ?? Foto: EFE ?? Meyers Opfer: die Schauspiel­erin Sara Casanovas, auf dem Foto mit Kollege Kandido Uranga.
Foto: EFE Meyers Opfer: die Schauspiel­erin Sara Casanovas, auf dem Foto mit Kollege Kandido Uranga.

Newspapers in German

Newspapers from Spain