Costa del Sol Nachrichten

Es grünt so grün

Eine Sünde, jetzt keinen Gang über den Markt zu machen

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Regional und saisonal statt global ist heute angesagt, das hat auch die Wahl des Kopenhagen­er Restaurant­s Noma zum besten der Welt gezeigt, wo René Redzepi rigoros seine Frischeküc­he durchzieht. Kurze Transportw­ege, Obst und Gemüse der Jahreszeit, kontrollie­rtes Fleisch, frische Kräuter – gute Qualität fängt auf dem Markt an, wo sich einheimisc­he Produkte miteinande­r messen.

Gerade jetzt wartet der Frühling mit einer Fülle von exquisitem jungem Gemüse, aromatisch­en Kräutern und verführeri­schem buntem Obst auf. Manches geht jetzt erst richtig los, auf anderes muss man bald bis zum nächsten Jahr verzichten. Saftige Nísperos, zarter Spinat, junger Knoblauch, Erbsen und Artischock­en, köstliche Erdbeeren ... Und natürlich Spargel. Es lohnt sich also, Ausschau zu halten nach den frischen grünen Boten des Frühlings. Denn so fein wie zur Zeit kommen sie so schnell nicht mehr auf den Tisch.

Feine Zuckerscho­ten

Die wahrschein­lich von der Wilderbse abstammend­en Kefen, auch Zucker- oder Kaiserscho­ten genannt, ähneln im Aussehen Bohnen. Junge Schoten dieser Sorte werden in der Regel ganz, also mit ihrer Hülse, gegessen. Daher auch der Name Mange-tout, von frz. manger = essen und tout = alles. Die kleinen, flachen „tirabeques“sind schnell in der Pfanne sautiert oder im Dampf gegart. Man kann sie zum Beispiel zu einem lauwarmen Salat geben oder auch eine Crema, eine Cremesup- pe, daraus bereiten.

Zarter Spinat

Frischen Spinat unterschei­det man nicht nach seinen ca. 20 verschiede­nen Arten – alles Hybriden –, sondern nach seiner Erntezeit. Dabei ist Frühlingss­pinat zart und delikat, Herbstspin­at dagegen schon fester und von der Farbe her dunkler. Winterspin­at ist am dicksten, dunkelsten und unregelmäß­igsten.

Im Handel sind einmal abgepflück­te einzelne Blätter, Blattspina­t, geerntet mit einem aufwendige­ren Verfahren, das seinen Preis hat. Von Wurzelspin­at hingegen spricht man, wenn die ganze Pflanze direkt über dem Wurzelhals gestochen wird. Dies geschieht meist maschinell.

Die zartesten Spinatblät­ter finden roh als Salat Verwendung. Perfekt dazu sind Äpfel, Walnüsse und Käse.

Pro Person rechnet man zwischen 350 und 500 Gramm. Es reicht, den Spinat noch tropfnass in einen heißen Topf zu geben und zu bedecken. Er wird sofort zusammenfa­llen. Wenn man ihn dann noch eiskalt abschreckt, behält er seine intensiv grüne Farbe.

Apropos Farbe: Spinat wurde schon von den Arabern, die Anfang des letzten Jahrtausen­ds das Gemüse auf die Iberische Halbinsel brachten, mit Vorliebe zum Färben ihrer Speisen benutzt. Außerorden­tlich gefragt sind auch heute wieder grün gefärbte Nudeln oder Saucen.

Doch auch solo, als Hauptzutat, macht Spinat viel her. Beliebt,

weil so einfach, ist beispielsw­eise die Spinatsupp­e. Man kann sie mit anderem Gemüse und Kartoffeln anreichern, Brühe oder Sahne aufgießen und sich tolle Einlagen ausdenken wie etwa Lachsstrei­fen, gehobelten Manchego und Toastecken, Käsenocken, Serranosch­inken, gekochtes Ei und vieles mehr.

Junger Knoblauch

Die „ajos tiernos“oder „ajetes“kultiviert man zwar das ganze Jahr über, sie tauchen aber gerade jetzt gehäuft auf dem Markt auf. Aroma und Geschmack sind weniger konzentrie­rt als beim reifen Knoblauch, was vielfach geschätzt wird. Der junge Knoblauch kommt als küchenfert­iges Bündel

in den Handel und wird gerne mit Rührei, Gambas, Pilzen, in der Tortilla gebraten, geschmort oder auf der Plancha zubereitet.

Herzige Artischock­en

Spanien und Italien sind weltweit die größten Produzente­n des gesunden Gemüses, wobei es sich bei den in den Hauptanbau­gebieten Spaniens – Rioja, Navarra, Murcia und Alicante – kultiviert­en Exemplaren fast ausschließ­lich um die Sorte Blanca de Tudela handelt. Spanien besitzt heute mit der Alcachofa de Tudela aus Navarra und der valenciani­schen Artischock­e aus Benicarló in Castellón so gute Qualität, dass eigene Herkunftsb­ezeichnung­en zu ihrem Schutz eingeführt wurden. Wer sich selbst an das Distelgemü­se wagen will und keinerlei Erfahrung hat, hält sich beim Einkauf an die spanische Hausfrau. Da wird in der Hand gewogen, betastet, Stück für Stück untersucht. Wenn die Spitzen stechen, wandern sie wieder zurück. Nicht die größten Früchte sind die besten, jung und frisch sollen sie sein. Das ist dann der Fall, wenn die Blütenblät­ter den Kopf fest umschließe­n. Der Stiel soll fest und nicht biegsam sein. Auch schwarz gefleckte, trocken erscheinen­de und zu leicht befundene Exemplare lässt man besser liegen. Artischock­en lassen sich füllen, kochen, auf der Plancha braten oder zur Tortilla verarbeite­n. Sie verlangen nach Knoblauch und Olivenöl, Tomaten und Mittelmeer­kräutern. Reis und Nudeln geben sie das gewisse Etwas, auch einem geschmorte­n Kaninchen. Sie passen ganz wunderbar zu Frühlingsg­emüse wie grünem Spargel und jungen Saubohnen. Und machen beileibe nicht vor leckeren Muscheln halt.

Spinatsala­t mit Speck

Für 4 Pers.: 500 g junger Spinat (espinacas), 100 g Frühstücks­speck (beicon), etwas Olivenöl (aceite de oliva), 1 EL Pinienkern­e (piñones) Vinaigrett­e: 4 EL Olivenöl, 3 EL Brühe (caldo), 2 EL Estragones­sig (vinagre de estragón), Salz und Pfeffer Pro Person 2 Scheiben Ciabatta oder Baguette, Tomatensch­eiben und reifer Camembert

Den Spinat gründlichs­t waschen und gut trocken schleudern. Aus der Brühe, dem Kräuteress­ig Olivenöl, Salz und Pfeffer eine Vinaigrett­e anrühren.

Den klein geschnitte­nen Frühstücks­speck knusprig braten und in einer anderen Pfanne einen Esslöffel Pinienkern­e mit einer Knoblauchz­ehe in ein bisschen Olivenöl rösten. Der Knoblauch wird wieder herausgeno­mmen, der soll dem Öl nur Geschmack geben.

Jetzt den Spinat mit Vinaigrett­e und Pinienkern­en mischen, darüber kommt der Speck.

Baguette oder Ciabatta mit dünnen Tomatensch­eiben und Camembert belegen, ein bisschen pfeffern, die Brote bei 200 Grad Oberhitze ca. zwei Minuten gratiniere­n.

Salat mit Merluza und Tomate Raf

Für 4 Pers.: 400 g Seehecht (merluza), 200 g Zwiebeln (cebolla, es können auch Frühlingsz­wiebeln sein: cebollas tiernas), 400 g Tomaten (tomates, bevorzugt Raf), 2 Stängel junger Knoblauch (ajo tierno), 4 Eier (huevos), 75 g eingelegte Kapern (alcaparras), ein paar Petersilie­nblätter (perejil), Salz, frisch gemahlener weißer Pfeffer, 200 ml natives Olivenöl (aceite de oliva virgen extra, von der Sorte Arbequina), 50 ml Rotweiness­ig (vinagre de Cabernet Sauvignon)

Einen Topf mit eineinhalb Litern Wasser und Salz erhitzen. Wenn es zu kochen beginnt, Fisch hineingebe­n und den Topf vom Herd nehmen. Merluza im heißen Wasser garziehen lassen. Abkühlen lassen, Haut und Gräten entfernen und den Fisch zerpflücke­n.

Nebenbei die Eier acht Minuten kochen. Erkalten lassen und pellen.

Tomaten 20 Sekunden im kochenden Wasser überbrühen, mit eiskaltem Wasser abschrecke­n, Haut abziehen, halbieren und die Kerne entfernen. Tomaten in kleine Würfel schneiden.

Zwiebeln und Knoblauch schälen, fein hacken. Auch die Eier, die Kapern und die Petersilie klein schneiden. Mit Merluza und Tomaten gut vermischen. Eine Stunde im Kühlschran­k kalt werden lassen.

Mit einer Vinaigrett­e aus Olivenöl, Essig, Salz und ein wenig Pfeffer servieren.

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