Prüfungsstress bei der Erstkommunion
Mein Verwandtenkreis ist groß, doch da ich in relativer Entfernung zu ihnen lebe, ist der Kontakt zu dem meisten eher gering. Zu Taufen, Kommunionsoder Hochzeitsfeiern werde ich daher selten eingeladen. Was ich ehrlich gesagt aber nicht besonders bedauere. Am vergangenen Sonntag hatte es mich dann aber doch erwischt. Eine Cousine mütterlicherseits, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, erinnerte sich doch tatsächlich an mich und lud mich zu der Kommunion ihres Sohnes ein. Ich putzte mich heraus, wie seit langem nicht mehr. Overdressed war ich aber keineswegs. Ganz im Gegenteil, denn viele der übrigen Gäste hätten in ihren eleganten Outfits locker auch zur Oscar-Verleihung oder einer Charity-Gala gehen können. Da stand ich nun in der Kirche von Campohermoso. Gut klimatisiert ist sie schon, denn von der Mittagshitze ist hier drinnen nichts zu spüren. Die knappe Stunde Gottesdienst dürfte sich also aushalten lassen. Der Pfarrer tritt in Erscheinung. Ein recht junger Mann. Ob der enormen Geräuschkulisse findet er die passen- den Worte, um zur Ruhe zu ermahnen, ohne wie ein strenger Vater zu wirken. Scheint ein lockerer Typ zu sein. Im Verlauf der Zeremonie aber beginnen sich meine positiven Eindrücke ins Roboterhaft sprechen die Kinder eines nach dem anderen exakt die Antworten in das Mikrofon, die der Geistliche hören will. Gut auswendig gelernt! Jetzt wird mir klar, warum der Katechismus nach und nach auf mittlerweile zwei Jahre ausgeweitet worden ist. Verständlich auch, warum die Firmung das Rennen gegen die Kommunion verloren hat, denn 14-jährige Jugendliche sind nicht mehr so einfach zu indoktrinieren. (jan)