Enge Verflechtung
Los Vélez feiert erstmals den Tag der Naturparkpartnerschaft – Verbindung mit dem Altmühltal besteht seit 27 Jahren
Der Naturpark Sierra de MaríaLos Vélez feiert mit einem „Tag der Verbrüderung“seine intensive Partnerschaft mit dem bayerischen Altmühltal.
Es war im Jahr 1990 als der Naturpark Sierra de María - Los Vélez, der sich über die Gemeinden Vélez Rubio, Vélez Blanco, Chrivel und María erstreckt, sowie der Naturpark Altmühltal, vertreten durch die Gemeinden Altmannstein, Beilngries, Kinding und Wellheim, eine „Liaison“eingingen. Die Verbindung hat seither einen regen gegenseitigen Austausch auf nahezu allen gesellschaftlichen Ebenen mit sich gebracht. 27 Jahre später besteht die Partnerschaft der beiden Naturparks nicht nur noch immer fort. Sie ist sogar intensiver als je zuvor und soll in Zukunft noch weiter verstärkt werden.
Zu diesem Zweck soll auf spanischer Seite nicht zuletzt auch eine größere Implikation der einheimischen Bevölkerung angestrebt werden. Erreichen will man dies unter anderem mit einer von Con- cepción Pérez erdachten Initiative. Die Gemeinderätin für Kultur und Tourismus in Vélez Rubio hatte die Idee, einen Tag der Naturparkpartnerschaft zu feiern. Ins Bewusstsein rücken Die Veranstaltung, mit der sie die Naturparkpartnerschaft quasi in den Köpfen ihrer Mitbürger veran- kern will, soll fortan jedes Jahr ausgetragen werden und zwar turnusmäßig in den verschiedenen Ortschaften des Gemeindeverbundes Los Vélez. „Das Programm soll kontinuierlich ausgebaut werden, um eine von Jahr zu Jahr wachsende Partizipation der Bevölkerung zu erzielen“, bemerkt die Kommunalpolitikerin.
Zur ersten Ausgabe, die am vergangenen Samstag in Vélez Rubio organisiert wurde, waren gleich mehrere, recht abwechslungsreiche Aktivitäten vorbereitet worden. Der Vormittag stand im Zeichen der Umwelterziehung und richtete sich an die nachwachsenden Generationen. In Kooperation mit dem Sozialwerk der Bank La Caixa sollte diesen die ökologische Bedeutung der in Los Vélez vorkommenden Fledermäuse vermittelt werden. Die Kinder stellten zum Beispiel Nistkästen her, die in verlassenen Cortijos angebracht werden sollen, da die recht gefräßigen Flattertiere die Landwirte aus der Umgebung von so manchen Schädlingen befreien können.
Am Nachmittag stand dann ein Ausflug nach María an, wo der Leiter des botanischen Gartens, Leo Gutierrez, eine Führung durch die Anlage bot. Im Bereich der Arterhaltung bedrohter Flora kooperiert der botanische Garten seit Jahren mit jenem in Eichstätt. So ist in beiden Anlagen etwa eine Parzelle mit Pflanzen der Partnerregion eingerichtet worden.
Botanik und Lokalgeschichte
Zwischen dem didaktischen Workshop für Kinder und dem lehrreichen Ausflug in die Pflanzenwelt stand der „ernste“Teil des Día del
Hermanamiento (dt.:Tag der Verbrüderung) an. Dieser bestand in den offiziellen Ansprachen, gefolgt von einer Zusammenfassung der bisherigen Aktivitäten im Rahmen der Naturparkpartnerschaft, sowie einem historischen Vortrag.
Gehalten wurde dieser von Francisco Martínez, einem ausgewiesenen Kenner der Lokalgeschichte von Los Vélez. Martínez referierte über die Vorgeschichte des Naturparks Sierra de María - Los Vélez, der aktuell sein 30-jähriges Bestehen feiert. Obwohl die Bemühungen um einen Schutz der Wälder in der Bergregion, wie der Historiker zu berichten wusste, viel weiter zurückreichen, nämlich bis ins 16. Jahrhundert.
Zum Naturpark erklärt wurde die Sierra de María indes erst im Jahr 1987. Sein rundes Jubiläum war denn auch der willkommene Anlass gewesen, um den Tag der Naturparkpartnerschaft ins Leben zu rufen, da die transnationale Verbindung nach Deutschland seinerzeit von der Naturparkverwaltung mit angestoßen wurde.
Der Umweltschutz ist schließlich stets eine wichtige Komponente in der bilateralen Beziehung gewesen, da es sich eben nicht um eine Partnerschaft zwischen Städten oder Kommunen handelt, sondern zwischen zwei Naturschutzgebieten. „Es ist dies eine sehr interessante Form der Kooperation, die anderen Regionen als Beispiel dienen sollte“, findet der Vorsitzende der hiesigen Naturparkverwaltung, Dietmar Roth.
Ein Manko weise sie allerdings auch auf. Da sie nicht in das gängige Schema der Städtepartnerschaften passt, werde sie von politischen Institutionen wie etwa der Europäischen Union nicht anerkannt. Was den Nachteil mit sich brächte, dass öffentliche Subventionen oftmals ausbleiben und die Partnerregionen ihre Initiativen zumeist allein finanzieren müssen.
Seit der Journalist Harald Klöcker auf deutscher Seite und Lokalpolitiker wie Gines Rodriguez auf spanischer Seite ihre Verbindung initiierten, haben sie trotzdem einiges auf die Beine stellen können. In den 27 Jahren hätten Verwaltungsangestellte, Unternehmer, Studenten, Praktikanten und sogar kirchliche Würdenträger aus Los Vélez und dem Altmühltal die Partnerregionen kennenlernen können.
Auf beiden Seiten sind an die 2.000 Personen auf Reisen gegangen. Die Verbindungen seien von der politischen Ebene nach und nach auf bürgerliche Kollektive wie zum Beispiel Umwelt-, Frauen-, Behinderten- oder Künstlervereinigungen ausgeweitet worden. „Das Ziel war aufzuzeigen, dass Europa mehr ist als nur die Brüsseler Behörden und alle Men- schen von einem Zusammenwachsen auf dem Kontinent profitieren können“, erklärt Dietmar Roth.
Eine Chance für die Jugend
„Das Hauptaugenmerk ist dabei bewusst auf die Jugend gelegt worden, da die Zukunft in ihren Händen liegt“, fährt er fort. Mittels Initiativen wie etwa der Organisation von Sommercamps für Freiwillige, die sich im Umweltschutz engagieren, Austauschprojekte für Scouts, Sprachschüler und Auszubildende oder auch einem Schüleraustausch, der inzwischen seine siebte Auflage erlebt, sollten die Jugendlichen Europa vor allem als eine Chance wahrnehmen.
Eine Gruppe junger, gut ausgebildeter Velezanos hat diese Chance beim Schopfe gepackt und im Altmühltal, wo die lokale Ökonomie blüht und nahezu Vollbeschäftigung herrscht, eine berufliche Zukunft gefunden. Nachdem sie von Dietmar Roth die deutsche Sprache beigebracht bekommen hatten und zudem lernten, wie Bewerbungsverfahren in Deutschland ablaufen, packten sie ihre Koffer und wanderten nach Bayern aus.
Nicht zuletzt dank der Vermittlertätigkeit von Johann Bauch, dem langjährigen, unlängst in den Ruhestand getretenen Koordinator der Naturparkpartnerschaft auf deutscher Seite, haben alle Velezanos in ihrer Partnerregion eine feste Arbeit gefunden. Einige von ihnen hatten sogar schon vor ihrem Abflug eine Jobzusage erhalten.
Während eines Aufenthalts im Altmühltal, traf der Direktor des hiesigen Naturparks, Jaime de Lara, auf mehrere seiner ausgewanderten Landsleute. „Einer von ihnen erzählte mir, wie der dortige Verein der Freunde der Naturparkpartnerschaft ihm nach seiner Ankunft in allen Lebenslagen geholfen habe“, berichtet Jaime de Lara.
Dank der Unterstützung durch den Förderverein hätte er sich dort zurechtfinden und rasch integrieren können. „Obwohl ihn dort niemand kannte, habe er sich nie fremd, sondern wie zuhause gefühlt“, ergänzt er. „Ich denke das veranschaulicht sehr gut, was die Partnerschaft im Alltag bedeutet und wie wertvoll sie sein kann.“
Ein zentraler Aspekt der Naturparkpartnerschaft ist der Umweltschutz