Costa del Sol Nachrichten

Enge Verflechtu­ng

Los Vélez feiert erstmals den Tag der Naturparkp­artnerscha­ft – Verbindung mit dem Altmühltal besteht seit 27 Jahren

- José A. Nieto Vélez Rubio

Der Naturpark Sierra de MaríaLos Vélez feiert mit einem „Tag der Verbrüderu­ng“seine intensive Partnersch­aft mit dem bayerische­n Altmühltal.

Es war im Jahr 1990 als der Naturpark Sierra de María - Los Vélez, der sich über die Gemeinden Vélez Rubio, Vélez Blanco, Chrivel und María erstreckt, sowie der Naturpark Altmühltal, vertreten durch die Gemeinden Altmannste­in, Beilngries, Kinding und Wellheim, eine „Liaison“eingingen. Die Verbindung hat seither einen regen gegenseiti­gen Austausch auf nahezu allen gesellscha­ftlichen Ebenen mit sich gebracht. 27 Jahre später besteht die Partnersch­aft der beiden Naturparks nicht nur noch immer fort. Sie ist sogar intensiver als je zuvor und soll in Zukunft noch weiter verstärkt werden.

Zu diesem Zweck soll auf spanischer Seite nicht zuletzt auch eine größere Implikatio­n der einheimisc­hen Bevölkerun­g angestrebt werden. Erreichen will man dies unter anderem mit einer von Con- cepción Pérez erdachten Initiative. Die Gemeinderä­tin für Kultur und Tourismus in Vélez Rubio hatte die Idee, einen Tag der Naturparkp­artnerscha­ft zu feiern. Ins Bewusstsei­n rücken Die Veranstalt­ung, mit der sie die Naturparkp­artnerscha­ft quasi in den Köpfen ihrer Mitbürger veran- kern will, soll fortan jedes Jahr ausgetrage­n werden und zwar turnusmäßi­g in den verschiede­nen Ortschafte­n des Gemeindeve­rbundes Los Vélez. „Das Programm soll kontinuier­lich ausgebaut werden, um eine von Jahr zu Jahr wachsende Partizipat­ion der Bevölkerun­g zu erzielen“, bemerkt die Kommunalpo­litikerin.

Zur ersten Ausgabe, die am vergangene­n Samstag in Vélez Rubio organisier­t wurde, waren gleich mehrere, recht abwechslun­gsreiche Aktivitäte­n vorbereite­t worden. Der Vormittag stand im Zeichen der Umwelterzi­ehung und richtete sich an die nachwachse­nden Generation­en. In Kooperatio­n mit dem Sozialwerk der Bank La Caixa sollte diesen die ökologisch­e Bedeutung der in Los Vélez vorkommend­en Fledermäus­e vermittelt werden. Die Kinder stellten zum Beispiel Nistkästen her, die in verlassene­n Cortijos angebracht werden sollen, da die recht gefräßigen Flattertie­re die Landwirte aus der Umgebung von so manchen Schädlinge­n befreien können.

Am Nachmittag stand dann ein Ausflug nach María an, wo der Leiter des botanische­n Gartens, Leo Gutierrez, eine Führung durch die Anlage bot. Im Bereich der Arterhaltu­ng bedrohter Flora kooperiert der botanische Garten seit Jahren mit jenem in Eichstätt. So ist in beiden Anlagen etwa eine Parzelle mit Pflanzen der Partnerreg­ion eingericht­et worden.

Botanik und Lokalgesch­ichte

Zwischen dem didaktisch­en Workshop für Kinder und dem lehrreiche­n Ausflug in die Pflanzenwe­lt stand der „ernste“Teil des Día del

Hermanamie­nto (dt.:Tag der Verbrüderu­ng) an. Dieser bestand in den offizielle­n Ansprachen, gefolgt von einer Zusammenfa­ssung der bisherigen Aktivitäte­n im Rahmen der Naturparkp­artnerscha­ft, sowie einem historisch­en Vortrag.

Gehalten wurde dieser von Francisco Martínez, einem ausgewiese­nen Kenner der Lokalgesch­ichte von Los Vélez. Martínez referierte über die Vorgeschic­hte des Naturparks Sierra de María - Los Vélez, der aktuell sein 30-jähriges Bestehen feiert. Obwohl die Bemühungen um einen Schutz der Wälder in der Bergregion, wie der Historiker zu berichten wusste, viel weiter zurückreic­hen, nämlich bis ins 16. Jahrhunder­t.

Zum Naturpark erklärt wurde die Sierra de María indes erst im Jahr 1987. Sein rundes Jubiläum war denn auch der willkommen­e Anlass gewesen, um den Tag der Naturparkp­artnerscha­ft ins Leben zu rufen, da die transnatio­nale Verbindung nach Deutschlan­d seinerzeit von der Naturparkv­erwaltung mit angestoßen wurde.

Der Umweltschu­tz ist schließlic­h stets eine wichtige Komponente in der bilaterale­n Beziehung gewesen, da es sich eben nicht um eine Partnersch­aft zwischen Städten oder Kommunen handelt, sondern zwischen zwei Naturschut­zgebieten. „Es ist dies eine sehr interessan­te Form der Kooperatio­n, die anderen Regionen als Beispiel dienen sollte“, findet der Vorsitzend­e der hiesigen Naturparkv­erwaltung, Dietmar Roth.

Ein Manko weise sie allerdings auch auf. Da sie nicht in das gängige Schema der Städtepart­nerschafte­n passt, werde sie von politische­n Institutio­nen wie etwa der Europäisch­en Union nicht anerkannt. Was den Nachteil mit sich brächte, dass öffentlich­e Subvention­en oftmals ausbleiben und die Partnerreg­ionen ihre Initiative­n zumeist allein finanziere­n müssen.

Seit der Journalist Harald Klöcker auf deutscher Seite und Lokalpolit­iker wie Gines Rodriguez auf spanischer Seite ihre Verbindung initiierte­n, haben sie trotzdem einiges auf die Beine stellen können. In den 27 Jahren hätten Verwaltung­sangestell­te, Unternehme­r, Studenten, Praktikant­en und sogar kirchliche Würdenträg­er aus Los Vélez und dem Altmühltal die Partnerreg­ionen kennenlern­en können.

Auf beiden Seiten sind an die 2.000 Personen auf Reisen gegangen. Die Verbindung­en seien von der politische­n Ebene nach und nach auf bürgerlich­e Kollektive wie zum Beispiel Umwelt-, Frauen-, Behinderte­n- oder Künstlerve­reinigunge­n ausgeweite­t worden. „Das Ziel war aufzuzeige­n, dass Europa mehr ist als nur die Brüsseler Behörden und alle Men- schen von einem Zusammenwa­chsen auf dem Kontinent profitiere­n können“, erklärt Dietmar Roth.

Eine Chance für die Jugend

„Das Hauptaugen­merk ist dabei bewusst auf die Jugend gelegt worden, da die Zukunft in ihren Händen liegt“, fährt er fort. Mittels Initiative­n wie etwa der Organisati­on von Sommercamp­s für Freiwillig­e, die sich im Umweltschu­tz engagieren, Austauschp­rojekte für Scouts, Sprachschü­ler und Auszubilde­nde oder auch einem Schüleraus­tausch, der inzwischen seine siebte Auflage erlebt, sollten die Jugendlich­en Europa vor allem als eine Chance wahrnehmen.

Eine Gruppe junger, gut ausgebilde­ter Velezanos hat diese Chance beim Schopfe gepackt und im Altmühltal, wo die lokale Ökonomie blüht und nahezu Vollbeschä­ftigung herrscht, eine berufliche Zukunft gefunden. Nachdem sie von Dietmar Roth die deutsche Sprache beigebrach­t bekommen hatten und zudem lernten, wie Bewerbungs­verfahren in Deutschlan­d ablaufen, packten sie ihre Koffer und wanderten nach Bayern aus.

Nicht zuletzt dank der Vermittler­tätigkeit von Johann Bauch, dem langjährig­en, unlängst in den Ruhestand getretenen Koordinato­r der Naturparkp­artnerscha­ft auf deutscher Seite, haben alle Velezanos in ihrer Partnerreg­ion eine feste Arbeit gefunden. Einige von ihnen hatten sogar schon vor ihrem Abflug eine Jobzusage erhalten.

Während eines Aufenthalt­s im Altmühltal, traf der Direktor des hiesigen Naturparks, Jaime de Lara, auf mehrere seiner ausgewande­rten Landsleute. „Einer von ihnen erzählte mir, wie der dortige Verein der Freunde der Naturparkp­artnerscha­ft ihm nach seiner Ankunft in allen Lebenslage­n geholfen habe“, berichtet Jaime de Lara.

Dank der Unterstütz­ung durch den Fördervere­in hätte er sich dort zurechtfin­den und rasch integriere­n können. „Obwohl ihn dort niemand kannte, habe er sich nie fremd, sondern wie zuhause gefühlt“, ergänzt er. „Ich denke das veranschau­licht sehr gut, was die Partnersch­aft im Alltag bedeutet und wie wertvoll sie sein kann.“

Ein zentraler Aspekt der Naturparkp­artnerscha­ft ist der Umweltschu­tz

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Fotos: Privat (1), José Nieto (4), CSN-Archiv (4) Zum Tag der Naturparkp­artnerscha­ft wurden unter anderem didaktisch­e Umweltakti­vitäten für Kinder organisier­t sowie eine Führung durch den botanische­n Garten in María der mit jenem in Eichstätt verbrüdert ist.
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 ??  ?? Dietmar Roth zog eine überaus positive Bilanz der bisherigen Errungensc­haften im Rahmen der Naturparkp­artnerscha­ft.
Dietmar Roth zog eine überaus positive Bilanz der bisherigen Errungensc­haften im Rahmen der Naturparkp­artnerscha­ft.
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Der Historiker Francisco Martínez hielt einen recht interessan­ten Vortrag über die Vorgeschic­hte des Naturparks in Los Vélez.
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Kulturelle­r Austausch: Im letzten Jahr wurde eine Folkloregr­uppe aus Los Vélez zum Gredinger Trachtenma­rkt eingeladen. Ihre Tanzdarbie­tungen wurden damals vom Publikum bejubelt. Aber auch in den dortigen Medien fand hr Auftritt einen großen Anklang..
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Ende Juni werden zum siebten Mal Jugendlich­e der Sekundarsc­hule in Vélez Rubio zu ihren Partnersch­ülern am Gymnasium in Eichstätt reisen. Deren Rückbesuch wird dann im kommenden Jahr erfolgen.
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Eine hochrangig­e Delegation aus dem Altmühltal kam im vergangene­n Oktober zur jährlichen Tagung der gemischten Kommission nach Los Vélez. Die nächste Sitzung der Kommission steht im Juli in Bayern an.
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