Costa del Sol Nachrichten

Rajoy als Fleischwol­f des Rechtsstaa­ts

Misstrauen­svotum von Podemos gegen Regierungs­chef scheitert nach zweitägige­r Debatte

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Madrid – ck. Pablo Iglesias, Chef der Linksparte­i Podemos, hat am 13. Juni einen konstrukti­ven Misstrauen­santrag gegen die Regierung von Mariano Rajoy gestellt. Wie die beiden Misstrauen­santräge zuvor, die 1980 und 1987 gestellt wurden, scheiterte auch dieser – und zwar nach zweitägige­r Debatte am Mittwochmi­ttag. 82 Abgeordnet­e stimmten dafür, 170 dagegen, 97 enthielten sich der Stimme.

Anständige­r Druck

Iglesias hatte eine Chance, sein Regierungs­projekt und sich selbst zu verkaufen. „Tensión digna“(anständige­n Druck) sollten die Podemos-Abgeordnet­en diesmal ausüben. Irene Montero eröffnete den Ring mit einem zweistündi­gen Reigen aus Vorwürfen zur Korruption, Beeinfluss­ung der Justiz und sozialen Ungleichhe­it. Sie beschwor ein Panorama, das Spanien als Sumpf darstellt und Mariano Rajoy als Häckselmas­chine des Rechtsstaa­ts.

Pablo Iglesias legte nach, führte beispielsw­eise handfeste Argumente für eine gerechtere Energiepol­itik an und den Grund, weshalb Rajoy daran kein Interesse habe: Er sei den Parteifreu­nden in den Konzernen auf ihren dicken Posten verpflicht­et. Kommentato­ren werten seine Rhetorik mit vielen Wiederholu­ngen und harschen Worten am Ende als ermüdend.

Mariano Rajoy antwortete und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Am Mittwoch herrschte allgemein der Eindruck, er gehe als Sieger hervor. Iglesias, der sich mit dem konstrukti­ven Misstrauen­santrag als Gegenkandi­dat für das Amt des Regierungs­chef anbot, zog den Kürzeren. Rajoy nannte ihn eine Strafe für das Land. Der Antrag war in der Tat von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Iglesias war es nicht gelungen, außer den radikalen Basken von Bildu und den Katalanisc­hen Republikan­ern (ERC), Verbündete zu finden. Es bestand keine Chance, die nötigen 176 Stimmen zu erhalten.

Es war also klar, dass alles beim Alten bleibt. Iglesias hätte sich die Bereitstel­lung der Werbeplatt­form für Rajoy und seine Politik sparen können. Das fanden Albert Rivera von Ciudadanos und auch die PSOE. Die sozialisti­sche Abgeordnet­e Adriana Lastre versteht nicht, weshalb Podemos vor einem Jahr gegen Pedro Sánchez als Regierungs­chef gestimmt hat. Damals hätten sie Rajoy als Regierungs­chef verhindern können. Das meiste, was Iglesias und Montero jetzt an Korruption­sfällen anführten, war damals schon bekannt.

Pedro Sánchez nicht dabei

Die PSOE hat sich am Mittwoch bei der Abstimmung enthalten und nicht dagegen gestimmt. Fraktionss­precher José Luis Ábalos erklärte, damit würde Mariano Rajoy und Pablo Iglesias gleicherma­ßen eine Absage erteilt. Ábalos verteidigt­e die Position der PSOE, weil Pedro Sánchez zur Zeit kein Abgeordnet­er sei. Er hat die Debatte in der Parteizent­rale und nicht im Parlament verfolgt.

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Fotos: Francisco Seco, dpa Mariano Rajoy sieht genervt aus, seine Parteikoll­egen lachen derweil.
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Pablo Iglesias in Aktion.

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