Panik als letzter Akt
Nach Fall der Banco Popular: Beinahe gerät auch Liberbank in den Strudel
Madrid – tl. Zum Schluss war es ein klassischer Fall von Panik, der die Banco Popular zu Fall gebracht hat. Anleger stiegen fluchtartig aus der Aktie aus, Kontoinhaber räumten in Scharen ihre Guthaben. Das Kapital reagierte, als habe die Bank die Pest. Und so zogen Europas Bankenaufseher die Notbremse. „Nicht überlebensfähig“senkte die Europäische Zentralbank (EZB) den Daumen über der daniederliegenden Banco Popular. Zur Abwicklung kam es nur deshalb nicht, weil die Großbank Santander das gefallene Bankhaus in der vergangenen Woche übernahm.
Wie sehr Panik das Geschehen im Bankenwesen bestimmen kann, musste in den Tagen nach dem Aus für die Banco Popular auch die kleinere Liberbank erfahren. Innerhalb von wenigen Tagen verlor das Geldhaus an der Börse 43 Prozent seines Werts. Allen Solvenz-Beteuerungen des Vorstands zum Trotz. Um Liberbank nicht in den gleichen Strudel wie Popular geraten zu lassen, setzte die Bör- senaufsicht am Montag den kurzfristigen und spekulativen Handel mit deren Aktien für die Dauer von einem Monat aus. Sofort erholte sich das Papier um fast 29 Prozent.
Bereits im vergangenen Jahr hatten Finanzexperten vorhergesagt, dass 2017 ein Jahr der Fusionen im spanischen Bankensektor werden kann. Das Erbe aus der Immobilienkrise und die Niedrigzinspolitik der EZB schwächen die Rentabilität. In gewisser Weise haben die Experten schon im Juni Recht bekommen, dass im Plural gesprochen werden kann. Die im März beschlossene und von Staat geförderte Fusion von Bankia und Banco Mare Nostrum (BNM) war bekanntlich die erste des Jahres. Weitere Zusammenschlüsse werden nicht ausgeschlossen.
Mit der Übernahme der Banco Popular durch Santander haben sich die Machtverhältnisse im spanischen Bankenwesen deutlich zugunsten der Großbank verschoben. Santander ist jetzt die absolute Nummer eins unter den Banken mit einer Bilanzsumme von 465 Milliarden Euro. Mit bereits deutli- chem Abstand folgen CaixaBank und BBVA mit 337 und 331 Milliarden Euro an Bilanzsumme. Bankia mit 180 und Sabadell mit gut 170 Milliarden ergänzen das führende Quintett im Bankenwesen.
Unterdessen dürfte der Übernahmeakt zumindest die Angestellten teuer zu stehen kommen. So will Santander im Zuge der Einverleibung der Banco Popular zahlreiche Arbeitsplätze streichen. Wie die Wirtschaftszeitung „Expansión“am vergangenen Freitag unter Berufung auf eingeweihte Kreise berichtete, sollen rund 3.000 Stellen wegfallen. Dabei gehe es vor allem um doppelt besetzte Stellen bei Kerndienstleistungen sowie im Filialnetz. Santander, so hieß es, dürfte Abfindungen und Vorruhestandsregelungen anbieten.
Machtverhältnisse im Bankenwesen haben sich deutlich zugunsten von Santander verschoben