Dann verstummten die Vögel
Anwohnerin in Calahonda sammelt Unterschriften, um eine Baumfällaktion zu starten
Mijas – lk. Schwalben und Käuzchen hatten sich in den Eukalyptusbäumen vor dem Haus von Bernd und Heike Gansmüller eingerichtet. Jedes Jahr im Frühjahr bauten sie ihre Nester in den acht Bäumen vor ihrem Haus in der Calle Córdoba in der Urbanisation Sitio de Calahonda.
Von der Terrasse aus beobachtete Heike, wie die Eltern ihre Jungen fütterten. Mitte Mai dieses Jahres hörten sie früh am Morgen kreischende Motorsägen. Als die Gansmüllers von der Terrasse auf die Böschung herunterblickten, lagen sechs Bäume bereits im Gras.
Störende Blätter im Pool
Die Bäume störten die Nachbarin von rechts, da ständig Blätter in ihren Pool fielen, sagt Bernd Gansmüller. Außerdem habe sie eine freie Sicht haben wollen. Nun hat sie einen ungetrübten Blick auf die Häuserfront gegenüber, nicht aber zum Meer. „Ich habe drei Tage lang geheult, weil es mir so leid tat, dass nun die Vögel keine Nistplätze mehr haben“, sagt Heike. In Deutschland ist das Fällen in der Regel in der Zeit von Anfang März bis Ende September verboten, da Rücksicht auf die Nist-und Brutzeit der Vögel genommen wird. Wenn man aber wegen Baumaßnahmen außerhalb dieses Zeiraums Bäume fällen möchte, braucht man eine spezielle Genehmigung. „Zwei Bäume haben sie erst einmal stehen gelassen, weil unser englischer Nachbar sich beschwert hatte“, erklärt Bernd Gansmüller und deutet auf zwei prächtige Eukalyptusbäume. Gansmüllers Nachbarin sei zur Stadtverwaltung von Mijas gegangen und habe sich erkundigt, welche Mittel sie zur Hand habe. Dort habe man ihr vermutlich geraten, eine Unterschriftenaktion zu organisieren. Diese Unterschriftensammlung, bei der nur vier Nachbarn unterzeichnet haben sollen, habe sie vermutlich nach Mijas gegeben. Bernd Gansmüller war in Deutschland, als seine Nachbarin die Unterschriften gesammelt hat. Bernd Gansmüller ist sich sicher, dass sie die Situation ausgenutzt hat, da sie gewusst habe, dass er und seine Frau gegen das Fällen der Bäume sind. „Das Verrückte an der Sache ist ja auch, dass meine Frau auf der Terrasse saß, als unsere Nachbarin gerade die Unterschriften sammelte“, echauffiert sich Gansmüller. „Es herrscht eben nach wie vor die Meinung, dass Eukalyptusbäume dem Boden zu viel Grundwasser entziehen und deshalb als störend empfunden werden“, sagt Gansmüller.
„Um in dieser Jahreszeit Bäume zu fällen, bedarf es einer Expertenstudie, die Aufschluss darüber gibt, ob Vögel in diesen Bäumen nisten“, erklärt Juan Cuesta von der Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción in Sevilla. Daraus müsse deutlich hervorgehen, dass durch das Fällen der Bäume weder Flora noch Fauna beschädigt werd. Diese Studie hätte das Umweltamt von Mijas erstellen müssen. Juan Luis Vega vom Umweltamt in Mijas bestätigt, dass eine Brandschutz-Studie existiert, die er in Auftrag gegeben hat. Diese könne im Rathaus von Mijas eingesehen werden. „Mir ist es ein Rätsel“, so Vega, „dass die Gansmüllers ein Kommunikationsmedium eingeschaltet haben. Dabei hätten sie mit ihrer Beschwerde direkt zu uns kommen und auch die Studie einsehen können.“Vega betont, dass es im Rathaus Übersetzer gibt, die den Gansmüllers hätten helfen können.
Wer hat das Ganze bezahlt?
Betroffen schauen die Gansmüllers auf die vertrockneten Äste. „Die Frage ist ja auch, wer das Ganze finanziert hat“, so Gansmüller, „ich bin mir sicher, dass die vier Nachbarn, die unterschrieben haben, keinen Cent gezahlt haben. Uns wurde gesagt, dass wir nichts zahlen müssten, da dies ja mit Gemeindegeldern beglichen würde.“
Er schätzt, dass die Baumfällaktion mindestens 5.000 Euro gekostet hat. „Ich kann mir gut vorstellen, dass unsere Nachbarin alles komplett gezahlt hat“, vermutet der Bauunternehmer. Inzwischen haben Mitarbeiter der Urbanización Sitio de Calahonda (E.U.C) auch den siebten Baum gefällt. Gansmüller hat mittlerweile einen Anwalt eingeschaltet. Die Gansmüllers kommen seit 20 Jahren an die Costa del Sol. Als Bauleiter hat er einige Häuser in der Urbanisation Sitio de Calahonda gebaut und kennt sich daher gut mit den Bestimmungen aus. „In all den Jahren habe ich eine solche Vorgehensweise noch nie erlebt“, sagt er. „Das war eine reine Gewaltaktion. Wenn ich da gewesen wäre, dann hätte ich jeden weggejagt.“