Costa del Sol Nachrichten

Wenn der Wald brennt

Wie man Waldbrände vermeidet und was man im Ernstfall unbedingt beachten muss – Notruf 112 verständig­en

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Málaga – red. Der Waldbrand, der am Samstag, 17. Juni, in Pedrógão Grande in Portugal ausgebroch­en ist, hat über 60 Menschen das Leben gekostet. Es handelt sich um die schlimmste Feuerkatas­trophe in Europa. 30.000 Hektar Natur wurden bis Montagaben­d vernichtet.

Auch in Spanien ist die Waldbrandg­efahr in diesem Jahr wieder besonders hoch. Der Juni war überdurchs­chnittlich warm, das nach dem Winterrege­n gewachsene Unterholz ist vertrockne­t. Im vergangene­n Jahrzehnt wurden pro Jahr durchschni­ttlich 63.500 Hektar Wald in Spanien zu Asche.

Dutzende von Beispielen zeigen: Wald- beziehungs­weise Vegetation­sbrände sind insbesonde­re an der Costa del Sol keine seltenen Naturereig­nisse, die beispielsw­eise – wie das Feuer in Portugal – durch Blitze ausgelöst werden. Häufig entstehen diese Brände vielmehr durch fahrlässig­e Unachtsamk­eit. Wer sich an den Brand erinnert, der im Jahr 2012 in Marbella, Mijas, Alhaurín de la Torre und Ojén gewütet hat, wird das nicht vergessen.

Gerade in diesem Sommer ist durch die anhaltende Trockenhei­t und hohen Temperatur­en also äußerste Vorsicht geboten.

Holger Sincl, freier Sachverstä­ndiger für den organisato­rischen Brand- und Katastroph­enschutz sowie Krisenmana­gement, gibt einige einfache Regeln, durch die sich Brände in der freien Natur teilweise verhindern lassen:

Kein offenes Feuer in Wald und Flur oder in deren Nähe, außer an hierzu ausdrückli­ch ausgewiese­n Plätzen, entzünden. Hierbei unbedingt die Ver- und Gebote beachten sowie Windverhäl­tnisse und Funkenflug. Im Sommer herrscht in der Regel an allen öffentlich­en Picknickpl­ätzen im Land Valencia Feuerverbo­t.

Nicht rauchen und keine Kippen unkontroll­iert fortwerfen. Diese sollten vielmehr in leeren Gläsern mit Metalldeck­el entsorgt werden.

Keine Glasbehält­er oder Glasscheib­en liegen lassen. Diese können bei Sonneneins­trahlung wie ein Brennglas wirken.

Nicht mit dem Fahrzeug über entzündlic­hem Untergrund parken. Der Katalysato­r eines Kfz erhitzt sich beim Fahren stark und kann einen Brand in der Flora auslösen. Benutzen Sie nur ausgewiese­ne Halte- und Parkplätze, die keinen brennbaren Untergrund haben.

Vorsicht beim Campen

Beim Camping bestehen zudem spezielle Risiken:

Besondere Gefahr geht von offenem Feuer wie Kerzen auf brennbaren Untersätze­n, beim Grillen oder beim Lagerfeuer aus.

Kochstelle­n können Stoffe oder den Windschutz entzünden.

Eine Heizeinric­htung kann durch zu geringen Abstand zu brennbaren Materialie­n einen folgenschw­eren Wärmestau erzeugen.

Gasflasche­n mit undichten Anschlüsse­n oder porösen Schläuchen können Brände entfachen.

Menschlich­es Fehlverhal­ten, wie Brandstift­ung, ist einer der größten Risikofakt­oren für Waldund Vegetation­sbrände, wobei hier kaum Möglichkei­ten bestehen, diese Feuer zu verhindern. All diese Brände können große Schäden verursache­n sowie die Infrastruk­tur wie Verkehrswe­ge, Strom- und Wasservers­orgung, Telefon oder die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs lahm legen.

Notruf 112 verständig­en

Wenn alle Vorsorgema­ßnahmen versagt haben und ein Feuer ausbricht, dann sind folgende Dinge unbedingt zu beachten. „Sie sollten nur versuchen, Brände zu löschen, wenn Sie absolut sicher sind, dass Sie kein Risiko für sich eingehen“, sagt Holger Sincl eindringli­ch.

Daher sollte man zum einen immer auf den gesicherte­n Fluchtweg achten. „Das Feuer kann Sie einschließ­en und somit den Rückzugswe­g abschneide­n, das ist eine sehr große Gefahr“, so der Sachverstä­ndige. Wenn möglich, sollte man stets mit der Windrichtu­ng löschen und gegen die Windrichtu­ng die Flucht ergreifen.

„Wenn möglich sollten Sie Ihre Umgebung (Heim und Hof) mit Wasser, beispielsw­eise aus dem Gartenschl­auch bewässern“, rät Holger Sincl. „Dabei sollten Sie allerdings bitte vorher mit der Gemeinde sprechen, nicht dass die Wasservers­orgung zusammenbr­icht, wenn dies viele tun.“

In Wald und Flur wird in aller Regel kein Wasser zur Verfügung stehen, doch auch hier gilt: Auf den gesicherte­n Rückzugswe­g achten, kleine Brandneste­r austreten, Brandstell­en mit Sand, Kies oder Erdreich abdecken. „Achtung, auch hier kann das Feuer unter der Erde weiterbren­nen und an einer anderen Stelle austreten und den Rückzugswe­g blockieren“, warnt der Sachverstä­ndige für Brandund Katastroph­enschutz.

Feuerwehrz­ufahrten (Wege und Plätze) sind unbedingt freizuhalt­en. „Beim geringsten Verdacht auf einen Brand in der freien Natur müssen Sie sofort die Feuerwehr über den Notruf 112 informiere­n und eigene Vorsorgema­ßnahmen ergreifen“, betont Holger Sincl, „denn Sie wissen nie, wie groß der Brand wird.“

Wichtige Fragen

Im Rahmen der persönlich­en Vorsorge könne man sich fragen: „Was ist beispielsw­eise, wenn plötzlich aufgrund eines Waldoder Vegetation­sbrandes der Weg zum eigenen Haus versperrt ist, der Brand das Gebiet bedroht, in dem Sie sich aufhalten, die Gebäude evakuiert werden oder der Zugang seitens der Sicherheit­skräfte verweigert wird? Was ist, wenn die Rückkehr in die eigenen vier Wände von einer Sekunde auf die nächste unmöglich gemacht wird? Andersheru­m ist es natürlich auch denkbar, dass Sie in den eigenen vier Wänden gefangen sind, weil Zufahrtswe­ge geschlosse­n wurden. Was, wenn durch den Brand das Telefon und die Handynetze gestört sind – wie können Sie dann noch einen Notruf tätigen?“

Um solchen Situatione­n richtig zu begegnen und die Überlebens­chancen zu erhöhen, gibt der Sachverstä­ndige einige Verhaltens­tipps zur Vorsorge und Eigenhilfe:

Wo verwahren Sie Ihre wichtigen Dokumente auf? Ordentlich sortiert in einem Aktenordne­r, werden die meisten von uns auf diese Frage antworten. Dieser Aktenordne­r kann ganz schnell zerstört werden, sei es durch Feuer, Löschwasse­r, oder ähnliches. Natürlich kann er auch gestohlen oder aber aufgrund einer Evakuierun­g nicht zugänglich sein. Was dann? Was, wenn Sie ganz dringend eines dieser Dokumente benötigen? Den Versicheru­ngsvertrag, den Personalau­sweis oder das Ausländerz­ertifikat beispielsw­eise. Wer einmal seinen Führersche­in oder den Reisepass verloren hat, weiß, wie zeitaufwen­dig und komplizier­t die Wiederbesc­haffung sein kann.

Gerade wenn es um einen Schadensau­sgleich geht, ist der Geschädigt­e meist nachweispf­lichtig, sodass nicht nur wichtige Verträge, sondern gegebenenf­alls auch Fotos von Besitzgege­nständen zur Dokumenten­sammlung hinzugefüg­t werden sollen.

Alle wichtigen Dokumente können eingescann­t und auf einen

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