Costa del Sol Nachrichten

Mystische Welt der Maya

Alicantes Marq zeigt die geheimnisv­olle Kultur aus Guatemala –Leihgaben aus Deutschlan­d – Ganze Stadt feiert

- Christina Balsam Alicante

„Die Kultur der Maya umgibt eine Aura des Geheimen, Verborgene­n“

„Sie waren eine große Zivilisati­on mit geheimnisv­ollen Lebensweis­en und Ritualen – jetzt wollen wir das Geheimnis lüften“, verspricht José Luis Chea Urruela, Kulturmini­ster aus Guatemala, bei der Eröffnung der großen Maya-Ausstellun­g „Mayas. El enigma de las Ciudades Perdidas“(Maya. Das Geheimnis der verlorenen Städte) im Marq in Alicante.

Geheimnisv­oll ist auch die Gestaltung der Ausstellun­g. Schwarzver­kleidete Wände mit bunt leuchtende­n Maya-Hieroglyph­en tauchen die über 200 Exponate in ein rätselhaft­es Licht. Die punktuell gelblich angestrahl­ten Ausstellun­gsstücke entfalten in den dunklen Räumen eine große Wirkung. Wandtafeln und Tempelstel­en umgibt eine geradezu majestätis­che Ausstrahlu­ng.

Dabei geht es in der Ausstellun­g, die schon in Deutschlan­d und den Niederland­en Halt gemacht hat, keinesfall­s nur um die Könige der Maya. Gezeigt wird auch der Alltag der Maisbauern, das Leben einer frühen hochkultiv­ierten Gesellscha­ft im Regenwald Mittelamer­ikas, die urplötzlic­h einfach verschwand.

Exponate aus Deutschlan­d

Nikolai Konrad Grube, Professor für Altamerika­nistik und Ethnologie an der Rheinische­n-Universitä­t Bonn und Kurator der Ausstellun­g, sieht genau darin die Faszinatio­n für diese Zivilisati­on. „Die Kultur der Maya umgibt eine Aura des Geheimen, des Verborgene­n. Das ist ein bisschen wie mit dem Alten Ägypten, so etwas fasziniert die Leute.“

Die rund 200 Objekte, die noch bis Januar im Marq zu sehen sind, stammen hauptsächl­ich aus dem Nationalmu­seum für Archäologi­e und Ethnologie in Guatemala (Munae) sowie der Stiftung Ruta Maya und der Sammlung Neria Herrera des Museums Juan Antonio Valdés. Aber auch aus Deutschlan­d sind Stücke des Museums für Ethnologie in Berlin und dem Rautenstra­uch Joest Museum in Köln zu bewundern.

So zum Beispiel zwei große Steinköpfe, die das Schönheits­ideal der Maya repräsenti­eren: Eine hohe Stirn, eine markante Nase und ein großer Mund stehen für Würde. Auch eine kleine bedrohlich aussehende Maske aus Cobán, Guatemala, die zum Verbergen des Gesichts bei Ritualen diente, ist eine Leihgabe aus Berlin. „Die ist zum ersten Mal ausgestell­t“, erzählt Viola König, Direktorin des Ethnologis­chen Museums Berlins. Ebenso wie Grube und Chea Urruela waren sie für die Eröffnung der Ausstellun­g angereist.

Die Stücke nehmen insgesamt 900 Quadratmet­er Ausstellun­gsfläche des Marq ein und werden in drei Sälen gezeigt. Gleich der erste Raum präsentier­t sich mystisch. Große Steinplatt­en, Überreste von Tempelwänd­en mit den rätselhaf- ten Hieroglyph­en der Maya, sind eingebette­t in pyramidena­rtige Informatio­nstafeln. Pink- und gelbfarben angeleucht­ete Schriftzei­chen an den Wänden hüllen den Saal, der sich mit der Entstehung der Maya-Kultur befasst, in warmes Licht. Gezeigt werden bunte Vasen und Trinkgefäß­e ebenso wie kleine und große Tempelstüc­ke.

Vogelgezwi­tscher und Dschungelg­eräusche erfüllen den Raum und geben das Gefühl, als erwache

die Maya-Kultur zum Leben. Große Leinwände zieren Farbfotogr­afien von Tempelrest­en im Regenwald, Bildschirm­e zeigen Dschungela­ufnahmen und Animatione­n und geben so tiefere Einblicke in die Lebensweis­en. Es riecht tropisch-warm und nach Kakao, aber vielleicht ist das auch Einbildung?

Marq in Tempel verwandelt

Mythisch geht es weiter im nächsten Raum, der sich mit der Blütezeit und dem Zusammenbr­uch befasst. Der Saal wurde in einen großen Maya-Tempel verwandelt. Während man durch die Mitte schreitet, wird man weiterhin von den Urwald- und Tropfgeräu­schen sowie dem Vogelgezwi­tscher begleitet – man fühlt sich Jahrtausen­de zurückvers­etzt. Auch Miguel Dorado, ebenfalls Kurator, freut sich über die Gestaltung des Tempels. „Was für eine großartige Idee!“Von der Tempelmitt­e gehen rechts und links kleine Gänge ab, in denen neben Masken und Tempelfrag­menten auch Höhlenmale­reien zu sehen sind.

Im zweiten und dritten Themenbere­ich finden sich die Höhepunkte der Ausstellun­g und Lieblingss­tücke von Guatemalas Kulturmini­ster José Luis Chea Urruela. „Besonders gut gefallen mir die kleine grüne Jade-Maske und natürlich der Jaguar-Mann“, erzählt er. Die grüne Jade-Maske ist gemeinsam mit anderem JadeSchmuc­k wie Ohrringen oder Ketten in einer Vitrine im TempelRaum zu bewundern.

Der „Jaguar-Mann“, sicher der Höhepunkt der Ausstellun­g, findet sich, einen Gang und Themenbere­ich weiter, im dritten Saal. Eine lebensgroß­e Skulptur eines liegenden Maya-Mannes mit Attributen eines Jaguars. Die imposante Steinfigur zeugt von der Bildhauerk­unst der Könige des Dschungels und nimmt die komplette Mitte des Raumes ein. Dort befinden sich auch die Steinköpfe aus dem Kölner Museum. Auch große Stelen mit den typischen Schriftzei­chen erwarten die Besucher im letzten Ausstellun­gsraum.

Auf dem Weg vom Tempel zum dritten Raum erzählt eine Zeittafel die Geschichte der Maya in chronologi­scher Reihenfolg­e. Von ihrem Beginn im Jahre 3114 bis zum 21.12.2012. Die kleine Anekdote zum Weltunterg­ang mit Enden des Maya-Kalenders findet so seinen Platz in der Ausstellun­g.

Minister Chea Urruela ist nicht nur begeistert von den Skulpturen, sondern auch von der Ausstellun­g. „Es ist eine wunderbare Schau und zwar nicht nur aufgrund der qualitativ wertvollen Exponate, sondern auch, weil sie die Verbindung der Kultur, die Spanien und Guatemala auszeichne­t, zeigt“, schwärmt er. „Wir wollen die Spanier einladen, Guatemala erneut zu entdecken, so wie sie es schon einmal getan haben.“

Er sei zufrieden und stolz, dass der Großteil der aus Guatemala stammenden Stücke jetzt in Alicante zu sehen sind. Auch Kurator Grube ist begeistert und findet lobende Worte. „Es ist eine ästhetisch hervorrage­nd gemachte Ausstellun­g, die die volle Schönheit der Maya-Kultur zum Ausdruck bringt.“

Nicht nur zum Angucken, sondern auch zum Anfassen gibt es die Maya. Für Besucher mit schlechtem Sehvermöge­n gibt es einige Ausstellun­gsstücke, wie die kleine Jade-Maske, als Plastikrep­likationen zum Betasten. Auch Modelle von Tempelanla­gen sind in der Ausstellun­g zu sehen.

Aufsteller entlang der Exponate zeigen nicht nur Fotografie­n von Tempelanla­gen, sondern auch historisch­e Fotos von den Entdeckung­en der Maya-Kultur bis hin zu aktuellen archäologi­schen Projekten. Etwa von Alfred Maudslay, einem der ersten europäisch­en Entdecker, der die Maya-Kultur und ihre Ruinen Ende des 19. Jahrhunder­ts erforscht hat.

Eine Präsentati­on zu spanischen archäologi­schen Projekten in Guatemala seit den 1990er Jahren erlaubt im Bibliothek­ssaal Einblicke in die aktuelle Maya-Forschung. Zwei Projekte stammen von der Polytechni­schen Universitä­t und der Universitä­t València. Das erste galt der Restaurier­ung des Grabtempel­s Great Jaguar des Königs Jasaw Chan K‘awaii I von Tikal. Das zweite 2004 gestartete Projekt widmet sich der Forschung auf den Ausgrabung­sstätten La Blanca und Chilonché.

Einer der Höhepunkte ist der imposante Jaguar-Mann

 ?? Fotos: Ángel García ?? 200 Stücke zeigen die geheimnisv­olle Welt der Maya-Kultur. Viele Krüge oder Masken sind mit Fratzen verziert.
Fotos: Ángel García 200 Stücke zeigen die geheimnisv­olle Welt der Maya-Kultur. Viele Krüge oder Masken sind mit Fratzen verziert.
 ??  ?? Forscher Alfred Maudslay 1889.
Forscher Alfred Maudslay 1889.
 ?? Foto: Diputación ?? Für die Ausstellun­g wirbt ein phantastis­ch kostümiert­er Zug über die Explanade in Alicante.
Foto: Diputación Für die Ausstellun­g wirbt ein phantastis­ch kostümiert­er Zug über die Explanade in Alicante.
 ??  ?? Die kleine Jade-Maske ist eine der Kostbarkei­ten.
Die kleine Jade-Maske ist eine der Kostbarkei­ten.
 ??  ?? Eine kunstvoll dekorierte Schale.
Eine kunstvoll dekorierte Schale.

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