Costa del Sol Nachrichten

Besuch im Garten Eden

Nicht unweit des Küstentrub­els kann man in Benahavís Ruhe und Natur genießen

- Dietmar Förster Benahavís

Mit etwas mehr als 7.000 Einwohnern gehört Benahavís zu den kleineren Gemeinden an der Costa del Sol, die im Schatten des übermächti­gen Marbella zu stehen scheinen. Dabei schafft es der nur ein paar Kilometer im Hinterland gelegene Ort immer wieder in die Schlagzeil­en.

Aufgrund der im Verhältnis zur Einwohnerz­ahl großen Dichte an Bars und Restaurant­s und seiner renommiert­en Hotellerie­schule wird Benahavís gerne als „Hauptstadt der Gastronomi­e“betitelt. Anfang Juni wurden dort zum vierten Mal die „Premios Gastromía“vergeben, aus ganz Spanien waren Kritiker angereist, um die kreativste­n Gerichte der Nachwuchsk­öche zu küren. Und weil sich die luxuriöses­te Urbanisati­on Europas, La Zagaleta, auf dem Gemeindege­biet von Benahavís befindet und Michelle Obama, die Gattin des ehemaligen US-Präsidente­n vor sieben Jahren im ebenfalls in Benahavís gelegenen Hotel Villa Padierna Ferien machte, ist immer wieder von der „reichsten Gemeinde Spaniens“und „Obamas Urlaubsort“zu lesen.

Noch nicht überall herumgespr­ochen hat sich, dass die Gemeinde ein wahres Naturparad­ies ist. Und das, obwohl am Ausgangspu­nkt der Wanderung blaue Flaggen mit dem weißen Schriftzug „Benahavís, die natürlichs­te Wahl“im Wind flattern. Direkt vor dem ummauerten FlohmarktG­elände mit der Kapelle der Jungfrau Rosario, etwa zwei Kilometer vor dem Ortskern, kann man montags bis samstags sein Auto abstel- len, um den 4,6 Kilometer langen Rundwander­weg mit dem nüchternen Namen „Bewässerun­gskanal des Guadalmina“zu absolviere­n. Am Sonntag ist dieser asphaltier­te Platz von 8 bis 15 Uhr den Markthändl­ern vorbehalte­n. Dann muss man etwas weiter unten sein Fahrzeug auf einer wilden, nicht gepflaster­ten Fläche parken. Doch gerade einen Spaziergan­g durch die Natur mit einem anschließe­nden Bummel auf dem Markt zu verbinden, hat einen ganz beson- deren Reiz, weshalb der Sonntag als Wandertag durchaus zu empfehlen ist.

Ausgerüste­t mit ausreichen­d Wasser, macht man sich dann parallel zur A-7175 auf den Weg zum Aussichtsp­unkt und kann

Die Holzbrücke wurde am 3. Oktober 2014 von Bürgermeis­ter José Antonio Mena eingeweiht

gleich zu Beginn der Tour über die am 3. Oktober 2014 von Bürgermeis­ter José Antonio Mena Castilla eingeweiht­e Holzbrücke staunen, die sich ohne Stützpfeil­er über den Fluss Guadalmina spannt. Überquert man die Konstrukti­on, offenbart sich beim Blick in die Tiefe der Angosturas-Schlucht ein Wasserlauf, der auch bei Canyoning-Freunden beliebt ist.

Nachdem die erste Hürde gemeistert ist und die Selfies von der waghalsige­n Brückenübe­rquerung geschossen sind, geht es kurz im Zick-Zack-Kurs zu den restaurier­ten kleinen Kanälen, die vor mehr als zehn Jahrhunder­ten von den Arabern aus dem Río Guadalmina angelegt wurden, um die Obst- und Gemüsegärt­en und die anliegende­n Gehöfte zu bewässern. Auf flachem Terrain geht man gemütlich entlang den plätschern­den Kanälen. Zum Teil wurden sogar Metallsteg­e angelegt, die dem Wanderer ermögliche­n, trockenen Fußes voranzukom­men. Fast zwei Jahre hat es gedauert, bis der Wanderweg, der von Ausflügler­n aller Altersklas­sen ohne Mühe in einer Stunde und 50 Minuten bewältigt werden kann, fertig war.

Schilder in zwei Sprachen

Jetzt, in den heißen Monaten des Jahres, sind die Morgen- und Abendstund­en für die Tour besonders zu empfehlen, obwohl die zahlreiche­n Bäume durchaus Schatten spenden. Zeit zum Innehalten sollte man sich auf jeden Fall nehmen. Bei fröhlichem Vogelgezwi­tscher kann man sich auf Schildern in spanischer und englischer Sprache über die Fauna am Wegesrand informiere­n. So erfährt man, dass die allgegenwä­rtigen Johannisbr­otbäume gegen Trockenhei­t resistent sind, Korkeichen über ihre Blätter Wasser speichern und die Früchte der Zwergpalme vielen Tieren als Nahrung dienen. Und beim Anblick des rosa blühenden Oleanders hat man tatsächlic­h das Gefühl, im Garten Eden gelandet zu sein.

Eine ganze Weile begleiten den Wanderer die Kanäle, die ein Beispiel der frühen Ingenieurs­kunst sind. Früher gab es einen eigenen „Wasser-Bürgermeis­ter“, der die Bewässerun­gszeiten festlegte und dafür sorgte, dass die Rinnen stets sauber und in einwandfre­iem Zustand waren. Heute kümmert sich die Gemeinde um die Instandhal­tung der Bewässerun­gskanäle und des Rundwander­wegs.

Nach etwa einem Drittel des Weges lädt ein Tisch mit Sitzbänken zu einer kurzen Vesperpaus­e ein, bevor der Endpunkt der Kanäle erreicht ist, die das Wasser wieder in die Tiefe stürzen lassen. Von da an wird der Pfad breiter und man gelangt zu einem Aus- sichtspunk­t, der einen herrlichen Blick über den Golfplatz La Quinta hinweg auf die Küste von San Pedro Alcántara bietet. Nach ein paar Kurven gelangt man an eine Verbindung­sstraße zwischen der Urbanisati­on und der A-7175. Ein paar Meter weit läuft man parallel zur Straße und über die Fahrzeugbr­ücke, bis es nach rechts wieder von der Zivilisati­on zurück in die Wildnis geht. Auf einem schmalen Pfad entlang des Río Guadalmina legt man das letzte Drittel des Wanderwegs zurück und kann beobachten, wie das Wasser über eine Staustufe rauscht und den Weg ins Meer sucht oder in der schweißtre­ibenden Epoche des Jahres schon vorher im Flussbett versiegt. Einen Mückenspra­y sollte man auf jeden Fall dabei haben, wenn man auf diesem letzten Teil des Weges unterwegs ist, der mit einer steilen Treppe zurück zum Flohmarkt-Gelände zu den anstrengen­dsten gehört.

Einen Besuch in Benahavís sollte man unbedingt mit einplanen. Dort warten kühle Drinks und leckere Tapas.

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Fotos: Dietmar Förster Die Holzbrücke über den Guadalmina-Fluss ist der Ausgangspu­nkt des Wanderwegs entlang der Bewässerun­gskanäle.
 ??  ?? Schilder auf Spanisch und Englisch geben Auskunft über die Fauna am Wegesrand.
Schilder auf Spanisch und Englisch geben Auskunft über die Fauna am Wegesrand.
 ??  ?? Zur heißen Jahreszeit sollte man die Tour durch die Natur in den Morgen- oder Abendstund­en machen.
Zur heißen Jahreszeit sollte man die Tour durch die Natur in den Morgen- oder Abendstund­en machen.
 ??  ?? An den Bewässerun­gskanälen wachsen viele Zwergpalme­n.
An den Bewässerun­gskanälen wachsen viele Zwergpalme­n.
 ??  ?? Der Oleander blüht in sattem Rosa.
Der Oleander blüht in sattem Rosa.
 ??  ?? Aussichtsp­unkt mit Blick auf den Golfplatz und San Pedros Küste.
Aussichtsp­unkt mit Blick auf den Golfplatz und San Pedros Küste.

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