Besuch im Garten Eden
Nicht unweit des Küstentrubels kann man in Benahavís Ruhe und Natur genießen
Mit etwas mehr als 7.000 Einwohnern gehört Benahavís zu den kleineren Gemeinden an der Costa del Sol, die im Schatten des übermächtigen Marbella zu stehen scheinen. Dabei schafft es der nur ein paar Kilometer im Hinterland gelegene Ort immer wieder in die Schlagzeilen.
Aufgrund der im Verhältnis zur Einwohnerzahl großen Dichte an Bars und Restaurants und seiner renommierten Hotellerieschule wird Benahavís gerne als „Hauptstadt der Gastronomie“betitelt. Anfang Juni wurden dort zum vierten Mal die „Premios Gastromía“vergeben, aus ganz Spanien waren Kritiker angereist, um die kreativsten Gerichte der Nachwuchsköche zu küren. Und weil sich die luxuriöseste Urbanisation Europas, La Zagaleta, auf dem Gemeindegebiet von Benahavís befindet und Michelle Obama, die Gattin des ehemaligen US-Präsidenten vor sieben Jahren im ebenfalls in Benahavís gelegenen Hotel Villa Padierna Ferien machte, ist immer wieder von der „reichsten Gemeinde Spaniens“und „Obamas Urlaubsort“zu lesen.
Noch nicht überall herumgesprochen hat sich, dass die Gemeinde ein wahres Naturparadies ist. Und das, obwohl am Ausgangspunkt der Wanderung blaue Flaggen mit dem weißen Schriftzug „Benahavís, die natürlichste Wahl“im Wind flattern. Direkt vor dem ummauerten FlohmarktGelände mit der Kapelle der Jungfrau Rosario, etwa zwei Kilometer vor dem Ortskern, kann man montags bis samstags sein Auto abstel- len, um den 4,6 Kilometer langen Rundwanderweg mit dem nüchternen Namen „Bewässerungskanal des Guadalmina“zu absolvieren. Am Sonntag ist dieser asphaltierte Platz von 8 bis 15 Uhr den Markthändlern vorbehalten. Dann muss man etwas weiter unten sein Fahrzeug auf einer wilden, nicht gepflasterten Fläche parken. Doch gerade einen Spaziergang durch die Natur mit einem anschließenden Bummel auf dem Markt zu verbinden, hat einen ganz beson- deren Reiz, weshalb der Sonntag als Wandertag durchaus zu empfehlen ist.
Ausgerüstet mit ausreichend Wasser, macht man sich dann parallel zur A-7175 auf den Weg zum Aussichtspunkt und kann
Die Holzbrücke wurde am 3. Oktober 2014 von Bürgermeister José Antonio Mena eingeweiht
gleich zu Beginn der Tour über die am 3. Oktober 2014 von Bürgermeister José Antonio Mena Castilla eingeweihte Holzbrücke staunen, die sich ohne Stützpfeiler über den Fluss Guadalmina spannt. Überquert man die Konstruktion, offenbart sich beim Blick in die Tiefe der Angosturas-Schlucht ein Wasserlauf, der auch bei Canyoning-Freunden beliebt ist.
Nachdem die erste Hürde gemeistert ist und die Selfies von der waghalsigen Brückenüberquerung geschossen sind, geht es kurz im Zick-Zack-Kurs zu den restaurierten kleinen Kanälen, die vor mehr als zehn Jahrhunderten von den Arabern aus dem Río Guadalmina angelegt wurden, um die Obst- und Gemüsegärten und die anliegenden Gehöfte zu bewässern. Auf flachem Terrain geht man gemütlich entlang den plätschernden Kanälen. Zum Teil wurden sogar Metallstege angelegt, die dem Wanderer ermöglichen, trockenen Fußes voranzukommen. Fast zwei Jahre hat es gedauert, bis der Wanderweg, der von Ausflüglern aller Altersklassen ohne Mühe in einer Stunde und 50 Minuten bewältigt werden kann, fertig war.
Schilder in zwei Sprachen
Jetzt, in den heißen Monaten des Jahres, sind die Morgen- und Abendstunden für die Tour besonders zu empfehlen, obwohl die zahlreichen Bäume durchaus Schatten spenden. Zeit zum Innehalten sollte man sich auf jeden Fall nehmen. Bei fröhlichem Vogelgezwitscher kann man sich auf Schildern in spanischer und englischer Sprache über die Fauna am Wegesrand informieren. So erfährt man, dass die allgegenwärtigen Johannisbrotbäume gegen Trockenheit resistent sind, Korkeichen über ihre Blätter Wasser speichern und die Früchte der Zwergpalme vielen Tieren als Nahrung dienen. Und beim Anblick des rosa blühenden Oleanders hat man tatsächlich das Gefühl, im Garten Eden gelandet zu sein.
Eine ganze Weile begleiten den Wanderer die Kanäle, die ein Beispiel der frühen Ingenieurskunst sind. Früher gab es einen eigenen „Wasser-Bürgermeister“, der die Bewässerungszeiten festlegte und dafür sorgte, dass die Rinnen stets sauber und in einwandfreiem Zustand waren. Heute kümmert sich die Gemeinde um die Instandhaltung der Bewässerungskanäle und des Rundwanderwegs.
Nach etwa einem Drittel des Weges lädt ein Tisch mit Sitzbänken zu einer kurzen Vesperpause ein, bevor der Endpunkt der Kanäle erreicht ist, die das Wasser wieder in die Tiefe stürzen lassen. Von da an wird der Pfad breiter und man gelangt zu einem Aus- sichtspunkt, der einen herrlichen Blick über den Golfplatz La Quinta hinweg auf die Küste von San Pedro Alcántara bietet. Nach ein paar Kurven gelangt man an eine Verbindungsstraße zwischen der Urbanisation und der A-7175. Ein paar Meter weit läuft man parallel zur Straße und über die Fahrzeugbrücke, bis es nach rechts wieder von der Zivilisation zurück in die Wildnis geht. Auf einem schmalen Pfad entlang des Río Guadalmina legt man das letzte Drittel des Wanderwegs zurück und kann beobachten, wie das Wasser über eine Staustufe rauscht und den Weg ins Meer sucht oder in der schweißtreibenden Epoche des Jahres schon vorher im Flussbett versiegt. Einen Mückenspray sollte man auf jeden Fall dabei haben, wenn man auf diesem letzten Teil des Weges unterwegs ist, der mit einer steilen Treppe zurück zum Flohmarkt-Gelände zu den anstrengendsten gehört.
Einen Besuch in Benahavís sollte man unbedingt mit einplanen. Dort warten kühle Drinks und leckere Tapas.