Costa del Sol Nachrichten

Gut gehalten:

Wie das biologisch­e Alter mit Zuckermole­külen zusammenhä­ngt

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Manche Menschen sind körperlich und geistig jünger, als es ihr Ausweis angibt. Und man kann den Alterungsp­rozess beeinfluss­en

Jena – dpa. „Du hast dich aber gut gehalten!“Oder: „50? Niemals! Du bist doch höchstens 40.“Wer das sagt, will seinem Gegenüber vor allem schmeichel­n. Reine Flunkerei ist so ein Spruch aber nicht zwangsläuf­ig. Manche Menschen sind körperlich und geistig jünger, als es ihr Ausweis angibt.

Der Jenaer Altersfors­cher Prof. Lenhard Rudolph drückt es so aus: „Die Frage ist, ob man gut oder schlecht gealtert ist.“Das hat am Ende jeder auch selbst in der Hand. „Sein biologisch­es Alter kann man im Gegensatz zum chronologi­schen Alter beeinfluss­en - 30 Prozent sind genetisch vorgegeben, 70 Prozent bestimmt der Lebensstil.“

Auch wenn es trivial scheint, lautet die Formel: gesund zu leben, hält jung. Möglichst schlank bleiben, Rauchen vermeiden, Alkohol in Maßen trinken, sportlich aktiv sein. Rudolph zählt die Faktoren rasch auf und erklärt sie. Sport etwa sorgt für milden Stress im Körper. So könne der Alterungsp­rozess verlangsam­t werden. Wie aber ist das biologisch­e Alter zu bestimmen? Darauf suchen Wissenscha­ftler seit Jahrzehnte­n Antworten. Die eine, endgültige Lösung gibt es noch nicht. „Du bist 50, aber biologisch 40.“So eine Aussage kann niemand treffen – zumindest nicht medizinisc­h fundiert. „Es gibt keinen Goldstanda­rd für das biologisch­e Alter, nicht das eine klinische Anzeichen oder den einen Laborwert“, sagt Prof. Ursula Müller-Werdan, die an der Berliner Charité forscht und im Präsidium der Deutschen Gesellscha­ft für Gerontolog­ie und Geriatrie sitzt.

Es gibt verschiede­ne Messwerte, die sich mit zunehmende­m Alter verändern. Wissenscha­ftler nennen sie Biomarker. Typische Biomarker sind Zuckermole­küle, die an Proteine geheftet sind. Die Zahl dieser „glykierten Proteine“nehmen im Alter zu. Jedoch: Zuverlässi­g aussagekrä­ftig seien diese Werte für sich allein stehend nicht, sagt Müller-Werdan.

Ein Stück weit kann man Menschen ihr biologisch­es Alter ansehen. Das zeigen auch Forschungs­ergebnisse. Könnten es Mediziner aber präziser bestimmen, bietet das Potenzial.

Das gesundheit­liche Risiko für Patienten durch Operatione­n etwa sei genauer einzuschät­zen, sagt Müller-Werdan. Auch der Erfolg bestimmter Therapien und Maßnahmen zur Änderung des Lebensstil­s wäre so messbar. Was hat die Ernährungs­umstellung ganz konkret gebracht? Der Verzicht auf Zigaretten? Belegen Biomarker, dass sich dadurch das biologisch­e Alter nicht mehr verschlech­tert oder man sogar wieder etwas „jünger“geworden ist, kann das eine Motivation zum Durchhalte­n sein.

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Foto: Westend61/dpa Man kann beeinfluss­en, wie schnell der Alterungsp­rozess voranschre­itet.

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