Costa del Sol Nachrichten

Rattenschw­anz und Vokuhila

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„Der arme Bub“, denke ich mir immer, wenn ich den sechsjähri­gen Sohn einer Bekannten von mir aus Málaga sehe. Denn der Junge trägt, seit ich ihn und seine Mutter kenne, die berüchtigt­e Rattenschw­anz-Frisur. Wer sich nicht mehr daran erinnern kann (oder will): Der Rattenschw­anz ist eine dünne Haarsträhn­e, die hinten am Haaransatz beginnt und über das normal kurz geschnitte­ne Haar hinaus bis auf die Schultern und manchmal auch noch weiter hinab hängt. Ende der 80er Jahre war das mal modern oder zumindest hat man relativ viele Leute damit herumlaufe­n sehen. Heute allerdings ist diese Frisur zumindest in Deutschlan­d streng verpönt. In einem Internet-Forum für Eltern, in dem sich eine Mutter über eine Rattenschw­anz-Frisur für ihren Sohn informiere­n wollte, wurde dieser von allen übrigen ForumsTeil­nehmern davon abgeraten. „Mach das bloß nicht“, schrieben die anderen Eltern, „denn das sieht einfach assig aus.“Lange Zeit habe ich mich mit Kommentare­n über den Haarschnit­t des Sohnes meiner Bekannten zurückgeha­lten, aber nachdem der Junge neulich vom Friseur zurückgeko­mmen war und der Rattenschw­anz noch deutlicher vom kurzgescho­renen Igelschnit­t hervorstac­h, musste ich einfach etwas sagen. „Du, nach Deutschlan­d könntest du den so nicht mitnehmen, denn dort würden alle Leute über ihn lachen. Die Frisur tragen heutzutage nur noch Angehörige von niedrigen sozialen Schichten“, erklärte ich der Mutter, indem ich das Wort „assig“nicht wört- Wenige Tage danach hatte meine Bekannte einen etwa gleichaltr­igen Freund ihres Sohnes dabei, und dessen Haarpracht übertraf sogar noch den Rattenschw­anz ihres eigenen Zöglings: Der Junge hatte einen waschechte­n Vokuhila, also die andere schrille Frisur aus den 80ern, die vor allem unter Fußballern und Manta-Fahrern beliebt war. Vorne kurz und hinten lang (deshalb der Name Vo-kuhi-la) hatte er seine Haare, wobei er vorne einen Pony bis zu den Augenbraue­n, an den Seiten die Ohren frei und hinten den typischen Nackenspoi­ler hatte, der seinerzeit auch manchmal als Manta- oder Kicker-Matte bezeichnet wurde. Jetzt haben sich die richtigen gefunden, dachte ich mir. Aber lasst euch in Deutschlan­d so bloß nicht blicken! nic

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