Mangelnde Attraktivität schadet nur Männern
Spanische Studie weist erotisches Kapital empirisch nach und kommt zu überraschendem Ergebnis
Barcelona – ck. Ein Forschungsergebnis, das überrascht: Dem Schönheitskanon nicht zu entsprechen, schadet Männern, aber nicht Frauen bei der Partnersuche. Das fördert ein Forschungsprojekt zu Tage, das der Dozent der Fernuni UNED, Juan Ignacio Martinez Pastor, in der Zeitschrift „Revista Española de Investigaciones Sociológicas“(Reis) beschrieben hat, und das die Zeitung „La Vanguardia“aufnimmt.
Ausgangspunkt war das umstrittene Buch der britischen Soziologin Catherine Hakim „Erotisches Kapital“(2011). David Beckham und Carla Bruni besitzen das Zusammenspiel von Schönheit, Sympathie, Energie, Vitalität und sexueller Ausstrahlung und sind deshalb so erfolgreich, lautet die These verkürzt. Besonders Frauen riet Hakim im postfeministischen Klima, das erotische Kapital bewusst einzusetzen, um voranzukommen, gut zu heiraten, einen gutbezahlten Job zu ergattern und sozial aufzusteigen.
4.000 Personen befragt
Martínez Pastor hat versucht, diese These mit empirischen Daten zu belegen. Als Leiter der Forschungsabteilung des Zentrums für Soziologische Studien (CIS) hat er 2013 und 2014 rund 4.000 Personen befragen lassen. Das Ergebnis kehrt die Geschichte um: Es sind die hässlichen Männer, die am we- nigsten Chancen auf eine feste Beziehung haben. Die Frauen hingegen bewegen sich auf dem Heiratsmarkt, egal, ob sie als hübsch oder nicht gelten. Das würde bedeuten, dass sie einen Schritt weiter gekommen sind Richtung Gleichberechtigung und Freiheit. Das Aussehen ist nicht länger wesentlich für sie.
Diese Entwicklung hat begonnen, als die Frauen verstärkt auf den Arbeitsmarkt strömten. Der Mann war nicht länger automatisch der Versorger. Auch für ihn wurde es wichtig, sein erotisches Kapital einzusetzen, um sich eine feste Beziehung zu sichern. Fehlende Attraktivität reduziert die Möglichkeit für Männer, eine Part- nerin zu finden, um 15 bis 17 Punkte gegenüber attraktiven Männern und zehn Punkte im Vergleich mit „normalen“Männern. Obwohl die Studie nach der physischen Attraktivität bei der Partnersuche fragt, ist ein entscheidender Faktor der Bildungsgrad.
Bildung ist wesentlich
Ein ähnliches Bildungsniveau ist für die Partnersuche gewünscht. Da es mehr Frauen mit Universitätsabschluss als Männer gibt, hat sich aber auch hier der Habitus umgekehrt, dass die Frau aufblickt zum gebildeten Mann. Wenn sich eine gebildete Frau allerdings in einen „ungebildeten“Mann verliebt, dann, weil der gut aussieht.