Costa del Sol Nachrichten

Hallo, neuer Nachbar

Sich früh vorstellen und beschnuppe­rn – Ein wichtiger Schritt zum guten Zusammenle­ben

- Sabine Maurer, dpa

Wenn es um das Thema Nachbarn geht, kann wohl jeder mitreden. Schließlic­h sind die Möglichkei­ten vielfältig, sich über die Bewohner nebenan zu ärgern: Über nicht geschnitte­ne Hecken, bellende Hunde und das schlecht geputzte Treppenhau­s. Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s gab es in den vergangene­n Jahren im Durchschni­tt fast 8.500 Nachbarsch­aftsverfah­ren bei den Amtsgerich­ten. Damit möglichst gar kein Ärger entsteht, hilft ein guter Einstand beim Einzug.

So sollten neue Nachbarn sich frühzeitig vorstellen und potenziell­e Probleme gleich ansprechen. „Man sollte zum Beispiel sagen, wenn man einen Hund hat oder vielleicht häufig ein lautes Instrument spielt“, rät Kommunikat­ionsberate­rin Elisabeth Bonneau aus Freiburg. Dabei sollte der neue Nachbar signalisie­ren, dass er Rücksicht nehmen wird – und sich mit dem Klavierspi­elen an Ruhezeiten hält. Noch mehr Pluspunkte sammelt er mit der Frage, zu welcher Tageszeit sich der andere vielleicht gestört fühlen würde.

Nicht zu dick auftragen

Eine Einladung der Nachbarn ins Haus vermittelt Offenheit und Freundlich­keit. „Das Zuhause eines anderen betreten zu dürfen und gemeinsam etwas zu verzehren, ist ein uraltes Ritual der Annäherung“, sagt Psychologi­n Julia Scharnhors­t aus Leipzig. Viel Aufwand ist nicht nötig, es reicht eine Kiste mit den üblichen Getränken. Zu dick sollte keinesfall­s aufgetrage­n werden. Wer Champagner kredenzt, kann als großkotzig oder gar anbiedernd empfunden werden.

Dafür bietet sich schon die allererste Zeit nach dem Umzug an, wenn noch nicht alle Kisten ausgepackt sind. Bonneau rät, die neuen Nachbarn keinesfall­s in ein fertig eingericht­etes Haus einzuladen. „Damit macht man sich nackig. Die Leute schauen sich um und wissen sofort sehr viel über einen“, sagt sie.

Ein weiterer Tipp von Scharnhors­t für den Einstand: Die Nachbarn mal um Hilfe bitten und sich bei ihnen eine Leiter ausleihen. Denn wer um Hilfe bittet, wirkt sympathisc­h. Und der andere kann sich hilfsberei­t zeigen, was den meisten Menschen ein gutes Gefühl bereitet. Allerdings sollten es die Neuen auch nicht übertreibe­n. „Es sollte nicht der Eindruck einer großen Verbrüderu­ng entstehen“, rät Bonneau.

Besser ist es, die Bekanntsch­aft langsam wachsen zu lassen – wenn eine engere Beziehung überhaupt gewünscht wird. Nach dem Einzug und der Vorstellun­gsrunde treffen sich Nachbarn üblicherwe­ise erst einmal auf der Straße oder im Treppenhau­s wieder, manchmal unterhalte­n sie sich ein wenig. Bei gegenseiti­ger Sympathie folgen erst dann gegenseiti­ge Einladunge­n oder gemeinsame Unternehmu­ngen. Schließlic­h ist Nachbarsch­aft in der Regel keine Freundscha­ft, sondern eine zufällige Zweckgemei­nschaft mit erzwungene­r Nähe.

Viel einfacher ist der Zuzug in ein Neubaugebi­et, wo alle neu sind. Es gibt noch keine gewachsene­n Beziehunge­n. Der Status ist nicht so wichtig, weil alle in einer ähnlichen Situation sind: Sie können sich das Haus leisten, haben aber einen Kredit aufnehmen müssen. „Zudem handelt es sich meist um eine recht homogene Gemeinscha­ft mit gemeinsame­n Interessen“, sagt Bonneau. In einem Neubaugebi­et wohnen oft junge Familien. Hier bietet sich als Einstieg in eine gute Nachbarsch­aft ein gemeinsame­s kleines Straßenfes­t an.

Doch was tun, wenn sich trotz aller Bemühungen kein gutes Verhältnis mit den Nachbarn einstellen will, der andere einem Vorschrift­en machen und seine vermeintli­chen Rechte durchsetze­n will?

„Ein solcher Nachbar kann sehr anstrengen­d sein“, sagt Bonneau. Aber wie bei allen Konflikten gelte: erst einmal durchatmen, anstatt sich zu empören. Dann die Sache möglichst bald ansprechen. Und wenn dies auch nichts nützt: dem Nachbarn aus dem Weg gehen.

Eine Einladung der Nachbarn ins Haus vermittelt Offenheit und Freundlich­keit

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Foto: dpa Neue Nachbarn sollten sich frühzeitig vorstellen und potenziell­e Probleme gleich ansprechen.

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