Drolliger Fisch
Doch dem Seepferdchen geht es schlecht – Lebensraum schrumpft
Seepferdchen sind in jeder Hinsicht besonders. Nicht nur, weil sie den Kopf eines Pferdes und den Schwanz eines Klammeraffens haben. Auch ihre Lebensweise ist einzigartig. So sind es die Männchen, die den Nachwuchs in ihrer Bauchtasche austragen und auf die Welt bringen. Doch dem sympathischen kleinen Fisch, der früher reichlich im Mar Menor in der Region Murcia zu finden war, geht es schlecht. Der Bestand ist in den vergangenen Jahren dramatisch gesunken. Schuld daran sind die Verschmutzung und die Zerstörung der Seegraswiesen in der Lagune. Wissenschaftler und Aktivisten versuchen seit mehr als zehn Jahren, das Seepferdchen zu retten.
Seepferdchen sind in jeder Hinsicht besonders. Ihr Äußeres erinnert nur sehr wenig an einen Fisch. Ihr Kopf gleicht dem eines Pferdes, ihr Hinterleib dem eines Wurms. Aber nicht nur ihr Aussehen ist auffällig, auch ihre Lebensweise. José Antonio Oliver aus Cartagena hat eine enge Beziehung zum Seepferdchen. „Als Kind verbrachte ich jeden Sommer am Mar Menor, bin mit Brille und Schnorchel abgetaucht, und plötzlich war er da, mein kleiner Begleiter. Er streifte mein Bein oder wickelte seinen Schwanz um meinen Zeh. Mich verbindet mit dem Seepferdchen eine Sommerfreundschaft.“
Das war vor mehr als 20 Jahren, als es noch reichlich Seepferdchen im Mar Menor in der Region Murcia gab und der kleine Fisch quasi das Emblem eines der größten Binnenmeere Europas war. Heute sind Begegnungen mit dem Seepferdchen eher selten. Der Bestand hat in den vergangenen Jahren dramatisch abgenommen.
Ein Grund für José Antonio Oliver, sich für den Erhalt des Seepferdchens zu engagieren. Er ist Koordinator bei der Vereinigung Hippocampus, dem wissenschaftlichen Name für das Seepferdchen. Die Organisation hat am 24. Juni ihr zehnjähriges Bestehen im Kulturhaus in San Pedro del Pinatar gefeiert. „Wir widmen uns schon länger dem Seepferdchen. Die Vereinigung haben wir gegründet, um Subventionen für Projekte beantragen zu können“, sagt der Techniker, der in einem Labor der Fakultät für Biologie an der Universität von Murcia arbeitet.
Neun Fischchen pro Hektar
Das Ziel der 30 Mitglieder und vielen Freiwilligen von Hippocampus ist es, genügend Daten zu sammeln und zu erreichen, dass das Seepferdchen in den Spanischen Katalog für bedrohte Arten aufgenommen wird. „Dann wäre die Erhaltung und der Schutz des Bestandes verpflichtend“, sagt José Antonio Oliver. Zwar stehe das Seepferdchen im Roten Buch für Wirbeltiere der Region Murcia. „Aber das bedeutet nur, dass man es nicht töten, nicht stören und nicht aus seinem Lebensraum ver- treiben soll.“Die Voraussetzung für einen Eintrag in den Spanischen Katalog für bedrohte Arten ist der Nachweis, dass der Bestand der Tierart in den vergangenen 50 Jahren um 40 Prozent abgenommen hat. „Wir sind sicher, dass das auf das Seepferdchen zutrifft. Aber noch können wir keine genauen Zahlen vorlegen.“
Hippocampus startet regelmäßig Kampagnen, um die Fische zu zählen. Dann steigen jeweils zwei Taucher mit Stift und Zettel ab auf der Suche nach Seepferdchen. Keine einfache Angelegenheit, denn sie verstecken sich am Meeresboden und sind nicht sofort zu erkennen. Werden die Taucher fündig, messen sie die Tiere, bestimmen das Geschlecht und zählen, wie viele Exemplare sie in einer bestimmten abgesteckten Zone gefunden haben. Die Daten aller Tauchgänge werden zusammengetragen und daraus eine Schätzung vorgenommen. „Den neuesten Zahlen aus dem vergangenen Jahr zufolge haben wir neun Seepferdchen pro Hektar registriert.“Das ist wenig.
Lukratives Geschäft
Die Bedrohungen für den kleinen Fisch sind vielfältig. „Es fängt mit den Leuten an, die baden gehen, ein Seepferdchen sehen und es mitnehmen“, sagt José Antonio Oliver. „Der Handel mit getrockneten Seepferdchen ist ein lukratives Geschäft.. Um auf mehrere hundert Kilogramm getrockneten Fisch zu kommen, müssen viele tausende lebende Exemplare einfangen werden.“Erst im Dezember 2016 beschlagnahmte die Guardia Civil in Marbella 1.424 getrocknete Seepferdchen, die über sieben Kilogramm wogen und für 10.000 Euro nach China verkauft werden sollten. Dort glauben Menschen, dass zerstoßene Seepferdchen heilende und potenzsteigernde Wirkungen haben. Fünf Verdächtige wurden festgenommen.
Eine weitere Gefahr stellen tierische Einwanderer, sogenannte Invasoren dar, die vom Mittelmeer über künstliche Kanäle in das Mar Menor gelangen und sich breit machen, wie zum Beispiel Wolfsbarsch oder Blaukrabbe. „Dem gefräßigen Wolfsbarsch schmecken Seepferdchen“, sagt José Antonio Oliver. „Die aus Nord- und Sü-