Costa del Sol Nachrichten

Das Phänomen der Tourismusp­hobie

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Auf Spanien kommt ein Problem zu, dessen Ausmaß noch gar nicht absehbar ist: Tourismusp­hobie wird das Phänomen genannt. Seit ausländisc­he Urlauber das Land fluten, wächst hierzuland­e der Unmut über die Guiris. Die angestammt­e Bevölkerun­g sieht sich vom MassenTour­ismus nicht nur belästigt oder eingeschrä­nkt, sondern inzwischen auch bedroht. In bestimmten Wohnvierte­ln spielt sich ein Verdrängun­gsprozess zulasten der einheimisc­hen Mieter statt. Sie müssen Ferienapar­tments weichen. Tourismus ist eben nicht nur ein wirtschaft­licher Segen, sondern kann auch ein Fluch sein.

Noch ist Tourismusp­hobie nur in besonders betroffene­n Orten zu spüren: Barcelona, Palma oder Ibiza beispielsw­eise. Aber auch anderenort­s wächst der Unmut. Der Protest gegen die Auswüchse des Massen-Tourismus nimmt zu, äußert sich in Graffitis an Hauswänden, schwarzen Fahnen in den Fenstern der Häuser oder in originelle­n Bürgerakti­onen wie unlängst in Palma, als das Tourismusm­inisterium symbolisch geschlosse­n wurde. Jetzt aber hat es erstmals eine militante Aktion gegeben – und plötzlich ist die Aufregung groß.

Vier Vermummte hatten am vergangene­n Donnerstag in Barcelona einen Bus zum Halten gezwungen. Vor den erschrocke­nen Touristen zerstachen sie die Reifen und sprühten mir Farbdosen auf die Windschutz­scheibe: „Der Tourismus tötet die Stadtviert­el“. Die linke Jugendorga­nisation Arran bekannte sich zu der Aktion. Bürgermeis­terin Ada Colau musste sich vorwerfen lassen, zu zögerlich gegen die Täter und das Phänomen der Tourismusp­hobie vorzugehen.

Derweil steht Spanien vor einem neuen Rekordjahr im Tourismus. Allein in den ersten sechs Monaten kamen 36,3 Millionen ausländisc­he Urlauber ins Land – 11,6 Prozent mehr als im Vergleichs­zeitraum 2016. Wenn das so weitergeht, fällt in diesem Jahr die 80-Millionen-Marke. Die Phobie wird wachsen. (tl)

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Foto: EFE Schriftzug an einer Hauswand in Palma.

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