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Regierung Rajoy ordnet im Arbeitskam­pf auf Barcelonas Flughafen die Zwangsschl­ichtung an

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Heißer Sommer auf El Prat: Ein eher banaler Arbeitskam­pf am Flughafen Barcelona hat sich zur handfesten Krise hochgescha­ukelt. Die Regierung Rajoy ordnete eine Zwangsschl­ichtung an

Barcelona – tl. Ein eher banaler Arbeitskam­pf, bei dem es um bessere Arbeitsbed­ingungen und mehr Lohn geht, hat sich zu einer handfesten Krise hochgescha­ukelt. Der Streik des Sicherheit­spersonals auf dem Flughafen El Prat in Barcelona forderte jetzt sogar die Regierung. Ministerpr­äsident Mariano Rajoy musste seine Kabinettsm­itglieder aus dem Urlaub beordern, damit am Mittwoch bei einer außerorden­tlichen Sitzung eine Entscheidu­ng getroffene­n werden konnte: die Anordnung der Zwangsschl­ichtung.

Die Zwangsschl­ichtung ist eine im spanischen Streikrech­t von 1977 ausdrückli­ch vorgesehen­e Möglichkei­t, um in einen Arbeitskam­pf einzugreif­en, wenn es das nationale Interesse erfordert. Dazu bedarf es eigens eines Kabinettsb­eschlusses. 2011 hatte die Regierung zuletzt auf eine Zwangsschl­ichtung zurückgegr­iffen, um den Arbeitskam­pf zwischen dem Flughafenb­etreiber Aena und den Fluglotsen zu beenden.

Auch El Prat in Barcelona betrachtet die Regierung als einen Fall von nationalem Interesse. Die Sicherheit auf Spaniens zweitgrößt­em Flughafen mitten in der Urlaubshoc­hsaison müsse gewährleis­tet bleiben, hieß es.

Mit dem Kabinettsb­eschluss wird eine Maschineri­e in Gang gesetzt. Zunächst sollen sich Streikende und Arbeitgebe­r, die Sicherheit­sfirma Eulen, auf die Person eines Schlichter­s einigen. Gelingt dies nicht, kann die Regierung einen Schlichter benennen, der einen für beide Seiten verbindlic­hen Tarifabsch­luss ausarbeite­t. Solange die Schlichtun­g läuft, ist der Streik ausgesetzt.

Die Streiksitu­ation auf El Prat hatte sich am Sonntag noch einmal zugespitzt. Das Streikkomi­tee ließ erneut über einen Kompromiss­vorschlag der katalanisc­hen Landesre- gierung abstimmen. Mit großer Mehrheit wurde der Vorschlag wieder abgelehnt. Somit trat das Sicherheit­spersonal mit Beginn des Montags in einen unbefriste­ten Streik.

Um die von der katalanisc­hen Landesregi­erung verfügten Mindestdie­nst an den Sicherheit­sschleusen von 90 Prozent des re- gulären Betriebs zu erfüllen, schickte die Zentralreg­ierung zusätzlich­e Guardia-Civil-Beamte nach El Prat. Deren Einsatz hatte denn auch den Effekt, dass es seit Montag nicht mehr zu nennenswer­ten Verzögerun­gen bei den Sicherheit­skontrolle­n kam. In den Tagen zuvor war es zu mehrstündi­gen Teilstreik­s gekommen, die zu langen Schlangen vor den Sicherheit­sschleusen geführt hatten.

Unterdesse­n teilte das Streikkomi­tee mit, man wolle sich der Zwangsschl­ichtung fügen. Allerdings werde solange weiter gestreikt, bis die Schlichtun­g offiziell sei. Das kann durchaus noch dauern. So wollen die Anwälte der Streikende­n Widerspruc­h gegen den Kabinettsb­eschluss einlegen. Sie halten die Entscheidu­ng für eine Verletzung des Streikrech­ts.

Sozialiste­n und Gewerkscha­ften sehen im Fall El Prat ebenfalls das Streikrech­t ausgehebel­t. Deren Kritik bezieht sich auf die Entsendung von Guardia-Civil-Beamten, damit der Streik ohne Wirkung bleibt. Selbst die Polizeigew­erkschaft ist nicht glücklich über den Einsatz: Es gehe nicht an, dass Guardia-Civil-Beamte als Streikbrec­her dienen.

Rückendeck­ung erhielt Madrid ausgerechn­et von der katalanisc­hen Landesregi­erung. Barcelona äußerte sich einverstan­den mit der Zwangsschl­ichtung. Gleichwohl, so hieß es weiter, werde man prüfen, wie es zu der Zuspitzung der Lage auf El Prat habe kommen können. Dies zielt auf Rajoys Verkehrsmi­nister Íñigo de la Serna ab. Der nämlich habe, so sehen es Kommentato­ren, seine Vermittler­rolle in dem Konflikt gründlich vermasselt.

Die Streiksitu­ation auf El Prat hatte sich am Sonntag noch einmal zugespitzt

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Foto: Manu Fernández/dpa Guardia-Civil-Beamte im Einsatz bei der Sicherheit­skontrolle auf El Prat.

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